Google hat bekannt gegeben, dass das Produkt „Google Reader“ zum 1.7.2013 eingestellt wird. Das ist doch mal ein Schlag ins Gesicht der Benutzer dieses Dienstes, so auch meine Wenigkeit.

Ich habe den Reader immer sehr geschätzt und zum Lesen meiner Feeds genutzt, auch die Synchronisation aufs Smartphone war sehr angenehm und es gibt ein ganzes Ökosystem an Apps unter Android für dieses System. Das alles bricht nun weg.

Ansonsten gibt es nicht wirklich viel an brauchbaren, webbassierten Alternativen. Da sich um den Reader eine kleine, aber feine technikaffine Community gebildet hatte, ist der Verlust umso schmerzlicher.

Es zeigt nur einmal mehr deutlich eines: wirklich sicher sind nur die Dienste, die man selber aufsetzt und betreibt. In dem Sinne sollte ich mir vielleicht wieder eine Instanz von Tiny Tiny RSS installieren und damit glücklich werden. Mal schauen.

2 Gedanke zu “Google Reader wird zum 1.7.2013 eingestellt”
  1. +++ Blitzinterview +++ Boostside Webbing sprach mit Parry Lage, dem Gründer +++ am 14. März nächsten Jahres +++ das Interview führte unser Reporter S. Atiré +++

    Webbing:
    Parry, vor einem Jahr habt Ihr den RSS-Reader eingestellt, dann viele andere Googledienste und jetzt soll auch noch die organische Suche verschwinden. Wird es dann also demnächst nur noch AdWords [Träidmark] und Google+ geben?

    Parry Lage:
    Diese Entscheidung hat mehrerererere Gründe. Zum einen verdienen wir mit organischen Ergebnissen schlicht keinen Cent. Wir haben ja versucht mit Google Wallet (wurde Mitte 2013 eingestellt) eine Koppelung mit Suchanfragen zu erreichen, aber da gingen ja bekanntlich die Suchanfragen drastisch zurück, obwohl uns 2 Cent pro Suche nicht teuer vorkam. Nun wird die Suche praktisch nicht mehr benutzt und daher sehen wir keinen Grund, diesen kostenträchtigen Lastesel weiter am Netz zu halten.

    Webbing:
    Zum einen – und zum anderen?

    Parry Lage:
    Richtig. Zum anderen wurde uns der Abstand zu Bace-Fook zu gering. Die tüfteln seit Jahren mit einer Armada von weit über zwanzig Entwicklern an einer Reorganisation ihres Newsfeeds und über zweihundert Marketingleute sind seit vielen Jahren damit beschäftigt, eine Suche anzukündigen. Wir haben bei Google mehr als vierhundert Änderungen im Ranking(stream) pro Jahr. Facebook hat außer den Webseiten praktisch nichts zur Userbindung und wir haben da in der Vergangenheit einfach zu unbedacht nützliche Tools, Anwendungen und Gadgets rausgebracht, die User auch ohne Google Suche an uns binden. Man denke an Google Notebook (Bookmarkdienst), den erwähnten RSS-Reader, Google Knol, Wave, iGoogle und und und. Alles Dinge, in die User oft viel Zeit investiert haben, um persönliche und unpersönliche Daten dort zu integrieren. Wir wollten das alles nicht. Google Knol wollten wir ursprünglich geheim halten, um es ohne Protest später wieder einstellen zu können. Leider hat irgendjemand geplappert und es wurde von ein paar Nerds tatsächlich genutzt. Wir haben überlegt, ob wir dementieren sollen, aber es totzuschweigen bzw. niemandem etwas von dessen Existenz zu sagen, erschien uns die bessere Alternative.

    Webbing:
    Wie wollt Ihr denn durch das ständige Canceln von Anwendungen den Abstand zu Bace-Fook verkleinern? Passiert da nicht das Gegenteil?

    Parry Lage: Nein, es ist ja umgekehrt. Da Bace-Fook es offenbar nicht schafft, echte innovative Ideen zu generieren und umzusetzen, müssen wir vom Niveau her einfach weiter runter. DAS verkleinert den Abstand. Getreu unserer Firmenmotte „Eve be don´tl“ bleibt uns praktisch gar nichts anderes übrig. Wir vermindern einfach die Userbindung durch stückweises Einstellen von Google Diensten, die weniger als 15 Mrd. mal pro Tag genutzt werden.

    Webbing:
    Aber damit vernichtet Ihr ja Abermilliarden Arbeitsstunden, in denen User vertrauensvoll ihre Daten in Eure Anwendungen integriert haben und neue Daten damit erzeugt haben? Das ist jetzt alles futsch?!

    Parry Lage: Das ist es, was Schmeric Idt nie begriffen hat und weswegen er ja jetzt nur noch im Saufsichtsrat sitzt. Wenn wir die User nicht immer wieder nach den Anfüttern und dem Einstellen eines Services in andere Dienste treiben – welche Unternehmen sollen wir dann am Ende noch zukaufen? Der Markt ist endlich und wir kaufen praktisch jeden Tag irgendein Unternehmen. Diese Strategie geht nun langsam nicht mehr auf und daher müssen wir wieder mehr Unternehmen stärken, die wir vorher unbedacht mit eigenen Services geschwächt haben. Dann sind sie reif und richtig wertvoll für einen Kauf!

    Webbing:
    Nochmal zurück zur Einstellung des RSS-Readers. Da ist ja damals der erste kleine Shitstorm gegen Google losgebrochen, dem weitere weit heftigere gefolgt sind. Was waren denn die Gründe für das Abstellen?
    Parry Lage: Nun, die Bereitstellung dieses Readers hat Unsummen an Ressourcen gebunden. Allein die fertige und mittlerweile fehlerfreie Software am Laufen zu halten, hat mindestens zwei unserer etwa 55.000 Mitarbeiter beschäftigt. Vom Strom, den die sieben Webserver gezogen haben, will ich gar nicht sprechen. Leider hatten wir uns damals bei Erklärungen etwas verhaspelt. Es hieß, wir stellen das ein, weil es nicht genügend Leute nutzen. Dann hätte es ja auch wenig gekostet, das weiter laufen zu lassen. Der wahre Grund war, dass die Nutzer besser nicht den Informationsmüll aus Blogs lesen sollen, sondern den G+Stream. Man muss das positiv sehen: Die Blogbetreiber sparen hier durch den Wegfall der Hostinggebühren richtig Geld!

    Webbing:
    Und AdWords und G+ ohne die als nächstes abgestellte Google Suche reichen als Produkte Ihrer Meinung nach künftig völlig aus?

    Parry Lage:
    Was für eine Frage! Warum denn nicht? Bei Bace-Fook funktioniert es doch auch! Ich sehe schon bildlich vor mir, wie Zarc Muckerberg vor Wut kocht, weil wir uns seinem Geschäftsmodell immer weiter nähern.

    Webbing:
    Wir tanken nach diesem Gespräch!

    Geschrieben von Mario Fischer auf Facebook

    1. Hehehe zu geil – naja, mein persönlicher Ersatz ist aufgesetzt und läuft nun, Android-App gibts auch noch. Was will man mehr…

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