2012

Virtuelle Welten sind nicht tot

Durch Zufall habe ich per Google im Blog Steingrau den Post „Virtuelle Welten sind nicht tot – und werden auch so bald nicht sterben“ gefunden. Der ist zwar nun ein Jahr alt, aber die grundlegenden Gedanken sind nach wie vor einfach aktuell und passend.

Der Autor macht sich sehr viele Gedanken darüber und zeigt Wege auf, wie sich virtuelle Welten weiter entwickeln können, warum es die allesumfassende Lösung („one size fits all“) nicht geben kann und man viel mehr eine casual Lösung (wie zum Beispiel Unity) im Browser als auch potentere Lösungen mit eigenem Client benötigt.

Er schließt dann damit, dass er die Idee der virtuellen Welten nicht für tot hält, sondern mit einer Renaissance innerhalb der nächsten fünf Jahre; die Frage ist nur, wer diese anführen wird. Opensim seiner Meinung nach jedenfalls nicht.

Fragen Sie Bart! – oder: kommt ein Stöckchen geflogen…

Von Maddy kam gerade zu mir ein Stöckchen geflogen, nachdem er von Zauselina Rieko selber eins erhielt.

Seine fünf Fragen an mich sind:

Kannst du dich in eine virtuelle Welt so hineinversetzen, dass deine Wahrnehmung überwiegend von dieser Umgebung bestimmt wird? Kurz: Verspürst du Immersion?
Ja, aber selten. Es ist alles eine Frage des Moments und der Spannung, das schöne Modewort Immersion ist ja auch nichts Neues. Das ist im Grunde ja dasselbe wenn man ein Buch förmlich verschlingt, weil es einen nicht mehr loslässt und man in die Phantasiewelt des Buches heintaucht. Spätestens dann aber, wenn der Körper sein Recht verlangt, ist es mit der Immersion auch vorbei, denn wer aufs Klo muss, der muss eben. Alles hat also seine Grenzen.

Wieviele Items hast du in deinem Inventar? (bei mehreren Grids nur das größte)
31617 Objekte. Das halte ich für einen recht kleinen Wert, da ich Avatare kenne, die durchaus über 100.000 besitzen. Aber so ist das nun einmal, wenn man das Bauen anfängt, dann kann man sich vor lauter Zeug nicht mehr retten. Übrigens bin ich ein absoluter Fan der Suchfunktion des Inventars und halte absolut nichts von der Art und Weise, wie manche Mitmenschen ihr Inventar organisieren, indem sie weniger oft benutzte Items in Prims stopfen und dann nur noch die Lagerprims mit sich im Inventar herum schleppen. Erstens kann so die Suchfunktion ihren Sinn und Zweck nicht mehr erfüllen, man sucht also in einem Haufen Prims das was man sucht per Hand und zweitens ist seitdem Linden Lab den Inventardownload auf HTTP umgestellt hat dieser auch bei großen Inventaren so etwas von schnell, dass sich diese Arbeit einfach von vorne bis hinten nicht lohnt.

Welches ist das für dich beste Machinima aus einer virtuellen Umgebung?
Machinima und virtuelle Umgebungen, au weia. Also mir ist bekannt, dass es Machinima als Genre gibt und damit war es das dann auch schon wieder gewesen, denn ich verfolge die Szene nicht aktiv.

Im Moment ist dieses Video hier für mich das beste Machinima, welches ich aus Second Life kenne – immerhin gewann dieses Machinima namhafte Preise – und damit hat es sich dann auch schon:
http://www.youtube.com/watch?v=LIAqFT3SK4w

Second Life wird in Kürze neun Jahre alt. Glaubst du, es wird noch weitere neun Jahre bestehen?
Ja, Second Life wird es auch noch in neun Jahren geben, allerdings in welcher Form und mit welcher Größe der Benutzerbasis, da habe ich keine Ahnung und darüber möchte ich auch nicht Mutmaßungen anstellen. Tot ist es noch lange nicht, Linden Lab wurde im Laufe seiner Existenz ständig tot gesagt und die Firma existiert bis heute. Das Kapital von Second Life ist und bleibt nun einmal der unvergleichlich große Schatz an von den Benutzern geschaffenen Inhalten, der in der geballten Form und unvergleichlichen Vielfalt sonst nirgends in einer 3D-Welt zu finden ist.

Identifizierst du dich mit deinem Avatar, oder ist es für dich nur eine Pixelpuppe, zu der du keinen Bezug hast?
Sicher identifiziere ich mich bis zu einem gewissen Grad mit meinem Avatar. Ich mache mir da auch nichts vor: wenn man keinen Bezug zu dem Avatar hätte, dann wäre das auf Dauer doch langweilig und da geht es sicherlich den Meisten in Second Life genauso. Wäre der Avatar nur ein reines Werkzeug, wozu braucht es dann die stets dienstbare und sich ständig erneuernde Modebranche mit ihren Angeboten, die aktive Fashionbloggerszene und und und? Ich bin da in verdammt guter Gesellschaft.

