Impressionen vom „goreanischen“ Wandermarkt

Märkte sind ja an und für sich eine gute Idee. Aber die sind doch in character gedacht, oder?

Kaum war ich unten auf der Sim, war das Erste, was mir entgegen schallte, das hier:

sooooo verehrte gäste die tanzen Lieben Leben die tanzgruppe gibt uns heute ein exklusives material das von der erde zu kommen scheint. sie benutzen den Media player für die musik also nicht den landstream einschalten. der chef der truppe sagt dann Musik ab und weige sekunden später werdet ihr es dann auf dem media hören. für die synchrone darstellung der tänzen spolltet ihr nahe auf sie zoomen und so werdet ihr es auch nicht verpassen

Dann gab es noch eine Tanzgruppe; ein Mann also US-Polizist verkleidet und vier Frauen in orangenen Einteilern mit High Heels und den Brüller hier:

Wer weiss, was unsere Tänzerinnen angestellt haben. Sie wurde eingebuchtet und dürfen jetzt einige Zeit im Knast verbringen. Wie sie die täglichen Gymnastikstunden gestalten, zeigen sie uns im folgenden Tanz. Viel Vergnügen …

Na wenn das so ist, dann kann ich da auch zivil rumrennen, wozu brauche ich dann noch die Gorklamotten, denn bist du in Rom, tu es den Römern gleich. Oder so. Also gesagt, getan. Gestört hat es niemand.

Das Angebot: fast 90% Waren von G&S sowie gegen GM-Coins. Mh, meines ist es nicht, aber offensichtlich gibt es da genug, denen es gefällt. Egal, das war mein persönlicher WTF des Tages.

Einen hab ich noch…

…und zwar gibt es nun ein junges, neues, hoffnungsvolles Blog namens „be Gorean“ und als Untertitel „gorean stuff.“ Damit ist das Themengebiet für mich eindeutig abgegrenzt. Der Aufmachung nach dreht es sich dabei um goreanische Rollenspieloutfits oder vielmehr das, was die Macher dieses Blogs denn so dafür halten. Es reiht damit nahtlos in die wachsende Gemeinde der Ungorfashionblogs ein, die sich für Gor halten.

Besonders toll finde ich dabei den Beitrag „Raven“ – also vom ästhetischen Standpunkt alleine betrachtet durchaus gut. Nur: all das, was da gezeigt wird, hat mit Gor so viel zu tun wie Darth Vader in einem Mittelalter-LARP, nämlich gar nichts.

Die Macher des Blogs sind Raven Demen und Chri Burnstein. Burnstein erlebte ich das erste Mal Anfang 2009 in Talbot im Rollenspiel und eigentlich, so sollte man meinen, könnte inzwischen auch mal sich bei ihm rumgesprochen haben, wie man sich auf Gor rollengerecht kleidet, aber wenn ich mir nun seinen Blog betrachte, dann gibt es da bei ihm in den letzten fünf Jahren absolut keinerlei Entwicklung, naja fast keine. In seiner Feuerbringerphase unter Cry Hawker damals zeigte er schon, dass er anders kann, wenn er denn will oder vielmehr muss.

Alles in allem ein Blog mit netten Bildern, aber der Gorgehalt ist absolut Null und hat damit überhaupt nichts zu tun. Nicht mehr und nicht weniger.

Hätte Zeusel gerade nicht seine drei Posts für das Jahr abgeliefert, dann würde er sicher im Grab rotieren. Aber so passt das zeitlich ganz gut zusammen und er rotierte eben präventiv schon mal, so kann er sich das nun einfach sparen.

Der Norden nervt einfach

Es ist mal wieder soweit: der Norden im Deutschgor nervt einfach wieder tierisch, eigentlich nervte er ja schon immer gehörig.

Genauer: es nervt einfach, dass es überall Met gibt und dass die selbsternannten Nordmänner, die sich für Nordmänner halten aber wie grenzdebile Dark-Urban-Trottel herumlaufen, die man nicht ernst nehmen kann, ernst genommen werden wollen und mit ihrem Pseudomachowikingergetue sowie dem Lied „Südwürmer sind alles Schwächlinge“ allen nur furchtbar auf die Nerven gehen.

Das zeigt einfach wieder einmal nur, dass bei denen nur ein beschränktes Rollenspielsverständnis Marke „auf der Sim gibt es nur die Leute, die als Avatar vorhanden sind“ existiert.

