Das Ende vom Phoenix Viewer kommt – irgendwann

Am Montag hat das Team vom Phoenix Viewer einen Blogpost veröffentlicht, der sich um die Zukunft des Phoenixviewers dreht.

Es handelt sich dabei um die Zusammenfassung einer Fragestunde, und eine der wichtigen Fragen war: wieso wird der Phoenix Viewer denn gekillt? Dabei sieht es eben so aus: die Macher vom Phoenix können selber gar nichts dazu, sollte der Viewer gekillt werden. Sie erfuhren auf inoffiziellem Weg von Linden Lab, dass sie irgendwann das Grid so einrichten werden, dass man mit Phoenix und anderen 1er-Viewern nicht mehr verbinden können wird.  Eigentlich sollte das bereits Ende 2011 geschehen, aber es wird sich wohl noch einige Zeit hinauszögern.

Aber auch wenn sich das verzögert, bleibt es bei der Tatsache, dass Linden Lab irgendwann daran die Axt ansetzen wird. Der Grund dafür ist einfach der, dass Linden Lab irgendwann serverseitig Prozesse abschalten wird, die die 1er-Viewer noch benötigen, die neueren Viewer aber nicht mehr, weil sich das auf Dauer finanziell nicht lohnt zweigleisig zu fahren. Das Dilemma von Linden Lab sei, dass sie es sich gerade nicht leisten können, die 1er-Viewer zu killen aber auch nicht leisten können, es nicht zu tun. Daher ist es sicher, dass das Ende früher oder später kommen wird, auch weil die neueren Features von den alten Viewern nicht schnell genug übernommen werden könnten, wenn überhaupt, als die neueren Viewer.

1. Phoenix Firestorm Stable Release erschienen

Wer nicht hinter dem Mond lebt, der hat es sicher schon längst mitbekommen: heute ist die erste stabile Version von Phoenix Firestorm erschienen. Dieses Release ist das Ergebnis von über 15 Monaten harter, freiwilliger Programmierarbeit des Teams um Jessica Lyon.

Erhältlich ist der Viewer kostenlos für die Betriebssysteme Windows, Linux sowie OS X (Macintosh) – und hier ist der Link zu den Downloads. Wohl bekomm´s!

Linden Lab arbeitet beim Parametric-Mesh-Deformer-Projekt mit

Es tut sich was auf der Seite, die die Informationen zum Parametric-Mesh-Deformer enthält, das Maxwell Graf angestoßen hat und Karl Stiefvater programmieren soll. Erinnern wir uns daran, die Finanzierung von 5400 US$ steht inzwischen seit einiger Zeit und damit dürfte Stiefvater seine Arbeit aufgenommen haben.

Da bisher allerdings die geplante Webseite zu dem Projekt noch nicht steht, hat kurzerhand Maxwell Graf bei Indiegogo am 11.11. ein kurzes Update gepostet, das den aktuellen Stand erklärt:

Karl has begun working on the code and was contacted recently by LL in order to facilitate development of this feature. He will be working directly with LL from this point forward to supply them with code as the project moves forward, allowing them to check the feature with compatibility for the official LL releases as he progresses so that when it is done it can quickly and easily be included without weeks of additional testing. They contacted him directly to expedite the process and work together from the start of this, which means it will be working correctly and will make it a lot easier for TPV’s and other grids to implement once it is done!

This is great news and in addition to the comment Charlar made about further development with open source features is indicative of some serious new possibilities for development. Kudos to LL and Karl for being able to come to the table together for the good of the SL community. This is a best case scenario for this project, and indicates a strong willingness on LL’s part to adopt and implement this new feature that we have wanted since July.

Was also schreibt Maxwell Graf da eigentlich? Nun, auf Deutsch dies:

Karl hat inzwischen mit der Programmierung des Codes begonnen und wurde kürzlich von Linden Lab kontaktiert, um die Entwicklung dieses Features zu unterstützen. Er wird von nun an direkt mit Linden Lab zusammenarbeiten und ihnen den Code zur Verfügung stellen, während die Arbeit weiter voranschreitet. So kann Linden Lab einfach überprüfen, ob das Feature mit dem offiziellen Viewer kompatibel ist, während er weiter programmiert und so kann es schnell und einfach ohne weitere lange Tests in den offiziellen Viewer übernommen werden. Sie haben ihn direkt kontaktiert, um den Prozess zu beschleunigen und arbeiten von Anfang an mit ihm zusammen, was bedeutet, dass es auf jeden Fall korrekt funktionieren wird und die Übernahme in alternative Viewer sowie andere Grids um etliches einfacher sein wird, sobald es fertig ist!