Nun bin ich also an der Reihe, das Stöckchen weiterzureichen. Da aber der Sinn und Zweck eines Stöckchens darin besteht, die ursprünglichen Fragen unverändert weiterzuleiten, damit man zwischen den verschiedenen Protagonisten der unterschiedlchen Blogs die Antworten auf dieselben Fragen vergleichen kann, erspare ich mir das Formulieren neuer Fragen und übernehme die von Maddy, so wie es sich gehört. Anders wäre es ja auch witzlos. 😉

Ich werfe hiermit das Stöckchen willkürlich weiter an Zasta Korobase, an Obscuracamera Resident auf ihrer Sim Port Kar, weiter an Kristina Simon damit sie mal nicht nur den SL-Blues schieben muss, sondern auch etwas neues erlebt, an Kokoro Swansong sowie die Frau Collins. Haut rein, Jungs und Mädels!

Wer braucht schon Familie in Second Life?!?

Die Bildung einer Familie welcher Art auch immer in Second Life ist eine der bescheuertsten Ideen überhaupt, auf die man kommen kann. Mal ehrlich: es hieß zwar damals in der DDR nicht ohne Grund, dass in der SED alle Schwestern und Brüder sind, denn Familie kann man sich nicht aussuchen aber Freunde schon, aber in Second Life ist es eben auch so, dass man sich die Familie beliebig aussuchen kann – und damit ist das ganze Konzept schon zum Scheitern verurteilt!

Der gesamte Schwachsinn der Familie beginnt schon damit, wenn man ein Kind bekommt. Die holde Frau brabbelt auf einmal ein Fachchinesisch daher, von dessen Existenz man früher bisher gar nichts ahnte und auf das man auch gut verzichten könnte, wie Schwangerschaftsshapes, Mamma Alpa HUDs, Adoptionsagenturen, Babyklinik und dergleichen mehr. Nie war Kinder kriegen so kompliziert wie in Second Life, was hat sich die Natur dabei nur gedacht, es im wirklichen Leben so einfach zu gestalten, Skandaaal! Wenn denn das holde Weib dann mal schwanger geworden ist, dann läuft sie zur Krönung des Ganzen bis zu sechs Wochen mit einem geskripteten Babybauch herum, der ihr ständig auch noch für alle gut sichtbar sagt, wie toll das Baby sich dreht oder dass sie auf einmal Lust auf Schokoladeneis mit Senf hat! Wie niedlich!

Ist dann das Kind erstmal geboren worden, dann freut man sich einen Ast darüber, einen völlig überteuerten Primhaufen für mindestens 5000 L$ und noch mehr mit sich herumzutragen und durch die Gegend zu fahren. „Schau mal, das ist unser Zögling, isser nicht schööön? Duzi duzi du!“ – arg, und zu allem Überfluss erwarten die stolzen Eltern dann auch noch wirklich, dass alle Freunde sich doch mit ihnen freuen und so tun, als wäre dieser Primhaufen das dollste seit der Mondlandung überhaupt. Wehe mal, einer der Freunde tut das nicht, dann gibt’s Mecker und Drama ohne Ende!

Doch damit nicht genug, irgendwann hat man nach der Entbindung in der Klinik und der mühevollen Arbeit der Adoptionsagentur den Zeitpunkt erreicht, in dem das Baby zu groß geworden ist (es landet also im Inventar) und man in die nächste Stufe der Vertrottelung einsteigt – das Kleinkind wird nun von einem durch die Agentur vermittelten Spieler mit einem neuen Avatar gemimt und tut eben so genau das, was Kleinkinder tun: möglichst viel nerven, Mama und Papa reichlich beschäftigen und sich dabei hinter dem Rechner einen Ast freuen, mal wieder so masochistisch angehauchte Trottel gefunden zu haben, die darauf stehen so gepiesackt zu werden und das auch noch dufte finden. Selbstverfreilich bekommt das liebe Kindchen auch bei den Eltern noch ein Kinderzimmer eingerichtet, denn so viel Zeit muss sein und wenn keines da wäre, dann würde das arme, arme Kindchen unbotmäßig geschädigt werden. Das kann und darf also nicht sein!

Arg! Also Kinder sind in Sachen SL-Familie die eine Form des Wahnsinns, die andere ist es, wenn man sich einfach so mal eben Eltern, Schwestern und Brüder zulegt, mit denen man sich ach ja wer weiß was wie verbunden fühlt. Häufig ist das Hauptkriterium bei der Wahl der eigenen Brüder und Schwestern aber nicht Geschwisterliebe, sondern „Mit der würde ich gerne in die Kiste, aber ich kann nicht solange sie ihren Macker hat da sie ja leider treu ist und daher halte ich mir sie so warm, bis sie denn frei ist und habe dann meinen Stich!“ – ehrlich! Das gilt analog für Frauen wie für Männer so, und wer sagt denn dass nicht auch die eigene Mama oder der eigene Papa ganz schön sexy sein kann? Eben! Ist doch nur Second Life, also macht es ja nichts aus, wenn man dann irgendwann mal einfach über die Strenge schlägt und in einem schwachen Moment dann eben „Inzest“ ausübt. Das kommt häufig genug in den „besten Familien“ in Second Life vor und damit ist eigentlich dieses ganze Familiengeschwafel häufig nur eine abartig total verlogene Scheiße, aber so gewaltig, dass es raucht!

