Die Grenzen der Moderation

Ich bin ein bekennender Vielschreiber. Neben meinen regelmäßigen Beiträgen in meinem Blog hier, in Slinside.com sowie Slinfo.de, wo ich mit irgendwas um die 558 positiven Bewertungen sicher kein unbeschriebenes Blatt bin, kommen diverse Nebenforen wie das Fairforum und meine schreibende Tätigkeit bei Virtual World Info. Zu letzterem kam ich, weil mich seinerzeit Linda Paine darauf ansprach. Ich schreibe also durchaus viel, je nach Lust und Laune.

Nun entstand im Forum Slinside eine Diskussion über ein monatlich erscheinendes Magazin namens „iFace“, welches nur in Second Life direkt in Form eines HUDs verfügbar ist und ein breites Feld an Themen abdeckt. Eigentlich ist so ein Magazin eine schöne Sache, es muss viel Arbeit in ein solches rein gesteckt werden, es sind gewisse Zeiträume einzuhalten, und und und. Wirkliches Geld verdienen kann man damit sowieso nicht, es ist und bleibt ein Hobbyprojekt. Aber auch mit einem Hobbyprojekt kann man Erfahrungen sammeln, die einem im späteren Leben oder im Berufsleben sowieso dann zugute kommen können.

Dazu kommt natürlich auch der einfache Fakt, dass wer ein Magazin herausgibt, derjenige auch mit öffentlicher Kritik rechnen kann und muss. So ist das hier geschehen, BukTom Bloch kritisierte zu Recht das bestenfalls mehr als offensichtlich schludrig durchgeführte Lektorat des gesamten Magazins und auf einmal war die Hölle los. Es entstand eine wunderbar anzusehende Diskussion, die einmal mehr die in Foren herrschende Dynamik beispielhaft aufzeigt. Es kam, wie es kommen musste, die Diskussionen kochten schnell hoch und es kam dabei auch zur Gruppenbildung. Während die einen der Meinung sind, es sei ja alles gar nicht so schlimm und nur Hobby, also solle man sich nicht haben, vertrat die andere Fraktion die Meinung, dass das Magazin gute Ansätze habe, aber so die Umsetzung gelinde gesagt unter aller Sau ist.

Was davon stimmt nun? Ich denke, beides. Einerseits ist es natürlich ein Hobby, und im Endeffekt spielt es für die Autoren dabei keine Rolle, ob und wie sie ein Lektorat ihrer Publikation betreiben oder auch nicht. Es erwachsen ihnen daraus erst einmal keine nennenswerten Nachteile.

Andererseits ist so eine Publikation aber auch immer ein Projekt von vielen, etwas an das gewisse Maßstäbe angelegt werden, welches man vorzeigen können will und über das man schließlich auch stolz „Hey, das habe ich/wir geschafft!“ sagen kann. Bei diesen Maßstäben gehört einfach ein gut durchgehaltenes Layout sowie korrekte Grammatik und Rechtschreibung hinzu. Wer diese Kritik nicht aushalten kann oder will, der sollte sich dann wirklich fragen, wozu er das Magazin publiziert. Eine gewisse Sorgfältigkeit und Ernsthaftigkeit gehört einfach zu so einem Vorhaben dazu, selbst wenn man es nur als Hobby betreibt, schließlich soll es ja gelesen werden und gerade an diesen Maßstäben wird man gemessen. Dazu kommt, das Magazin will auch Anzeigenkunden werben und diese schauen sich natürlich ebenfalls das Werbeumfeld genau an. Sollte es in den Augen des potentiellen Werbekundens zu dilettantisch sein, dann lässt er es eben bleiben und wird woanders seine Kohle los, es gibt vielleicht ja einen Wettbewerber, der es besser kann.

