Die grausame Herrin Ästhetik

Vor kurzem schrieb Aeneas bei sich einen Post über seine grausame Herrin, die Ästhetik, und wie diese ihn gar fest in den Klauen hält. Kurz und gut, er braucht eine visuell stimulierende Gegend und nicht einen wie dahin gerotzt aussehenden Prefabhaufen von der Stange, um sich wohl zu fühlen. Ohne eine gute Ästhetik kommt bei ihm höchstens ein Brechreiz auf und er mag da gar nicht erst spielen.

Tja… unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Meinungen. Einerseits kann ich es verstehen, andererseits aber macht eine schöne Ästhetik alleine noch kein Rollenspiel, es kann aber sehr wohl gutes Rollenspiel auch bei furchtbarer Ästhetik geben und Geschmäcker sind sowieso total verschieden. Wen aber die Ästhetik so erbarmungslos in den Klauen hat, der wird es vermutlich fast überall ziemlich schwer haben, überhaupt in Spiellaune zu kommen.

Die Veranstaltung nennt sich immerhin noch Rollenspiel und nicht Architekturseminare für Simbesitzer und deren Aufbaukurse gescheites Terraforming sowie supertolle Eigenbauten. Mir fällt dazu die alte Geschichte vom Fischer und dem Meer ein.

Cherrypicking

Da ich es gerade mal wieder wo in einem Profil gesehen habe:

NO KILLING me without a very very good reason agreed to by me in IM unless I behave provable ungorean. This includes Assassins and Kurii.
If you kill me you agree to RP with me 1:1 in a private sim for the time it lasts, I’m not sitting out of RP just because your RP fails – Goreans respect life, they do not kill a captured woman.

Bei Python ist das Motto „Batteries included“, hier lautet es wohl analog „Godmode included.“ Zeusels Gor-Grundschule lässt schön grüßen, wie will man dem Assassin im Fall der Fälle „no kill“ beibringen? Naja.

Es gibt die Fahrzeuge von Annmarie Otoole also immer noch…

Anfang des Jahres wurde das Mainland mit selbsttätig die dortigen Straßen entlang fahrenden Vehikeln „beglückt“. Diese Fahrzeuge stammten von einer gewissen Annmarie Otoole (plus ihrer Armada von Alts) und zogen sehr bald den Unmut vieler Bewohner bis heute auf sich. Das Problem an den Fahrzeugen ist, dass es schwer ist einen Algorithmus zu finden, der zuverlässig die Straßen entlang fährt und so stapeln sie sich auch schon mal abseits des Weges. Da sie zudem physikalische Objekte und nicht Phantom sind können sie normale Fußgänger auf der Straße auch anrempeln und beiseite schieben, was denen sicherlich auch nicht immer gefällt. Manche empfanden diese Fahrzeuge als eine Art von Spam, andere sogar als einen Missbrauch zum Geschäfte machen. Kurz und gut: es sieht aus wie eine theoretisch gute Idee, die in der Praxis aber furchtbar umgesetzt ist und den Zorn vieler Einwohner bis heute erregt.

Dass es auch anders geht zeigt die Second Life Railroad. Diese wurde bewusst so gebaut, dass die Fahrzeuge einer unsichtbaren Schiene (Guide) folgen und nicht abseits des Weges landen. Das funktioniert seit über sechs Jahren perfekt und machte nie große Probleme.

Nun ist es so, dass einige Fahrzeuge von Otoole komischerweise auch Strecken der SLRR befahren. Das Bild zeigt den Bahnhof Tuliptree mit zwei Bussen von Otoole, die sich abseits stapeln, braucht es noch mehr um zu zeigen, dass diese Fahrzeuge wirklich schlecht sind? Ich denke nicht.

Bahnhof Tuliptree

Wollt ihr die alten Nachnamen in SL zurück? Hier ist die Chance!

Eine der umstritteneren Änderungen der letzten Zeit ist der Wegfall der alten Nachnamensregelung in Second Life. Früher war es so, dass der Benutzer zwischen ca. 150 verschiedenen festen Nachnamen wählen konnte, die irgendein Programm nach gewissen Kriterien zufällig erstellte (z.B. Gossipgirl, Krautrauch, Oh usw.) – das hatte in der Zeit vor Displaynamen den Vorteil, das wenn der Wunschvorname bei Nachname A schon vergeben war, er vielleicht bei Nachname B noch frei war. Seitdem es aber Displaynamen gibt, hat Linden Lab die Nachnamen alter Schule abgeschaltet, seitdem heißen alle neuen Bewohner schlicht und einfach Resident  mit Nachnamen – also Bewohner. Sie haben da keine Auswahl, dieses Verhalten ist fest eingebaut.

Jetzt ist dies bald seit einem Jahr so und die guten Vornamen sind meistens inzwischen natürlich schon alle vergeben. Displaynamen taugen eben aber nicht überall als Ersatz, weil es immer noch genügend Viewer gibt, die diese nicht anzeigen und damit umgehen können. Es ging damals ein Stück der alten Kultur verloren.

Jetzt gibt es eine Abstimmung im JIRA, die genau diese alten Nachnamen wiederhaben will. Wer auch der Meinung ist, dass sie fehlen, sollte abstimmen, vielleicht hören die Lindens ja mal auf ihre Kunden, wenn nicht hat man wenigstens Flagge gezeigt.

Wo is’n hier des Hirn?

Erlassen aber sind die Gesetze, damit auf Furcht vor ihnen die menschliche Bosheit im Zaume gehalten und die Unschuld unter den Ehrbaren gesichert, dagegen unter den Böswilligen durch die Gelegenheit Schaden zu stiften, eingedämmt werden.

