Frisch aus dem Archiv: die cineastischen Vier! (Oder: früher war alles besser).

cine4

Es gab bis ins Jahr 2003 oder 2004 herum eine spaßige Seite, erreichbar unter www.cine4.de – die cineastischen Vier. Dort wurden recht bissig Filme besprochen und kritisiert, es war ein Kreis von vier nicht näher genannten Filmliebhabern.

Dieser erlauchte Kreis hatte eine durchaus erkleckliche Fangemeinde, und sie hatten eine eigene Rubrik namens „Deutschdümelei„, die sich einzig und alleine der Fernsehunterhaltung der 70er Jahre widmete.

In dieser Rubrik wurde so ziemlich alles besprochen, was das Fernsehen dieses Jahrzehnts hergab, und das war doch etliches.

Sei es nun darum, dass das Wirken vom ewigen Assistenten Derricks, Harry Klein, groß und breit diskutiert wurde, man sich mit der sonoren Stimme vom 7. Sinn, Egon Hoegen, auseinander setzte oder einfach alle Nummer 1 Platzierungen der Hitparade auflistete. Ebenso sprach man über den ewigen Zweikampf zwischen Max Greger und James Last, fulminierte darüber, ob Peter Alexander nun ein Charmeur oder Schleimbeutel sei (damals lebte er noch), nahm mal die Mitgliederliste der Les Humphreys Singers auseinander oder entdeckte gute, aber niemals vollendete Fernsehserien wie „Diamantendetektiv Dick Donald“ mit Götz George wieder.

Höhepunkt der Auflistung war unter anderem das komplette Fernsehprogramm eines Tages und später gar einer Woche aus den 70ern. Viel war es ja nicht, denn es gab meistens nur drei Sender – ARD, ZDF und den Regionalsender wie WDF oder BR, wenn man an der Grenze lebte noch einen ausländischen mit viel Glück – und das war’s dann auch schon. Auch wurde nicht rund um die Uhr gesendet, es gab noch den guten, alten Sendeschluss.

Und noch vieles mehr, die Tatortkommissare besuchten sich noch gegenseitig und leisteten sich so Amtshilfe, der Straßenfeger „Der Kommissar“ wird auch in aller Tiefe behandelt und  jetzt hat sich mal einer die Mühe gemacht und die Seite aus den Tiefen eines Archivs rekonstruiert. Alleine dies zu lesen ist sicher für viele höchst interessant, höchst amüsant und manchem wird dabei dann wohl doch wehmütig der Satz „Früher war alles besser!“, zumindest aber das Fernsehprogramm, über die Lippen kommen. Wundern würde es mich nicht, alles in allem doch nach wie vor sehr lesenswert.

So wahr…

Gestern war in München wieder der Starkbieranstich mit dem üblichen Derblecken plus Singspiel. Derblecken ist eine knapp einstündige Rede, in der eine fiktive Figur wie Bruder Barnabas oder aktuell Mutter Bavaria den anwesenden Politikern ordentlich die Leviten liest. Gut, die Rede selber war dieses Jahr in Ordnung hätte aber noch schärfer sein können, aber eine Luise Kinseher ist nunmal kein Django Asül oder Michael Lerchenberg oder Bruno Jonas, die da deutlich besser kamen.

Dafür war das Singspiel von Thomas Lienenlüke unter der Regie von Marcus H. Rosenmüller das Beste seit langem. Es war wieder ein Singspiel ohne viel technischen Tralala, das alleine durch die Leistungen der durchweg sehr guten Schauspieler glänzte.

Mein Lieblingsspruch dabei ist der folgende, dem man Seehofer in den Mund gelegt hat:

Die Grünen, das ist im Grunde Schwarz für Farbenblinde. Der neue Grünenwähler, der ist konservativ bis ins Mark. Das einzige Grüne, was der noch kennt, ist der Edelschimmel auf seinem Biokäse.

So wahr, so wahr… und weil der Bayerische Rundfunk inzwischen neue Wege geht, gibt’s das gesamte Singspiel auch offiziell vom BR auf Youtube eingestellt und einbettbar. Na, das ist doch mal was.

Und Ilse Aigner glänzt vor allem durch eins: ihr Dirndl!

Ich trag so gern Dirndl. Drum hab ich dahoam dreihundertdreiundreißig Drindl, für jeden Anlass, das Aufstehdrindl, das Brotzeitdirndl, das Gutenachtdirndl, und unter Dirndl trag ich noch ein Unterdirndl und wan ich nackert bin, ganz nackert, dann wachst mir ein Dirndl ganz von alleine nach.

Peer Steinbrück meinte gar:

Ich bin von Haus aus ein Frauentyp, sportlich, schlank, ich hab mich von Florian Pronold coachen lassen, um wenigstens ein bisschen Charisma zu verlieren. Dass ich bloss nicht noch aus Versehen diese verdammte Wahl gewinne. Kanzler der SPD. Pfhhh…

Und wer nach dem Singspiel immer noch nicht kapiert hat, dass die Freien Wähler keine Alternative sind, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Ja der Lanz der kann’s…

Ein schöner Lanz, nur um den geht’s leider nicht ganz… (Bild: Pilot_Michael von Flickr unter http://www.flickr.com/photos/pilot_michael/).

Gestern war es wieder einmal soweit: der große Fernsehunterhaltungsdampfer des ZDF namens „Wetten dass…?“ lud zu einer Kreuzfahrt durch die seichten Gewässer der gediegenen Familienunterhaltung deutscher Samstagabendshowdinosaurier ein.

Es war die zweite Ausgabe nach Gottschalk, präsentiert wurde es wieder vom sich besser benehmenden und besser aussehenden Südtiroler Markus Lanz und man sah: das Format ist stark genug, dass es auch ohne Gottschalk funktioniert. Schön für das ZDF.

Und wie war die Sendung? Mit einem Wort: Schnarch! Stinklangweilig war’s. So langweilig, dass man glatt vor der Kiste geneigt war einzuschlafen – und daher ging’s knapp eine Stunde nach Beginn der Sendung direkt ins Bett. Denn: wenn schon schlafen, dann aber bitte auch gleich richtig!

Mir ist es rätselhaft, wie die Journaille heute diese Sendung in Spannungshöhen schreiben kann, die sich mir dort nicht offenbarten. Lanz, das fleischgewordene Schlafmittel, sollte folgerichtig in Zukunft seine Sendung wie früher Gottschalk von einem Sponsor bewerben lassen, der zu ihm passt.

Mein Vorschlag: Baldrian. Irgendeinen spendablen Hersteller wird man doch sicher auftreiben können…