Denn häufig ist eine Familie von der Motivation der Entstehung her eben keine Familie, sondern eine verhinderte Swingergruppe, die auf „da würde ich mal gerne einen Stich landen“ basiert. Nicht mehr und nicht weniger.

Warum Second Life kein Reputationssystem braucht

Sporadisch höre ich in gewissen Forendiskussionen die Idee, dass Second Life doch ein Reputations- oder Karmasystem brauche. Das prominenteste Beispiel ist dabei der Blogger von New World Notes, der das zuletzt Anfang April diesen Jahres forderte und Reddit als Beispiel dafür brachte, wie segensreich doch so ein Benutzerbewertungssystem denn sei.

Ich bin der Meinung, so ein System würde in SL absolut nichts bringen. Zunächst einmal ist es so, dass es bis von irgendwann in 2004 bis Anfang 2007 genau ein solches in SL gegeben hat. Man konnte jeden Bewohner wahlweise in der Kategorie Behaviour (Verhalten), Appearance (Aussehen) sowie Building (Baukünste) für Zahlung von 1 L$ pro Bewertung entweder positiv oder negativ bewerten. Der Bewohner, der gerated wurde, bekam das per Mitteilung mit – und es gab an die SL-Bewohner für ihr Verhalten eine gewisse wöchentliche Auszahlung aus einem gemeinsamen Topf, denke mal nur an die Premiumuser.

Irgendwann schaffte dann Linden Lab zuerst die Möglichkeit der negativen Ratings ab und erhöhte den Preis auf 25 L$, bis sie schließlich das System komplett rauswarfen. Besser so!

Warum? Nun, das System alter Art war viel weniger ein Gradmesser des eigenen Verhaltens sondern der eigenen Beliebtheit. Solch ein System kann und wird immer durch Leute mit vielen Freunden pervertiert werden, wenn es denn einfach genug ist, Ratings zu erhalten und vorzunehmen.

Das bedeutet, dass solche Ratings über das eigentliche Verhalten in Second Life nicht viel aussagen; man kann selber der übelste Miesnickel aller Zeiten sein, wenn man nur genügend Leute findet und die für positive Ratings bezahlt, hey super!

Ein Ratingsystem, gleich welcher Art es in Second Life wäre, wäre wieder nichts anderes als ein sich gegenseitiges auf die Schulter klopfen und hochjubeln ohne Substanz. Das ist auch der Grund, warum inzwischen viele Foren ebenfalls von solchen Systemen nicht mehr viel halten und gänzlich davon abgekommen sind, und das mit gutem Grund. Einen Sinn und Nutzen sehe ich für SL nicht, Linden Lab tut das auch nicht und daher ist es besser so, wenn das auf der Müllhalde der Geschichte als Kompost bleibt, wo es ist, denn es wäre nur ein Werkzeug zum Bestrafen mißliebiger Personen. Mehr aber auch nicht.

Die (vermeintliche?) Altschwemme

Ich habe mich gestern mal mit einigen alten Goreanern über die Lage der Nation unterhalten, weil sonst nichts weiter anstand. Es ist ja nach wie vor so, dass ich meine die Polarisierung der Lager Kampf<>RP immer stärker spüren zu können, der Graben wird immer größer und schwerer zu überbrücken, dazu kommt einfach die schwindende Spielerbasis. Es kommen weniger wirkliche Neulinge nach, und im Vergleich zu früher sind die Gruppen meistens kleiner geworden. Das, was die Panthertribes schon länger spüren, nämlich dass es schwer wird mehr als fünf Hanseln dauerhaft halten zu können, erreicht auch so langsam nach und nach die weiteren Gruppen. Soweit, so gut, nicht wahr.

Neu in dem Gespräch aber war ein Aspekt, nämlich dass wenn es vermeintliche Neulinge im Spiel gibt, das meistens nur noch Alts von alten Spielern seien. Alts, die häufig deswegen gemacht worden sind, weil der Hauptavatar einfach so verbrannt ist, dass der im RP kein Bein mehr auf die Erde bekommt – und der Alt meistens dann auch nicht auf Dauer, denn ändern tun diese Vögel ihr Verhalten selten und so kommt doch sehr flott heraus, welcher Wolf sich da im Schafspelz gibt.

Und wenn ein Alt denn wirklich mal richtig neu auf Gor ist, dann würde es ihm oft an Intelligenz bzw. Stringenz der Umsetzung des Settings mangeln. Oder drastischer gesagt: das, was als wirklicher Nachwuchs noch heranwächst ist oft um Längen sagen wir mal beliebiger als die alte Generation, die teilweise schon gegangen ist.

Also alles wie gehabt fast zappenduster – oder auch nicht? Wie seht ihr es denn, ist der wirkliche Nachwuchs auf Gor denn brauchbar oder meist mehr unter „ferner liefen“, weil weiß alles besser, kann alles besser und lernen muss man sowieso nichts?