Lex Bauiuvariorum um 740

Das Mittelalter war eine gänzlich andere Zeit als unsere moderne Wirklichkeit. Oft ist das Bild, welches wir vom Mittelalter heutzutage haben, nur durch putzige Fachwerkstädtchen, schön anzusehende Burgen und Burgruinen geprägt, man hat eine stark romantisierende, gerade zu verniedlichende Vorstellung darüber, die im 19. Jahrhundert entstanden ist und sich oft bis heute in den Köpfen der Menschen gehalten hat. Alles war kleiner, sauberer, schöner, besser… ja, von wegen, die Wissenschaft ist da inzwischen längst weiter als der Durchschnittsbürger in dem Mittelalterbild.

Das schon alleine beim Bau der Burgen Leibeigene eingesetzt wurden, darunter auch viele starben, die Bauern den Zehnt an den jeweiligen Lehnsherren abdrücken mussten und auch zu Frondiensten herangezogen werden konnten, die Alphabetisierungsrate extrem niedrig war und es auch mit der allgemeinen Medizin und Hygiene nicht sonderlich weit her war, blenden viele aus. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag bei 40 Jahren, die Kindersterblichkeit war extrem hoch dazu kam dann auch noch die Pest, die 1/3 der Bevölkerung Europas hinraffte,  wer das dreißigste Lebensjahr erreichte durfte sich schon fast Greis nennen und auch ansonsten war man mit Kriminellen nicht gerade besonders zimperlich. Wer das nicht glaubt, dem sei mal ein Besuch im Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber ans Herz gelegt, in den mittelalterliche Exponate wie die Doppelhalsgeige, das Rad zum Rädern, die Axt des Henkers samt seinem Block, die Streckbank oder die eiserne Jungfrau einem einen Einblick darüber verschaffen, was einem alles im Fall des Falles so blühen konnte.

Schon teilweise vermeintlich geringe Vergehen wurden drakonisch bestraft, wer zum Beispiel als Bäcker zu kleine Brötchen oder minderwertiges Brot herstellte, dem drohte mitunter die sog. Bäckertaufe. Der Bäcker wurde dabei in einen Korb mittels einer Wippe einige Male in Unrat oder Wasser getaucht, dies geschah dabei zur Begeisterung des anwesenden Volkes. Eine Zeit, in der schon nach heutigem Empfinden solch vermeintlich geringe Vergehen derart hart bestraft wurden war sicherlich auch sonst nicht gerade zimperlich.

Nun ist es so, dass Spitte auf seiner Sim St. Rocca einen etwas härteren Plot initiiert hat. Konkret geht es darum, dass mit einer per Notecard vorgefassten Geschichte auf einmal eine Leiche auftauchte, diese wurde von einem Avatar gespielt. OOC wussten die Mitspieler, wenn sie wollten, dass diese Leiche vergewaltigt und dann ermordet wurde. Beides wurde nicht offen ausgespielt, sondern die Leiche einfach nur eines Tages auf der Sim so platziert, dass man sie finden konnte. Prima, sollte man meinen, es sind ja alles Erwachsene, vernunftbegabte, denkfähige Wesen, die sich mal über einen solchen Plot freuen und versuchen das möglicherweise aufzuklären. Das Ziel war offensichtlich eben mal einen IC-Aufreger zu initiieren und ein wenig vom üblichen Alltags-Heititei-RP wegzukommen, warum auch nicht, also alles in bester Ordnung sollte man meinen.

Ja, von wegen… man darf nie an der Dummheit des Menschen zweifeln, egal wie tief man die Meßlatte legt, es wird immer noch einen geben, der locker unten durch geht und so ist es auch hier geschehen.

Angeblich hat nun jemand Spitte mal eben bei der Sitte angezeigt wegen dieses fiktiven Plays – das muss man sich mal in Ruhe vorstellen! Das hat nun wirklich keiner verdient, und wirft immer so einige Fragen auf, deren Stellung schon alleine am Verstand manches Menschen zweifeln lassen könnte.

Haben solche Menschen nichts besseres zu tun, als unsere Steuergelder so zu verschwenden? Immerhin wird man zumindest anfangs wohl sich das kurz angucken müssen und naja… nein, haben sie nicht. Ziemlich sicher handeln sie noch in der Überzeugung, etwas Gutes getan zu haben.

Vermutlich ist diese Art von Mensch nicht von derjenigen weit entfernt oder gar konguent mit dieser, die hinter den Spielern von Kinderavataren automatisch Kinderficker vermutet, denn wie könnte es auch anders sein. Ebenso sind für solche Menschen vermutlich auch die Spieler von Spielern wie Counterstrike sofort automatisch alles amoklaufende Massenmörder, dumm nur dass die Realität ihnen nicht Recht gibt, aber das ist ihnen egal. Sie handeln nach der Devise „Schon alleine wer so etwas spielt, der ist pervers bis extrem verdächtig.“

Vielleicht zeigen sie auch den Autor vom Tatort an, wenn da mal wieder ein Mord gezeigt wird, denn wer schon alleine einen Mord schreibt und verfilmt, der wird auch ziemlich sicher einen in Realität begehen… naja, irgendwie ist da im Wahrnehmungszentrum etwas mächtig falsch verdrahtet, wie es scheint, und die Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion gehörig verschoben.

Aber leider, leider wird es das immer geben und man muss damit leben getreu dem Motto „Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: ‚Lächle, denn es hätte schlimmer kommen können!‘ und siehe da, ich lächelte und es kam schlimmer.“

Übrigens Spitte, dass BDSM frauenverachtend sei ist eine These der deutschen Emanzipationsikone schlechthin, nämlich Alice Schwarzer.