Der Vormarsch der Geisterserver

Blizzard hat eine fantastische Kundschaft, die beste sogar, die man sich als Spielehersteller eigentlich wünschen kann: Lemmingen gleich nämlich springen sie bereitwilligst über jedes kostenpflichtige Stöckchen, das ihnen der Hersteller so hinhält und fühlen sich dabei noch gut!

Ein immer stärker werdendes Problem in WoW ist die zunehmende Anzahl der Geisterserver. Das Problem ist an und für sich nicht neu, wer mal Tante Google bemüht merkt, dass man schon in 2010 munter darüber diskutierte. Aktuell ist sie aber mit bisher ungeahnter Wucht wieder entbrannt.

Das grundlegende Problem dabei ist ganz einfach dies: Blizzard hält einen Maschinenpark vor, der mal für die Zahl von 12 Millionen Abos gedacht war, aktuell aber gibt es noch 9,6 Millionen laufende Abos. Dazu kommt, dass in manchen Ländern die Abozahlen sicherlich gesunken sind, während man in andere Länder wie beispielsweise Italien expandiert. Das bringt nichts anderes als eine größere Verteilung der Spieler auf alle Server mit sich.

Ein Geisterserver ist dabei ein Server, auf dem gewisse Bereiche des Spieles mangels geeigneter Spielermasse nur noch schwer am Laufen zu halten sind, wie beispielsweise der Raidbetrieb. Solche Server haben ein Problem, denn die ambitionierteren Spieler werden meistens irgendwann, wenn sie Lust haben, doch noch in den sauren Apfel beißen und auf einen der letzten, verbliebenen vollen Server ihrer Spielweise transferieren oder hören eben ganz auf. Das hinterlässt auf den Servern dann Löcher so groß wie in einem Schweizer Käse, und diese zu flicken ist mehr und mehr unmöglich.

Blizzard tut dabei genau das, um die Situation wirklich zu entschärfen: nichts! Wozu auch, solange sich damit noch munter Geld verdienen lässt?

Viele Spieler fordern immer und immer wieder, man möge doch bitte endlich mal kleine Server in geeigneter Anzahl zu einem zusammenfassen. Macht Sinn, bisher nicht geschehen, weil man die Berichterstattung darüber wohl fürchtet. Statt dessen hat man Cross Realm Zoning eingeführt, was die Probleme kaschiert, aber nicht löst und einen ganzen Haufen neuer, bisher ungelöster Probleme mit sich gebracht hat. Das also kann es nicht sein.

Es gibt dann wiederum Spieler, die fordern, dass es wieder mal einen kostenlosen Transfer von einem der vollen Server zu ihnen hin geben möge. Nur: wieso sollte jemand von einem der vollen Realms wie meinetwegen Blackmoore unbedingt nach Vek’lor hin transferieren wollen, wo bestenfalls 10 Chars in Sturmwind rumgammeln oder weniger? Das ist nur was für einsame Erfolgsjäger, sonst wird man damit keinen Spieler überzeugen können.

Dann gibt’s wiederum Spieler, die entweder eine Absenkung der Transfergebühr fordern, weil sie von einem Geisterserver weg wollen oder aber gleich ganz die Abschaffung der Gebühr. Im Prinzip haben sie Recht, denn 20 Euro pro Charaktertransfer ist die reinste Beutelschneiderei, nur solange genügend Leute bereitwillig dieses abdrücken und damit für Blizzard leichte Einnahmen sind, wird sich daran nichts ändern. Ein Teil transferiert eben gerade fröhlich durch die Gegend, der Rest macht sich vielleicht einen neuen Char auf einem vollen Server, pausiert oder hört eben ganz auf.

So oder so, Blizzard hat in dem Bereich gehörig versagt, seit Jahren nicht mehr die Serverlandschaft gepflegt und das kommt nun dabei heraus. Spätestens dann, wenn die Aboeinbrüche deswegen höher sein werden als der Gewinn durch Transfergebühren, werden sie sich wohl was überlegen. Vielleicht. Man weiß es eben nicht.