Das ist eine großartige Neuigkeit und zusätzlich zu den Kommentar, den Charlar machte über die zukünftige Entwicklung von Opensource Features machte, eine Zeichen für einige neue Möglichkeiten der Programmentwicklung. Danke an Linden Lab und Karl dafür, dass sie nun so schnell an einem Tisch kamen, das ist eine gute Neuigkeit für die Second Life Community. Dies ist der beste aller möglichen Fälle für das Projekt und deutet darauf hin, dass Linden Lab sehr gewillt ist, dieses Feature anzunehmen und in seinem Viewer zu implementieren, welches wir seit Juli haben wollen.

Mein Kommentar dazu

Hä? Also das Zeug, was Maxwell Graf da geraucht hat, möchte ich auch mal gerne haben, das was wir jetzt erleben ist längst nicht die beste aller Möglichkeiten, im Gegenteil!

Ich rekapituliere: im Juli führte Linden Lab gridweit Mesh als neues Feature ein. Alles jubelte, aber ein großes Hindernis für die Kleidungsdesigner in Sachen Akzeptanz ist, dass man Meshes an den Avatarshape anpassen muss – sie passen sich nicht automatisch an den Shape an. Das war und ist eine radikale Abkehr von den bisherigen Verhältnissen in Second Life gewesen. Natürlich kann man mit Mesh noch mehr machen, aber das ist das Hauptproblem der Meshkleidung.

Nun kam also Maxwell Graf auf die richtige und gute Idee, im JIRA von Linden Lab ein entsprechendes Ticket einzureichen mit dem Hinweis, dass man doch einen sog. Parametric Mesh Deformer bitte einbauen möge, wie es den in Blue Mars und anderen Plattformen gäbe, um das Problem zu beseitigen. Es gab viele Leute, die dafür stimmten und sehr viele, die das Ticket beobachteten. Wie dankte Linden Lab dies letztendlich? Mit der üblichen Arroganz: zuerst wurde das Ticket wochenlang ignoriert, es gab nicht einmal einen offiziellen Kommentar dazu, bevor letztendlich der Ticketstatus auf „Maybe“ gesetzt wurde, was bedeutet: es hat für uns keine große Priorität, wenn dann kommt es vielleicht irgendwann einmal, was durchaus ein paar Jahre bedeuten kann, sofern man es überhaupt programmiert hätte.

Die beste aller Möglichkeiten hier wäre gewesen, dass Linden Lab genau dieses Ticket als Toppriorität angenommen und eine entsprechende Anzahl ihrer Programmierer darauf angesetzt hätte! Aber genau das geschah eben nicht!

Auch Maxwell Graf war sich im Klaren darüber, was genau dieser Ticketstatus bei Linden Lab bedeuten kann, nämlich dass man darauf wartet, bis man schwarz wird. Also schaute er sich danach um, welcher Freelancer als Programmierer dies Feature schnell implementieren könnte und wurde beim allseits geachteten und als Wundercoder angesehenen Karl Stiefvater, früher Qarl Linden und heute Qarl Fizz, schnell fündig. An Qarls Eignung daran zweifelt niemand, schließlich ist der Meshcode hauptsächlich auf seinem Mist gewachsen, er brachte uns auch die Sculpties und war lange genug als Freelancer bei Linden Lab tätig. Also bastelte Maxwell Graf ein entsprechendes Projekt zusammen mit dem Ziel, dass Qarl eben genau dies zusammen schraubt und danach den Code unter einer Opensourcelizenz jedem, der will, zur Verfügung stellt.

Wäre Linden Lab auf Zack gewesen, dann hätten sie spätestens jetzt mal kurz das Scheckbuch gezückt, die 5400 US$ zahlen sie doch nun wirklich aus der Portokasse, und Qarl dafür wieder eingestellt. Das hätte ihnen dann unter dem Motto „Besser späte Einsicht als nie“ in der Community einen Haufen gutes Karma eingebracht plus die gewünschte Funktion. Aber nichts dergleichen passierte.

Jetzt aber auf einmal, wo die Finanzierung dieses Features unabhängig von Linden Lab durch dessen Kunden geschah, wird der träge Laden auf einmal höchst beweglich und arbeitet mit Qarl zusammen, um eine schnelle Funktionalität und schnellen Einbau dieses Projekts in den offiziellen Viewer herzustellen. Maxwell Graf bezeichnet das nun als „best case“ Szenario, das ist es aber eben nicht. Es ist insofern gut, dass die Entwicklung mit Linden Lab kooridiniert wird und man so sehr viel Reibungsverluste einsparen kann, ja. So kommt man also schneller zum fertigen Produkt.

