Der Fall Rannug McDuck

Rannug McDuck hat es irgendwie nicht gerade leicht in seinem (rollenspielerischen) Leben. Wenn man sich sein Blog durchliest, dann könnte man schon auf die Idee kommen, es hier mit einem leidenschaftlichen Querulanten zu tun haben. Alle Welt tut dem Manne wegen Nichtigkeiten ständig Unrecht, und bis auf ihn will alle Welt das nicht begreifen, was sie an ihm hat und was sie ihr da so antut.

Im dem Blog jedenfalls gibt es kaum einen Bericht über Simbesuche, wo mal nicht etwas schiefgeht, die Welt ist eben ungerecht.

Und heute wurde denn die neue „Voice of Gor“ per Notecard verteilt, und was findet sich da in der deutschen Ecke? Nun, das hier:

Reward - Herlit

Das passt irgendwie wie Arsch auf Eimer. Wundert es mich großartig? Näh.

Rollenspiel in der Vergangenheitsform

Im Grunde ist es einfach, es gibt im Sprachgebrauch die Vergangenheit (Präteritum), die Gegenwart (Präsens) und die Zukunft (Futur). Wenn man Rollenspiel betreibt, dann findet das Spiel grundsätzlich in der Gegenwart statt. Erst nachdem man es gelesen hat, wird es Vergangenheit. So weit, so gut.

Nun ist es aber in letzter Zeit komischerweise immer mehr in Mode gekommen, dass die Rollenspieler ihre Sätze direkt in der Vergangenheitsform schreiben. Dies führt zu sehr komischen Texten, wenn ein Teil der Spieler in der Vergangenheit schreibt und ein Teil im Präsens. Was das soll – vermutlich klingt die Vergangenheitsform besser, keine Ahnung. Jedenfalls nervt es gehörig.

Neulich meine ich sogar schon im Regelwerk einer Urban-RP-Sim den Passus gelesen zu haben, dass ausschließlich im Präsens emotet werden darf. Eine durch und durch sinnvolle Regelung.

Hätte, hätte, Mofakette…

Das Leben ist kein Wunschkonzert und mit dem Zweitleben sowie dem Drittleben darin, genannt Rollenspiel, ist es nicht viel anders.

Es gab letztes Wochenende eine längere Diskussion in GaD darüber, wie denn der aktuelle Stand der Nation ist. Dabei war es interessant zu lesen, wie sehr sich inzwischen die Spieler selbst sortiert haben.

Ich gehe dabei von folgendem aus:

  1. Die Spielerschaft ist deutlich kleiner geworden bei gleicher Landfläche.
  2. Da es keine schnelle Fluktuation gibt, ist die Zahl der Leute, die Rollenspiel und der Leute, die Kampf bevorzugen in etwa gleich.
  3. Nun sind die meisten Leute, die Kampf bevorzugen, den meisten Mitspielern, die das ebenfalls so sehen, massiv auf den Nerv gegangen und haben den üblichen Mist gespielt. Und den Rollenspielern teilweise auch.
  4. Das hat zur Folge, dass die Ballerheinis immer weniger mit der eigenen Klientel spielen wollen oder können; entweder gibt es haufenweise No-RPs oder wenn sie wo auftauchen, geht der Rest einfach weg. Und wer die eigene Sim zur unknackbaren Superfestung ausbaut, die man nur mit der Brechstange, besser bekannt als 30-Mann-Raidtrupp geknackt bekommt, der muss sich darüber auch nicht wirklich wundern.
  5. Das führt dazu, dass der Pool an potentiellen Mitspielern für die eigene Spielweise aufgrund der eigenen Fehltritte schrumpft. Nicht, weil es nun weniger Leute gibt, die es im Prinzip gewillt sind zu spielen, sondern weil es weniger Leute gibt, die mit einem noch spielen wollen. Ein kleiner, aber feiner Unterschied!
  6. Dies wiederum führt dazu, dass den Ballerfritzen langweilig wird und sie anfangen darüber zu jammern, wie wenig auf Deutschgor los sei und wenig Raids es noch gäbe.
  7. Einige jammerten, andere nahmen das Heft in die Hand und gingen aufs englische Gor. Der Vorteil da ist, da es ungefähr geschätzt zehnmal größer ist als Deutschgor, dass man viel länger braucht, um den eigenen Ruf so zu ruinieren, bis keiner mehr mit einem spielen will. Und auch wenn man in Deutschgor bekannt ist wie ein bunter Hund, dann ist man da erstmal ein unbeschriebenes Blatt. Klare Kante, Neuanfang.
  8. Die Emigranten haben ihren Spaß, der Rest jammerte immer mehr bis er entweder frustriert aufhörte, weil er sich nicht traut auf Englisch zu spielen, oder ebenfalls emigrierte. Und der letzte macht dann irgendwann das Licht aus.

Und so kommt es, dass die kampfbetonte Spielweise in Deutschgor langsam aber sicher am Aussterben ist. Die Ironie an der Sache ist dabei, dass sie nicht von den Rollernspielern kaputt gemacht worden ist, sondern von den Leuten, die das den Rollenspielern immer gerne vorwerfen – der Kampffraktion nämlich selbst.

Nur kapieren die wenigsten von denen das. Aber gut, im Grunde ist dieser Fight Drain nichts schlechtes, denn die, die weg sind, haben wieder ihren Spaß und nerven die, die reines Rollenspiel bevorzugen, nicht mehr. Das ist im Grunde fast so etwas wie eine Win-Win-Situation, nur diejenigen, die den Sprung ins Englische nicht wagen wollen, bleiben dabei eben auf der Strecke.