Wenn dann natürlich aber, wie in diesem Thread geschehen, der Vertreter des Magazins anstelle dass er die Kritik einfach zur Kenntnis nimmt mit dem Finger auf den Rest der Mitleser deutet und sinngemäß nur „Rabäääh! Ihr schreibt hier auch nicht besser, im Gegenteil!“ ablässt, dann läuft da gleich mehrfach etwas schief. Erstens ist ein Forum eine Sache, die eben mal so geschieht, und an einen schnell geschriebenen Forumseintrag kann man einfach nicht dieselben Maßstäbe wie an den Artikel in einem Magazin anlegen. Das sind zwei ganz verschiedene Sachen und dann auf die vermeintlichen Fehler der anderen zu zeigen ist gleich nochmal ein viel schlechterer Stil. Zweitens aber zeugt das von einer gewissen Eingeschnapptheit, und wenn er dann noch meint, die Diskussion solle besser in world anstelle im Forum stattfinden kann ich nur noch sagen – Tschüss. Sayonara, so ist kein Staat zu machen, der Meinung kann man zwar sein, aber man sollte sie tunlichst nicht so offen sagen.

Später hat er allerdings gesagt, er wird daran arbeiten, also ist Einsicht vorhanden und hätte er früher die Kurve gekriegt, wäre es sicherlich nicht so hochgekocht, wie es eben kam.

Thorsten „Unser König“ Ducatillon brachte es sehr schön auf den Punkt, als er sagte: „Die Beiträge und Inhalte sind das Aushängeschild eures Magazins und da sollte man Grammatik und Rechtschreibung eigentlich in den Griff bekommen, ansonsten bleibt da immer der Eindruck von ‚hat sich stets bemüht.'“ Salopp gesagt: nett ist und bleibt stets der kleine Bruder von Scheiße.

Nun schrieb ich in der Sache auch noch einen Beitrag und listete einige der groben Schnitzer auf, die mir sofort ins Auge stachen [ref]Aber wenn ich es mir mit meinem Pedantenblick anschaue, finde ich genügend, das springt mir schon direkt auf der Titelseite förmlich ins Gesicht, hier nur ein paar Beispiele:

* „Das Hühnengrab“ ist auf der Titelseite eines der Themen. Wer wie ich jemals Asterix&Obelix den Band „Die goldene Sichel“ in der Hand hatte, der weiß auch, was mit einem solchen Grab gemeint ist. Die richtige Schreibweise ist „Hünengrab.“
* Fehlender Whitespace auf der Titelseite zwischen „Hühnengrab“ und |.

* Seite 4: „Diese Fiktive Welt.“

* Artikel ab Seite 3: extrem starkes Plenken.

* Seite 6: „Zum Funkämpfenist“, außerdem macht man normal Doppelpunkte wenn möglich mit Tabulatoren in einer Linie.

* Seite 13: Auch das Gegenteil von Plenken kommt vor: „elegant.Nicht“

* Seite 18: Bildunterschrift schwer lesbar ins Bild gewandert.

* Seite 22: Der Verlag heißt Rowohlt, nicht Rohwohlt.

* Seite 26, erster Absatz: schlechter Umbruch.

* Seite 27 und 28: der Fließtext beider Absätze beginnt nicht auf derselben Höhe.

* Seite 29ff. : „stärken“, „schwächen“, „Rollenspiel ton“ u.v.m., dazu extremes Plenken.

* Seite 35: Link auf nicht mehr existierende Sim „Collar.“

* Seite 38: „zm Team“.

* Seite 45: der Kracher überhaupt, so etwas springt einem doch sowas von ins Auge, also wirklich: „18.010.2010“.

* Seite 46: Zahlen bis zwölf werden normal ausgeschrieben.[/ref]. Gut, ich bin darauf inzwischen trainiert und erkenne da sicherlich sofort mehr als der Normalleser, aber auch der sieht sicherlich mehr als genügend Fehler. Fakt ist, die Fehler sind für jeden überprüfbar vorhanden und dass hier Laien am Werk sind ändert für mich daran in dem Fall gar nichts. Andere mögen das anders sehen.

Wie dem auch sei, es war also ein Post in der Sache als solches. Jedenfalls reichte das bereits aus, dass einer der Moderatoren von Slinside.com die Liste aus dem Posting mit dem Hinweis „Weitere Ausführungen entfernt. Ich bitte, solche direkten Kritikpunkte in PM zu besprechen, danke!“ löschte. Und hier hört es für mich auf!

Ich bin es ja gewohnt, dass Moderatoren meinetwegen Beleidigungen entfernen, wenn eine Diskussion zu sehr ins Lächerliche abzudriften droht, natürlich auch Rechtsverstöße und dergleichen, aber so? Dazu fällt mir nur ein Wort ein: unmöglich, aber echt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert