Greta Thunberg ist in unseren Medien seit Monaten allgegenwärtig. Entweder wird sie verehrt oder gehasst, dazwischen gibt es nicht viel – sie polarisiert extrem. Manchmal beschleicht einen dabei das Gefühl, dass sie mit ihren gerade einmal 16 Jahren schon kurz vor der Heiligsprechung stünde. Viele fühlen sich durch sie auch einfach nur noch tierisch genervt.

Thunberg selbst sagt ja, sie sei unwichtig und nur der Überbringer einer wichtigen Nachricht. Man möge nicht auf sie, sondern die Wissenschaft hören und diese auch gefälligst ernst nehmen. Das ist einerseits richtig. Andererseits ist sie aber auch Identifikationsfigur, und wer aktuell an Klimaschutz denkt, der denkt oft zuerst an sie. Ohne ihr Engagement gäbe es heute kein „Fridays for Future.“

Beide Seiten verheben es sich auch gehörig; nur weil jemand Asperger hat, wird er deswegen noch lange nicht zum merkbefreiten Deppen. Andererseits spricht sie seit Monaten zu und mit den Mächtigen der Welt als Teenager, also kann und darf man sie in der Sache auch durchaus kritisieren. Und keiner kann von ihr verlangen, dass sie ohne CO2-Rucksack durchs Leben geht, denn das ist extrem schwer möglich – ihrer aber dürfte im Vergleich zu vielen anderen Mitmenschen deutlich kleiner sein als Ergebnis ihrer Lebensweise.

Unbestreitbar ist es ihr Verdienst, dass Klimaschutz auf einmal in der Öffentlichkeit ein Thema ist und so stark diskutiert wird, dass die Politik es nicht mehr länger nur halbherzig ignorieren kann sondern endlich ernst nehmen muss. Es wurde aber auch mal langsam Zeit. Was sich daraus ergeben wird, das ist noch ungewiss.

Selbst das, was sie sagt, ist ein alter Hut. Das wusste man schon 1978 mit extrem erschreckender Genauigkeit. Seitdem hat sich nichts gebessert; kein Wunder daher, wenn manche Anhänger von der Abspaltung „Extinction Rebellion“ die aktuellen Demokratien/Staaten folgerichtig als unfähig betrachten, die notwendigen Schutzmaßnahmen auf einmal zeitnah einzuführen, die sie jahrzehntelang verschlafen haben weil sie Bevölkerung nicht überfordern wollen.

Wenn die Politik also sich von der Greta genervt fühlen sollte, dann gibt es dafür einen ganz einfachen Weg: sie müssen nur endlich damit anfangen, ernsthafte Klimaschutzpolitik zu betreiben.

Ob dies aber passieren wird, sei mal dahingestellt, denn diese würde auch einen massiven Umbau unserer Infrastruktur und Lebensweise bedeuten. Der massive Umbau allerdings wird früher oder später sowieso kommen, wenn das billige Erdöl knapp wird, also könnte man vernünftigerweise auch gleich damit anfangen.

Wie auch immer – die Menschheit sägt momentan mit Wonne auf dem Ast, auf dem sie sitzt. Wird es in 100 Jahren noch Menschen geben? Bei aktuell über 8 Milliarden Menschen ist das doch sehr wahrscheinlich. Werden es aber noch so viele Menschen wie heute sein, und werden sie noch unseren bequemen Lebensstandard haben – das ist das große Fragezeichen.

Die Zeichen an der Wand jedenfalls zeichnen im Moment immer deutlicher ungemütliche Zukunft für die nachfolgenden Generationen. Diese muss nicht so eintreten, denn nach wie vor gibt es noch einen gewissen Handlungsspielraum.

Die Frage ist daher: wird sie das schaffen? Seien wir gespannt.

3 Gedanke zu “Die Zeugen Gretas, oder: was, wenn sie doch Recht hat?”
  1. Ach ich finde man sollte das nicht so sehr an diesem Greta fest machen. Gerade weil sie mich dolle nervt gucke ich mir einfach nix mehr an wo sie drin vor kommt. Besser als „How dare you“ wird es wohl bei ihr auch nicht mehr werden.

    Gemessen daran, dass die Kausalität zwischen CO2-Anstieg und Atmosphärenerwärmung bisher nach meinem Kenntnisstand noch nicht geklärt ist, vermute ich persönlich, dass wir aktuell einfach einen Astieg der Temperatur erleben wie es zwischen zwei Eiszeiten eben normal ist.

    Weiter C02 in die Luft zu pumpen, könnte also möglicherweise tödlich für die Menschheit sein, wobei es mein Sohn dann wird aushalten müssen und eher nicht mehr ich.
    Demgegüber steht eine radikaler Wandel der Lebensweise der mit hoher Sicherheit keinen schädlichen Einfluss auf das Klima hat.

