Neue Kategorie: World of Warcraft

Mein momentaner Zeitvertreib neben Second Life, wo ich fast gar nicht stattfinde, ist – oh Wunder – World of Warcraft. Das denke ich muss man niemandem mehr wirklich weiter vorstellen, ist es doch bekannt wie ein bunter Hund.

Da ich in loser Folge nun auch über dieses Spiel berichten will und werde, gibt es hier ab sofort daher eine neue Kategorie: World of Warcraft. Alles, was darin steht, hat logischerweise mit Second Life nur sehr wenig bis gar nicht zu tun und wer es nicht mag, der muss es ja nicht lesen, ansonsten erweitert es eben ein wenig den Fokus des Blogs nun. 🙂

In dem Sinne!

Einige Gedanken zu World of Warcraft

Nachdem ich einige Zeit lang mal WoW ausprobierte, dazu meine persönlichen Gedanken zu dem Spiel. Es macht ja stark das Wort von der WoW-Sucht die Runde; sicher, diese Leute gibt es durchaus, das Schwierige an der Sache ist dann aber erst einmal, wie man diese Leute erreicht. Solange sie nicht selber zur Einsicht gelangen, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, ist jeder Hilfsversuch vergeben.

WoW als Spiel ist von Blizzard so gestaltet worden, dass man als Normalo einige Zeit braucht, um das Ziel (Level 80, ab Anfang Dezember Level 85) auch zu erreichen. Je länger der Kunde sein Abonnement von 12 € pro Monat aufrecht erhält, desto mehr Geld verdient man natürlich mit ihm und die drei Erweiterungen (The Burning Crusade, Wrath of the Lich King und Cataclysm) wollen schließlich auch an den Mann gebracht werden.

Dabei ist das Levelsystem geschickt gemacht, der Aufstieg geschieht am Anfang recht einfach, aber danach wird der Abstand von Level zu Level natürlich mehr. Die Erfahrungspunkte wachsen nicht linear, sondern steiler als das.

WoW weckt im Menschen einen der Urinstinkte überhaupt, den Jäger und Sammler. Man ist ständig auf der Jagd nach EPs und sammelt gute Items, seien das Waffen, Rüstungen und dergleichen, die einen weiterbringen. So funktioniert das. Dazu kommt, dass man ab einem gewissen Grad der Entwicklung seines Avatars sich stark mit der Idee konfrontiert sieht, in irgendeine der vielen Gilden einzutreten, da man so besser vorankommt und es Rätsel gibt, wo man einfach nur als Gruppe bestehen kann. Damit hat man dann einen Haufen neuer Freunde, die es aber natürlich nur in WoW gibt und außerhalb des Spiels gibt es meistens weniger Kontakt. Je nach Art der Gilde aber auch, vor allem wenn es eine Raidgilde ist, ist man damit dann gezwungen, seine Onlinezeiten stark auszuweiten, um mit dem Rest der Gruppe mithalten zu können. Gut, es zwingt einem keiner dazu, in eine Raidgilde einzutreten, aber sobald man es macht, hat man besser massiv Zeit für Gruppenkämpfe zur Verfügung.

Irgendwann sind dann viele soweit, dass sie sich eben von WoW gehörig ihr Leben diktieren lassen, „Ja, ich brauche nur noch Item XY“, „Nur noch schnell den Quest“ usw., weil der nächste Level ja nur noch X EPs entfernt ist und hey, das schafft man doch noch locker heute, wenn man sich ranhält.

Manche wollen auch am Ende ihren Avatar von den Items perfektionieren und den mit Gegenständen ausrüsten, die es nur in Dungeons mit diversen Bossen gibt, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass Boss X das gesuchte Item Y beim Tod fallen lässt, mehr oder minder gering ist. Also macht man den Dungeon, dessen Durchwanderung dann durchaus auch je nach Größe lange genug dauert, mehrfach, bis man es eben hat.

Daneben enthält ja auch WoW Berufe, die man üben kann, aber zum Üben braucht man auch Zeit, wenn man sie in Meisterschaft perfektionieren will. Manche Rohstoffe gibt es eben nicht im Handel erhältlich, wenn dann nur im Auktionshaus oder man holt sie sich selber. Farmen nennt man das.

Und wenn dann manche mit ihrem Hauptavatar am Ende der Fahnenstange angelangt sind, weil er alles hat, was es zu erringen gab, fangen sie einen neuen an, entweder in einer anderen Klasse oder gar Rasse, um mal zu schauen, wie das denn so ist.

Die Quests sind in WoW dabei integraler Bestandteil des Wachstums, da man durch das Questen schneller nach oben klettern kann als ohne. Allerdings sind die Quests dabei nicht besonders einfallsreich, sondern laufen in der Mehrheit immer nach Schema F ab. Entweder ist es „Bring Gegenstand von A nach B“ oder aber „Töte die Anzahl N von Monstern dort und dort und bring mir Y Zungen/Herzen/sonstwas von denen mit.“

Das macht aber auch nichts, da das Hauptaugenmerk von WoW eindeutig auf dem Kampf liegt, zu komplexe Rätsel will man da gar nicht haben, es soll ja für den werten Kunden einfach sein. Dabei steigt der Schwierigkeitsgrad ständig sanft nach oben, fast unmerklich aber dennoch, an.

Die NPCs selber, die man dann angreift, haben auch meistens die Intelligenz von Monstern aus „Serious Sam“ oder anders gesagt: sie sind dumm wie Stroh. Ihre einzige Intelligenz besteht darin, wenn es sich um aggressive Monster handelt, sich auf den Spieler alleine oder in Pulks zu stürzen um diesen anzugreifen, wenn er einem zu nahe kommt und fertig. Mehr ist da meistens nicht dahinter. Das macht aber auch nichts, denn so funktioniert das doch ganz gut.

Im Gruppenkampf, der ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist, gibt es auch meistens eine gewisse Rollenverteilung. Eine gute Gruppe besteht immer mindestens aus einem Nahkämpfer, der vorne kämpft und die Monster vom Rest der Gruppe fernhält, der Tank genannt wird (engl. Tank für Panzer), dann idealerweise mindestens aus einem Heiler (Healer genannt) sowie den Fernkämpfern, die zwar massig Schaden austeilen, aber nicht Einstecken können (Damage Dealers, also Magier und dergleichen).

Kurz und gut: WoW an sich ist ein Spiel, das natürlich von seinen Machern darauf getrimmt worden ist, dass es den Spieler möglichst lange an den Computer fesseln soll, für soziale Bindungen an das Spiel sorgt und dass dieses auch erstaunlich gut schafft. Logisch, je länger er es spielt, desto mehr Geld gibt er dafür aus, später gibt er vielleicht alleine das Geld dafür aus, dass man seine Avatare nicht löscht.

Solange man Geld dafür ausgibt, sagen sich auch viele „Hey, ich gebe dafür Geld aus, also spiele ich es auch weiter!“ – und so kommt es dann.

Man kommt schnell rein und wieder raus, es gibt ein klar vorgegebenes Ziel und bis man das Ziel (momentan noch Level 80) als Normalsterblicher erreicht hat, dürften mindestens 2-3 Monate vergehen. Spieler, die bereits WoW-Erfahrung haben, schaffen das dann mitunter auch schneller, aber anfangs rennt sicher keiner nur so durch die Level durch.

Wenn man sich das vor Augen führt, sollte man sich auch im Vorfeld darüber Gedanken machen, wie man damit umgeht. Das Spiel kann süchtig machen, damit das aber auch wirklich im Einzelfall geschieht, muss die Person dafür anfällig sein.

Wer wirklich mit WoW anfangen will, der sollte sich im Vorfeld wirklich ein hartes Zeitbudget dafür einteilen, meinetwegen nicht mehr als zwei Stunden am Tag das spielen und das dann eisern einhalten, sich ggf. dabei auch selbst kontrollieren. Ansonsten kann es sehr schnell und vor allem schneller, als einem lieb ist, uferlos werden, denn der Moment wo man sich sagt „Ey, der Level geht heute noch, WENN…“ und dann auch geneigt ist, so zu handeln, ist manchmal sehr schnell erreicht.

Second Life und World of Warcraft – ein kleiner Vergleich

In den letzten Tagen habe ich mit der Streamingversion von World of Warcraft einen Probeaccount gespielt. Das klappte sehr gut, der Download des Clients war recht kurz und die nötigen Daten auch flott auf dem Rechner übertragen. Nun ist WoW ja ein Erfolgsmodell ohnegleichen, es gibt über 11 Millionen monatlich zahlende Spieler und die Firma Blizzard verdient sich daran dumm und dämlich. Schätzungen zufolge erzeugt WoW etwa eine Milliarde US$ Umsatz im Jahr.

Von der technischen Seite her gesehen ist die Serverseite um einiges einfacher als bei Second Life. Es gibt zwar Streaming bei einigen, aber die Welt ist genormt. Durotar sieht nunmal auf jedem Bildschirm gleich es, ebenso die Waffen, Geräusche etc., was dafür sorgt, dass die Server sich normal nur darum kümmern müssen, die Bewegungen und Zauber der einzelnen Avatare zu bearbeiten, sie müssen nicht noch ellenlang irgendwelche Objekte oder gar Texturen streamen. Das bedeutet, dass auf einem Server sicherlich tausende Spieler gleichzeitig unterwegs sein können, ohne dass er in die Knie geht und die Leute haben dennoch ihren Spaß.

Weiterhin ist es so, während SL eine Plattform mit benutzergenerierten Inhalten ist, ist WoW eindeutig ein levelbasiertes Hack’n’Slay. Bei WoW gibt es ein eindeutiges Ziel, das für viele „Erreiche Level 80“ bedeutet, es gibt genormte Rassen, Hauptberufe und Nebenberufe. Man kann einen Avatar dabei skillen, allerdings gibt es beim System in WoW bewusst nicht den Meister aller Klassen, sondern man muss sich spezialisieren. Das wiederum und die Tatsache, dass es auch zum Zusammenspiel Gilden fest eingebaut gibt, fördert ungemein Teamplay.