Nehmen wir mal Kasra, dort habe ich es in letzter Zeit selbst erlebt, wie drei Pseudonordmanntannen da auf großen Zampano machten, weil sie sich sicher fühlten und damit gehörig selbst blamierten. Wenn man nur die Punkte auf der Karte zählt, dann kann man das vielleicht so machen.

Wenn man aber mal nur ein wenig nachdenkt, dann ist es so: Kasra ist eine Stadt mit einer stehenden Stadtwache, sagen wir meinetwegen mal mit 10000 Einwohnern. Nur weil ich nicht ständig Avatare sehe, wird die Stadt dadurch nicht kleiner. Man selber ist als Nordmann alleine und tausende von Kilometern von der Heimat entfernt, also ist es da für das persönliche Wohl deutlich besser, man passt sich an und benimmt sich, weil es sonst sehr schnell sehr böse werden kann.

So und nicht anders ist es, wenn man seine Rolle ernst nimmt und auch ernst spielt. Aber 99% der Nordmanngewächse sind schon diese kleinen Feinheiten und Selbstverständlichkeiten des Rollenspiels im Süden deutlich zu viel. Damit nerven sie einfach nur und ich warte noch immer darauf, dass irgendwer die Oase der drei Langhäuser in der Tahari eröffnet.

Denn eines ist sicher: dieses Verhalten stirbt nie aus, weil die Dummheit des Menschen nicht ausstirbt. Aber wehe, man gibt den Leuten dann mal rollengerecht kontra, dann jammern sie OOC oft herum, man würde ihnen ihre Rolle ja verleiden oder sie unspielbar machen. Das ist einfach nur noch lachhaft.

Ein paar Gedanken zu Kasra

Ich habe in letzter Zeit ja recht viel und oft in Kasra gespielt gehabt, was einfach damit zusammen hängt, dass ich quasi nach dort eingeheiratet habe und Isabell seit dem 5. Februar meine freie Gefährtin ist.

Persönlich kenne ich Kasra fast seit dem Anfang der Sim. Ich war dort das erste Mal, als die Sim gerade drei Wochen alt war, frisch, unverbraucht und zu allem fähig. Damals war das prägende Element der Sim noch die Herberge Feuerkrug mit dem Wirtsehepaar und den beiden Kampfkajirae Sandra und Rikka. Ich war dabei, als Kim noch als Taluna den Brief ihrer Mutter am Lagerfeuer las und so zur ersten Regentin von Kasra wurde, ich habe erlebt, wie man vorher – was heute völlig undenkbar scheint – wochenlang durch Gruppenmitteilungen in „Gor auf Deutsch“ einen Regent für Kasra suchte.

Ebenso war ich beim Krieg Belnend gegen Kasra dabei, den ich im Hintergrund mit eingefädelt hatte, da war Kasra damals unser Wunschpartner – und vieles mehr. Ich habe die Sim immer mal wieder besucht, meist aber nie so lange da gespielt wie in den letzten Wochen, ganz einfach, weil es dazu keinen Grund gab, denn in Belnend gab es ja genug für mich zu tun.

Nun hat sich das ja geändert, und ich habe einige Blicke nach Kasra werfen können, wie man da so spielt und wie die Sim nun so tickt. Das Bild dabei, welches ich inzwischen habe, ist ein wenig durchwachsen.

Das aktuelle Kasra ist baulich gesehen das beste Kasra aller Zeiten, darüber muss man nicht weiter diskutieren. Die Häuser sehen sehr schön aus, und obwohl der Stil oberflächlich schlicht ist, ist alles wie aus einem Guß gebaut und sehr stimmig. Also vom Simaufbau her kann man sich da absolut nicht beklagen.

Spielerisch gesehen ist es aber eine andere Sache. War früher der Feuerkrug das Zentrum der Stadt, so hat sich die Stadt in den letzten Jahren deutlich vom Feuerkrug weg entwickelt hin zu einer Stadt, wo dieser noch am Rande interessant ist, die Fischsuppe ist schon lange vergessen, die Kampfkajirae ebenso und er wird nur noch als Staffage gebraucht, um sich so ein wenig zu zeigen. Es findet nun viel mehr Spiel auch woanders statt, der Feuerkrug ist noch eben erste Anlaufstelle für Fremde/Neuankömmlinge, hat aber seine zentrale Stellung im Spiel schon lange verloren.

