Mir fällt vor einem eines immer und immer wieder auf, egal ob ich mich nun in Blogs umsehe, World of Warcraft spiele oder aber in Second Life unterwegs bin: es gibt viele, tolle Menschen. Tollle Menschen glänzen vor allem aber dabei mit einem, dass sie sich in erster Linie meistens ohne jeden wirklichen Grund für toll finden und ihr Bezug zur Realität merkwürdigerweise dabei in eine extreme Schieflage geraten ist.
Ein normal sozialisierter Mensch stellt sich und seine Stellung immer mal wieder in Frage, er will und bekommt von seiner Umgebung Feedback unterschiedlicher Natur, welches er dann dazu benutzt, seine eigene Stellung neu zu bewerten. Bekommt er dabei positives Feedback, dann verstärkt es möglicherweise noch gewisse Verhaltensweisen, bekommt er auf manches aber überwiegend negatives Feedback, dann denkt er über sein eigenes Verhalten nach und ändert vielleicht sogar einiges an sich selbst. Das passiert stetig, ständig und überall.
Ein normal sozialisierter Mensch zeigt dabei auch ruhig so etwas wie Selbstbewußtsein, er ist stolz auf sich und das Erreichte. Zu einem gesunden Selbstbewußtsein gehört aber auch, dass man um seine Grenzen weiß und anderen damit nicht zu sehr auf den Wecker geht.
Bei den tollen Menschen aber ist die Verdrahtung bei der Verarbeitung des Feedbacks defekt, denn egal, welche Art von Feedback sie bekommen, es verstärkt immer nur ihr überbordendes Selbstbewußtsein und das war’s dann. Positives Feedback wird dabei immer gerne angenommen und als Bestätigung gesehen, negatives Feedback aber meistens auch, denn der andere gegenüber ist doch nur auf einen neidisch. Wer aber Neider hat, der macht etwas richtig, also muss ja das eigene Verhalten so in Ordnung sein. Denken sie, und das ist der Fehler bei der Verdrahtung.
Das Ergebnis sind dann vermeintllich imposante Persönlichkeiten ohne jeden wirklichen Tiefgang. Vom Rest der Welt werden sie bestenfalls nur noch irgendwann als hohl wahrgenommen, dann irgendwann einfach nur noch müde belächelt bis gar nicht mehr weiter beachtet. Das mag dramatisch klingen, ist es aber nicht, denn nur so wachen sie vielleicht mal aus ihrem „Ich finde mich so toll“-Teufelskreis auf. Meistens ist ihnen dieser heilsame Schock aber dann doch nicht vergönnt.