Aber: der best case wäre gewesen, Linden Lab hätte von Anfang an auf das Ticket geachtet und es selbst programmiert!

So aber ist es nichts anderes als „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“, man nimmt es eben so mit. Die Benutzer von Second Life sind ja so dämlich, für ein Feature in der Software zu bezahlen, das wir nicht programmieren wollten, also machen wir das in der Zukunft nun öfters so und wälzen große Teile der Entwicklungskosten neuer Funktionen des Viewers auf die Community ab.

Genau das ist die Türe, die man nämlich mit diesem Projekt aufgestoßen hat und die wohl besser verschlossen geblieben wäre. Jetzt aber, wo man hindurch ging, ist es zu spät, man kann nur hoffen, dass es bei diesem einen Male bleibt und das nicht Schule macht.

Ein kleines Update zu Kirstens Viewer

Die Entwicklung von Kirstens Viewer liegt ja momentan auf Halde. Der Programmierer hinter dem Teil, Lee Quick, hat eine Crowdfundinginitiative gestartet, welche die Zukunft des Viewers sichern könnte, vorausgesetzt es finden sich genügend edle Spender, die bereit sind dafür zu bezahlen und am Ende kommt mindestens eine Summe von 25.000 britischen Pfund heraus.

Das würde die Entwicklung für ein ganzes Jahr sichern, in der Softwarebranche ist das nicht mal ein allzu üppiges Gehalt wohl. Das Problem daran ist, gibt es wirklich genügend Menschen, denen es bares Geld wert ist, dass dieser Spartenviewer auch weiterhin läuft?

Ein Blick auf die Projektseite verschafft da Klarheit: die Aktion läuft seit Mitte September und bisher sind Zusagen über 4317 Pfund eingegangen, das Zahlungsziel liegt aber bei 25000 Pfund. Die Sammelphase läuft noch 34 Tage weiter, aber sollten sich nicht einige finden, die gleich mal 2000 Pfund oder mehr auf einen Schlag investieren wollen, ist die Sache einfach: der Viewer wird tot bleiben.

Da es auch unwahrscheinlich sein dürfte, dass die sich noch im verbliebenen Monat finden, denn sie hätten ja schon längst einzahlen können, wird damit der Kirstens Viewer ziemlich sicher Geschichte bleiben.

Mesh, Mesh, Mesh…

Das Projekt „Parametric Mesh Deformer“ bei Indiegogo ist inzwischen etwa bei 3700 US$ angelangt, noch 1700 US$ fehlen, dann wird es wohl Realität werden. Die Frage, warum Linden Lab dazu unfähig ist, auf seine Kunden zu hören, bleibt weiterhin bestehen.

Bei den Viewern, die Mesh bisher darstellen können, ist für mich das Feld uneinheitlich. Viewer 3 mag ich persönlich, auch mit dem Starlight-Skin, nicht dauerhaft einsetzen. Firestorm ist um Längen besser, aber in der Beta noch viel zu instabil und stürzt bei mir alle halbe Stunde lang ab. Singularity und Cool Viewer haben inzwischen auch Unterstützung dafür eingebaut, aber bieten auch nicht so das jeweilige Featureset, das ich gewohnt bin. Die Folge: ich nutze 90% meiner Zeit nach wie vor den Phoenixviewer und wenn ich Mesh sehen will, dann greife ich zum V3.

Das ist bisher kein großer Beinbruch, da bisher Mesh nur sehr sporadisch eingesetzt wird und man es kaum zu Gesicht bekommt. Der Druck, den Viewer wechseln zu müssen, um den Content sehen zu können ist einfach noch nicht da, zudem fällt das Linden Lab schwerer als 2008, wo es noch nicht mal Emerald gab, da viele Benutzer nach wie vor sich wie Ertrinkende an ihren Phoenix klammern und den solange es geht weiterhin benutzen wollen.

Nach wie vor hinterlässt Mesh den Eindruck einer sehr guten Sache mit großem Potential, die man aber nur halbherzig umgesetzt hat und nun damit aufgehört hat, es zu verbessern. So ist und kann das aber nichts werden, es gibt noch einiges daran zu tun, bis die Akzeptanz steigen wird. Es hat etwas von einem vermeintlich gefundenen Trüffel, der auf einmal faul schmeckt. Schade, Second Life hat besseres verdient.