Früher war Kasra der Feuerkrug, heute liegt in Kasra der Fokus deutlich mehr auf der Simulation einer kompletten Stadt, wo dieser nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Das entwickelt sich eben im Laufe der Zeit und ist so.

Wenn ich so an all die Jahre zurück denke, dann muss ich aber sagen, gefiel mir die frühere Zeit persönlich deutlich besser, als der Feuerkrug der Mittelpunkt der Stadt war. So waren alle gezwungen, in einem Raum zu agieren, es gab sehr viel gemeinsames Spiel und vor allem, so finde ich, war man in Kasra damals allen möglichen Rollenspielimpulsen deutlich aufgeschlossener, als man es heute noch ist. Aber das ist eben schon lange Geschichte.

Heute besteht Kasra vor allem und zu allererst aus den Großkastigen, die sich im Rat der Stadt austoben sowie einigen wenigen, kreuzunglücklichen Stadtwachen. Es kommt teilweise für mich extrem bürokratisch rüber und selektiv, was Rollenspiel anbelangt. Nun bin auch ich sicher kein Heiliger, was Rollenspiel und Selektion anbelangt, aber in Kasra kommt es mir nun wirklich sehr extrem vor.

Auch bin ich der Meinung, dass das Konzept, einen IC-Herrscher wählen zu lassen, der nicht zwangsweise die prägende OOC-Gestalt der Sim sein muss, zumindest dort nicht wirklich funktioniert. So etwas führt eben zwangsweise immer zu Spannungen und Reibungsverlusten, gut ich sehe sie nicht, aber spüren kann man es schon.

Was bleibt ist eine schön bebaute Sim, auf der viele wohl mehr ihren eigenen Spielen zuhause nachgehen – und das aus gutem Grund. Verdenken kann ich das niemandem, und in der Tat bin ich in dem Fall mal wirklich der Ansicht: ja, früher war es da besser. Aber das ist eben meine ureigene Meinung, andere mögen anderer Meinung sein.

Warum Stadtratsversammlungen in den meisten Rollenspielen eine schlechte Idee sind

Eine bei uns immer wiederkehrende Diskussion ist, warum wir nicht endlich mal einen Stadtrat ausspielen würden, der dann Entscheidungen fällt. Tatsächlich wird es in Belnend schon seit je her so gepflegt, dass wir alle so tun, als gäbe es den Stadtrat und der tagt ab und an, dann werden einfach die Beschlüsse des Stadtrats verkündet und fertig. Wir spielen das nicht aus, und wenn es wirklich wichtige Sachen zu regeln gibt, dann wird eine OOC-Sitzung anberaumt. Damit sind wir schon immer sehr gut gefahren.

Nun gibt es aber auch Sims, die gerne ihren Stadtrat so richtig regelmäßig ausspielen, früher war das beispielsweise in Lydius der Fall und heute ist das noch in Kasra so. Meines ist das jedenfalls absolut nicht, und ich erkläre nun auch mal, warum das so ist und ich solche Sachen für absolut verzichtbar halte.

Also: ich war im Laufe meines Lebens im wirklichen Leben in mehreren Vereinen tätig, meistens als Mitglied des Vorstandes. Ich weiß also aus eigener Erfahrung, wie das ist, wenn man in langen Sitzungen über Sachen diskutiert und streitet, eine Lösung finden will oder sich über Satzungen von Vereinen Gedanken macht, über Verträge und all diese Sachen mehr. Ich habe das alles selber jahrelang mitgemacht und da umfangreiche Erfahrungen sammeln können. In einem Verein ist das sehr wohl sinnvoll, dass man so vorgeht, im Rollenspiel aber ist es etwas anderes.

In einem Verein kennt man seine Pappenheimer meist recht lange, man sitzt ihnen gegenüber, geht gut vorbereitet in eine Sitzung, man weiß, worum es geht, und vor allem gibt es neben den Häuptlingen auch genügend Indianer, die es zu regieren gilt.

In einer Rollenspielsim aber beginnt das schon damit, dass es fast immer zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer gibt. Welchen Sinn aber macht es, in einer Ratssitzung stundenlang über irgendwas im Rollenspiel zu diskutieren, wenn die Indianer fehlen, die das dann umsetzen?