Nur eines ist sicher: wer ahnungslos der Werbung mit der epischsten Spielerfahrung folgt und den Ratschlag von Blizzard bei der Charerstellung akzeptiert, auf einen der „für neue Spieler geeigneten Server“ anzusiedeln, wobei Blizzard nach wie vor möglichst leer als möglichst gut bezeichnet, der wird sich dann wenn er es besser weiß irgendwann recht herzlich über Blizzard ärgern.

4 Gedanken zu „Der Vormarsch der Geisterserver“

  1. Warum gibt es die Transfergebühr und warum ist sie so hoch?

    – Eine Gebühr gibt es, weil ein Charakter nicht von selbst den Server wechselt. Für diesen Service möchte Blizzard Geld sehen. Daneben steht natürlich die Höhe, welche, das gebe ich zu, etwas happig ist. (Andererseits schon mal LL Preise zu jedem Service gesehen?). Der nützliche Effekt dieser Gebühr ist, dass nicht jeder Hanswurst sich wie eine Wildsau aufführt, die Gildenkasse lehrt, den Raid prellt und sich dann auf einen Server verzieht. Für nen Euro oder so würden andauernt alle Spiele hin und her hüpfen zwischen den Servern.

    Warum fasst Blizzard keine Server zusammen?

    – Ich gehe stark davon aus, dass die Kosten die Server laufen zu lassen niedriger sind, als der Imageschaden, wenn jedes Internetkäseblatt und jeder Blog plötzlich schreib „Uhhh, Server werden geschlossen! Blizzard am Ende?!!“ (und ich glaub du wärst da auch fleisig drunter zu finden ;)).
    Der andere Grund ist, dass eine Serverzusammenlegung soziales TnT ist. Wer darf den Charakternamen behalten? Welche Gilde darf ihren Namen behalten? Damit fängts schon an…ganz abgesehen davon, dass die Spieler mit der Zeit ein „wir“-Gefühl entwickeln und sich abgrenzen zu anderen Servern.

    Live erleben hättest du das bei swtor können, zumindest wenn du dort auf einem RP Server gespielt hättest. Dort wurde Cassus Fett aufgelöst und mit Vanjerfalis Chain verschmolzen. Obwohl das schon relativ früh geschah, gab es trotzdem Reibereihen unter den Spielern, weil einige sich bewusst für ihren Server entschieden hatten und na ja…Rollenspieler sind an sich manchmal ein komisches Völkchen.

    Stell dir einfach vor, was passieren würde, wenn man mehrere Gor sims zwangsverschmelzen würde (auch wenn hier das Namensproblem nicht ins Gewicht fällt.)

    1. Nun… sicher wechselt ein Charakter nicht von selbst den Server. Logisch. Aber die Mechanismen dafür programmiert man genau einmal, danach läuft es in 99,9% der Fälle ohne jedwede Handarbeit ab. Den „nützlichen Effekt“ den du siehst, sehe ich dank CRZ, Dungeonfinder/LFR sowie der Möglichkeit, überall nach Belieben Chars zu machen nicht. Es gibt ihn nämlich nicht.

      Sicher, es gäbe Namenskollisionen, aber nichts was sich nicht lösen lässt. Auch das ist nur ein Scheinargument.

      1. So lange du auf dem Geisterserver als Betroffener bist ist für dich alles einfach mal ein „Scheinargument“, allerdings kann man auch sagen, dass die Schmerzgrenze dann wohl doch nicht erreicht ist, wenn du nicht doch auf einem dichter bevölkerten Server spielst.

        1. Och… jeder zieht eben seine eigenen Konsequenzen, ich spiele inzwischen gar nicht mehr. Das geht auch.

          Und ja, ich bleibe dabei: Namenskollisionen sind ein Scheinargument, andere Hersteller haben das auch gebacken bekommen. Blizzard hat jahrelang die Serverlandschaft nicht gepflegt, und lässt sich von vielen Leuten nun noch dafür bezahlen, dass sie wieder das Spiel haben können, wie sie es mal vor Jahren hatten. Mehr noch, wenn jemand wirklich neu anfängt, wird einem doch ein absolut leerer Server als Toll empfohlen.

          Die Transfergebühr ist absolut überzogen, aber solange die Spielerschaft bereit ist sie zu bezahlen, wird sich da nichts ändern. Und ansonsten… business as usual eben, und ich bleibe dabei, dass die Zusammenlegung von vielen kleineren Servern sehr wohl viel Sinn machen würde.

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