Ist das nun eine Sache, die schlimm ist? Nein. Jeder ist für seinen Spaß selbst verantwortlich und wenn die Leute da wieder ihren Spaß haben, sollen sie da doch glücklich werden. Nur wenn sie über den Niedergang jammern, tja, dann wäre mal die Einsicht bei den Vögeln nett, dass sie daran massiv selbst schuld sind. Aber so ist das eben dann wiederum im Leben: Schuld sucht man zuerst bei den anderen, bevor man den eigenen Beitrag dazu erkennt.

Das einzig Konstante im Leben sind die Veränderungen

Das deutsche Ar ist Geschichte. Ich habe vorhin probiert, dorthin zu teleportieren und es klappt nicht mehr. Wie so viele andere Sims auch sind sie mit ihren Plänen gestartet, hatten einen guten Start und nach dem Hype aber war da nichts mehr – und daher machte wohl der Besitzer die Sim dicht.

Warum wohl? Da kann man nur Vermutungen anstellen, aber für mich liest es sich aus der Ferne so, als sei man da vor allem an sich selbst gescheitert und habe es nicht geschafft, genügend Mitspieler dauerhaft in den Spielbetrieb einzubinden. Das kommt vor, ist keine Schande und die Welt wäre schön, wenn schon eine gut bebaute Sim ausreichen würde, dass man Spieler hätte – tut es aber eben nicht.

Wobei damit ja nicht gesagt ist, dass es schlecht war, solange alle dort Beteiligten ihren Spaß hatten, ist es völlig in Ordnung. Denn wenn es nicht die Wagemutigen gäbe, die immer neue Spielorte erschaffen und finanzieren würden, dann gäbe es schon längst keine Rollenspielorte mehr.

Und dass es dort so gelaufen ist heißt noch lange nicht, dass es in der jetzigen Zeit unmöglich ist, eine große Sim aufzuziehen und diese mit Spielern dauerhaft gut zu beleben, denn dazu muss man sich nur einmal Turmus anschauen und was dort in seinem Endstadium spielerisch alles los war. Aber bis sie an dem Punkt waren, hatte es auch verdammt langer Vorarbeit bedurft und mehrere Monate gebraucht! Das ist noch gar nicht solange her und sicher auch nach wie vor jetzt möglich, sofern man es als Simbetreiber richtig anstellt und ein gescheites Communitybuilding erfolgreich betreibt. In Turmus war das der Fall – es ist nicht einfach, dahin zu kommen, aber nach wie vor machbar. Dazu gehört dann aber eben auch, dass man den potentiellen Mitspielern genügend Andockmöglichkeiten für ihre Rollen und ihnen genügend Freiräume für ihr  Spiel bietet. Ohne geht es eben nicht.

Zasta ist ja der Meinung, mit dem Wegfall von Ar sei die letzte „story driven Sim“ von Gor verschwunden. Dazu muss man sich dann doch erstmal fragen, wenn man mit einem solchen Terminus um sich wirft, was das denn genau bedeutet. „story driven“ ist da im Grunde eine alles verbindende Rahmengeschichte mit einem oder mehreren möglichen Endzielen. Das muss nicht jeder mögen, häufig entsteht es auch einfach so nebenbei, wenn man mal einen Krieg hat, wie Kasra mit Aventicum früher. Auch das ist so eine Rahmengeschichte mit einem klar definierten Ende, und früher oder später wird es so etwas sicher auch wieder geben. Die Frage ist nur, ob man es mitbekommt oder nicht, daher ist einfach diese Einschätzung in ihrer Absolutheit falsch.

Ja und dann fiel mir noch auf, dass Fredi nach wie vor munter weiter bloggt, nachdem sie Anfang 2014 verkündete, mit dem Bloggen nach 30.000 Page Views aufzuhören und ihr Blog kurzzeitig nicht mehr öffentlich erreichbar war.

…und dann war da noch eine Diskussion eines Avatars in Gor auf Deutsch, dass er/sie bei Raids meist zu keinerlei Spiel käme, was er/sie nicht verstünde, die mich nur müde lächeln ließ. Denn der Avatar hat einfach den Ruf als reines gallig-giftiges Dramenkonzentrat im Falle einer Gefangennahme dermaßen bei allen Mitspielern weg, dass sich das kaum noch freiwillig einer antun mag und es genau daher meistens zu keinem Spiel mehr kommt. Aber schuld sind ja immer die anderen, weil das viel bequemer ist als mal die eigene, häßliche Fratze im Spiegel genau zu betrachten und sich zu ändern.

Deutsche Gorsims anno Tobak

Dies habe ich in der Mottenkiste gefunden: https://docs.google.com/spreadsheet/ccc?key=0AvBpSLqaUY_dcDEzdko0eDVkRmxUQ0N5RHRoSGNuVGc&usp=sharing

Sehr interessant. Im Mai 2009 ritt mich irgendwann mal der Teufel, selber eine deutsche Gorsimliste zu erstellen und dies war damals das Ergebnis. Lange, bevor Thor sich erfolgreicher und kontinuierlicher der Sache annahm. Die Liste ist weder fehlerfrei noch sicherlich vollständig, aber dennoch interessant zu lesen, was es so vor fünf Jahren gab.

Viel Spaß beim Anschauen!