    Man hat also die Wahl zwischen: Vielleicht passiert keine Katastrophe wenn wir weiter machen wie bisher und Auf jedenfall passiert keine Katastrope wenn wir unseren Lebenstil ändern. Die Wahl finde ich recht einfach zu treffen.

    Und ich brauche da keine Politiker dazu um auf der Autobahn eben ab jetzt nur noch mit 100kmh zu fahren und nicht mit 180. Bei 100kmh verbrauche ich 4,7l auf 100km bei 180 6,2l. Ich kann meinen Plastikverbrauch reduzieren, meinen Fleischkonsum einschenken und meine Urlaubsziele mit Bedacht wählen. Geht völlig ohne irgendwelche Vorschriften von Politikern.

    Und genau das nervt mich noch mehr als Greta: Diese Verbotskultur, die gleich wieder aufkommt. Lass doch die Leute mit dem Flugzeug fliegen. Wenn man Menschen in China kennt, wir es viel schwerer z.B. in einem Krieg gegen sie zu kämpfen.
    Aber gebt Geld aus um Aufforstung zu betrieben, gebt Geld aus um pfiffige Lösungen zu finden wie wir die Meere wieder sauber bekommen. Gebt Geld aus um die Batterien zu verbessern. Aber hört mir auf mit dem dauernden „Du darfst das nicht!“

    1. Also ich weiß ja nicht woher du deine Informationen her hast, aber dass CO2 ein wirksames Treibhausgas ist ist in der Wissenschaft anerkannter Standard, ebenso dass wir momentan den höchsten CO2-Stand in der Atmosphäre seit Millionen von Jahren haben. Und dass die Menschheit durch ihre Aktivitäten das Klima beeinflusst ist ebenso anerkannter Standard.

  2. Also bei dem anerkannten Standard muss ich mal intervenieren. Wohl gemerkt, ich sage NICHT, dass des keinen Klimawandel gibt und ich sage auch NICHT dass dieser Klimawandel nicht von den Menschen gemacht sein kann.

    Allein beweisen ist bisher nur, dass die Ozeane weltweit der größte Co2-Speicher überhaupt sind. Es ist durch Studien und Experimente eindeutig belegt, dass das bei steigender Atmosphärentemperatur, die Löslichkeit für CO2 im Wasser
    abnimmt und daher mehr CO2 freigesetzt wird.

    Wir wissen auch, dass ein steigender CO2 Gehalt der Atmosphäre auch mit höheren Atmosphärentemperaturen einher geht.

    Nach einer im Journal Science veröffentlichten Arbeit konnte klar belegt werden, dass bei vergangenen Warmzeiten, der CO2-Anstieg dem Temperaturanstieg nachfolgend war und somit diesen nicht ausgelöst haben kann.

    Angestoßen wird die Wiedererwärmung prinzipiell durch verschiedene Astronomische Faktoren wie den Neigungswinkel der Erde und solchen Dingen, was man als Teil des Milanković-Zyklus bezeichnet. Dieser Effekt setzt dann die beiden anderen Kaskaden in Gang, nämlich die CO2 Freisetzung aus dem Ozean und das wiederum eine Erwärmung der Atmosphäre. Und dass alles, während sich die Erde als Planet (nicht die Atmosphäre), insgesamt seit mehreren Millionen Jahren von der Kruste her eher immer weiter abkühlt.

    Ich gebe zu, dass es ebenfalls Aussagen gibt die darauf hindeuten, dass nach gegenwärtiger Bahnlage der Erde, eher eine leichte Abkühlung passieren müsste, was dafür spricht, dass die anthropogenen CO2-Emissionen offenbar tatsächlich einen bisher nicht gekannten Einfluss auf das globale Klima haben. Außerdem ist die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs ziemlich neu für unseren Planeten.

    Da aber weder genau verstanden ist ob nun der Temperaturanstieg in der Atmosphäre die Ausgasung von CO2 aus dem Ozean bewirkt oder die Ausgasung den Temperaturanstieg, das bisher eher unklar ist was wie den letzten 10 Eiszeiten den Rückgang von CO2 aus der Atmosphäre und damit auch die Abkühlung hervorgerufen hat und weil es sowieso noch unglaublich viele Ungereimtheiten bei der ganzen Sache gibt, halte ich es bei der ganzen Geschichte eher wie mit der Wette von Pascal zum Glauben: Es ist besser man glaubt an Gott und führt ein gottgefälliges Leben. Wenn man stirbt und feststellt dass es keinen Gott und keine Hölle gibt, ist es sowieso egal. Stellt man aber als Atheist und Tyrann fest, dass doch alles von Gott gesehen und bewertet wurde, kann man dann nichts mehr ändern und kommt in die Hölle.

    Also auch wenn ich bisher nicht restlos von der Menschgemachtheit des Klimawandels überzeugt bin, bestreite ich trotzdem nicht, dass es schlau ist sich bis zum Beweis des Gegenteils so zu verhalten als wären wir ganz sicher an der ganzen Sache Schuld.

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