Eine gute Metzelgruppe besteht dabei immer aus Spielern, die sich auf verschiedene Aspekte des Spiels spezialisiert haben. Ganz wichtig ist, dass an vorderster Front zumindest ein Tank, also auf deutsch Panzer, spielt. Das ist immer ein Spieler, der im Nahkampf sehr viel einstecken, aber auch deftig austeilen kann. Aber er muss eben direkt an die Monster ran und diese so an sich binden, so dass sie auf ihn eindreschen. Neben dem Tank gibt es dann auch meistens Spieler dabei, die besonders kräftig Schaden aus der Ferne austeilen, dafür aber weniger gut Schaden einstecken können. Damage Dealer nennt man die gerne, wie zum Beispiel ein Magier. Diese können entweder direkte Treffer landen oder fabrizieren in späteren Stufen deftige Flächenschäden. Neben den Damage Dealern wäre es auch gut, wenn in einer solchen Gruppe noch mindestens ein Heiler oder Healer mit dabei ist. Das hat den Vorteil, dass er die Spieler auch mal heilen kann, die nicht selber über Regeneration verfügen, es so flotter zur Sache geht und wenn ein Spieler mal im Kampf stirbt, dann kann er ihn direkt vor Ort wiederbeleben. Er spart also ungemein Zeit und sorgt dafür, dass die Gruppe schlagkräftiger ist und länger durchhalten kann.

Da bei WoW alle Waffen genormt sind und keine von Spielern geskripteten Objekte, ist es natürlich schwerer, dort zu betrügen – es ist aber möglich. Sollte Blizzard aber das herausfinden, dann ist man sofort seinen Zugang los.

Um seinen Charakter aufzubauen, ist es in WoW unerlässlich, seinen Level voranzutreiben. Dies geschieht entweder durch Kämpfe oder Quests. Meistens macht man beides abwechselnd, da man bei Quests zur Belohnung neben Erfahrung oft auch bessere Objekte als gewöhnlich erhältlich bekommt.

Es gibt Hunderte an Quests, für jeden Level ist da auch etwas dabei, aber das Design der Quests ist doch recht eintönig. Entweder geht es darum, etwas von A nach B zu bringen oder x Monster einer beliebigen Art zu töten und dann dafür eine passende Anzahl an Beweisobjekten zurückzubringen. Quests sind damit Mittel zum Zweck, den Charakter zu entwickeln, phantasievoll und abwechslungsreich aber sieht anders aus. Macht auch nichts, denn im Vordergrund steht für viele der Kampf als solches, zu komplexe Quests würden da die Masse nur abschrecken.

WoW bezieht seinen Reiz daraus, dass man seinen Avatar entwickeln und spezialisieren kann sowie den Gruppenkämpfen. Das System ist fein austariert, einen Meister aller Klassen gibt es nicht und man benötigt dafür eben einfach Zeit. Wenn man denn das erst einmal Level 80 erreicht hat, ist für viele noch der Reiz darin, den Avatar mit besonders seltenen Gegenständen auszurüsten und in den Berufen zur Höchstform zu treiben. Ein Normalsterblicher dürfte durchaus 2-3 Monate benötigen, um einen Avatar auf Level 80 zu bekommen, und es ist auch ganz klar, zu einfach macht Blizzard das bewusst nicht, man will ja schließlich Geld verdienen.

Ist das erst einmal geschafft, dann machen manche womöglich einen neuen Avatar nach dem Motto „Mal schauen, wie lange ich nun brauche, um den auf 80 zu hieven“, andere spielen einfach nur so weiter oder hören ganz auf.

Wie auch immer, das simple Belohnungssystem von WoW ist strikt darauf getrimmt, den Jäger und Sammler in jedem Spieler zu erwecken, und das schafft es auch prächtig.

Während WoW ein sehr gut gemachtes Spiel mit eindeutigem Rahmen und Ziel ist, ist SL eine Plattform für alles mögliche. Damit ist SL natürlich ungleich flexibler, aber auch komplizierter und nicht jedermanns Sache. WoW hat den Vorteil als Spiel, dass man (scheinbar) schnell rein und wieder raus kann, ein paar Monster sind flott umgelegt. Wer seinen Avatar schnell vorantreiben will, der metzelt einfach ohne Ende und macht einen Quest nach dem anderen sowie ab einem gewissen Level Dungeons, dann geht das schon einigermaßen. Zeit benötigt es natürlich dennoch flott mehr, als man anfangs glauben mag.

Andererseits kann man sich ja auch in jedem beliebigen Ding verlieren, egal ob SL, WoW oder Fernsehen. Jeder wählt sich das Gift, das ihm persönlich am Besten schmeckt, und in Maßen genossen spricht gegen keines der Dinger etwas, nur werden „echte“ Rollenspieler meistens über WoW nur die Nase rümpfen, denn der rollenspielerische Anspruch steckt doch stark im Hintergrund.