Dann sind in einem Verein vom Stimmrecht her meist alle gleich oder können recht schnell das Stimmrecht bekommen, in einer Rollenspielsim aber sieht das anders aus. Damit kann ein IC-Rat nicht unbedingt zur Willensbildung der Gesamtheit der Mitspieler beitragen (es sei denn, beispielsweise jeder Sklave hat auch einen Freien als Alt, mit dem er daran teilnimmt), sondern nur zur Willensbildung eines Teils der Mitspieler. Das ist kein Problem, aber gilt es zu beachten und heißt eben, dass man neben solchen Ratssitzungen auch ab und an noch weitere OOC-Sitzungen gebrauchen könnte.

Und selbst im Falle der IC-Willensbildung ist der Stadtrat meist eine Sache, die viele Spieler spätestens dann mit Nichtachtung strafen, wenn ein Tagesordnungspunkt nicht so entschieden wird, wie sie es gerne hätten. Die greifen dann nämlich zur Lösung Marke „Ups, sorry Leute schon so spät, muss morgen früh raus, ciao!“, gehen einfach und sind dann noch stundenlang woanders anzutreffen, nur nicht mehr dort im Rat, dem sie eigentlich angehören. Genau das ist eine häufige Unsitte, die man aber auch nicht austreiben kann, was nur dafür sorgt, dass man am Besten kontroverse Punkte möglichst weit nach hinten verschiebt, um die dann mit seinen Getreuen einfach durchprügeln zu können, weil der Rest schon weg ist.

Weiter kommt dazu, dass häufig in einer Ratssitzung die unmöglichsten Themen genau deswegen möglichst lange diskutiert werden und die wichtigen dann kaum. Es gibt Leute, die suchen da die große Bühne für sich und ihr Querulantentum, die ansonsten kaum das Maul aufkriegen, aber da lassen sie dann endlich mal die Sau raus.

Ein weiterer Fehler ist es auch, wenn man zu viele Tagesordnungspunkte auf einmal unterbringen will. Eine gute Sitzung im Rollenspiel darf allenfalls zwei Stunden dauern, sonst gehen die ersten Spieler weil sie ins Bett müssen oder es sie nicht mehr interessiert. Häufig dauern solche Sitzungen aber sehr viel länger, weil man alles ewig und drei Tage zu Brei diskutieren will und man kein Ende findet, auch das killt Rollenspiel.

Summa sumarum sorgt genau das eben dafür, dass der Wert solcher Stadtratssitzungen meiner Meinung nach deutlich überschätzt wird. Es wäre noch vielleicht halbwegs interessant, wenn man den Rat zu einem Mittelpunkt des Rollenspiels erheben würde, um darin politische Intrigen zu schmieden und auszuspielen, aber mal ehrlich – wer macht das schon? Nicht wirklich viele jedenfalls und auch dann gilt immer noch das Grundproblem zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer.

Viele Stadträte neigen auch noch zusätzlich dazu, vom IC gleitend ins OOC zu gehen und dann wieder zurück. Auch das ist nicht immer gut.

In Wirklichkeit sind Ratssitzungen daher meistens furztrockenes Verwaltungsrollenspiel, in denen nichts wichtiges entschieden wird/werden kann, man über des Kaisers Bart diskutiert, viele Teilnehmer in Wirklichkeit nur hoffen, dass es doch bitte bald vorüber sei aber sich öffentlich darüber einen Ast freuen müssen, dass sie dann festgestellt haben, dass die Farbe des Kaisers Bart eben blau ist. Und damit sind sie im Grunde sehr gut verzichtbar, zumal sie wenn sie denn stattfinden sehr viel Rollenspiel einfach auch nur blockieren und hemmen, wenn sie denn einmal stattfinden.

Es gibt natürlich auch Ausnahmen, wo es Sinn machen kann, wenn beispielsweise wichtige Verträge/Handlungen anstehen, wie der Zug in einen Krieg. Ansonsten aber neigen sie eben dazu, sich im alltäglichen Kleinklein zu verlieren und nicht wirklich Spaß zu machen, man ist einfach froh, wenn sie vorüber ist und noch froher, wenn man erst gar nicht daran teilnehmen muss.

Und daher finde ich die Lösung, wie sie eben da in Belnend schon seit Jahren praktiziert wird, einfach charmant, denn im Grunde braucht es mehr wirklich nicht, um eine Sim IC ordentlich zu regieren und zu führen. Für den Rest gibt es dann ab und an eine OOC-Sitzung und fertig.