Jedes Rollenspiel besitzt gewisse Grundtypen an Rollen, die man spielen kann. Diese Grundtypen sind dabei mehr oder minder gut beschrieben und voneinander auch unterscheidbar. Häufig ist ja eines der Grundprobleme im Rollenspiel das Prinzessinnen-Problem: wenn man schon im reellen Leben der Meinung ist, nichts zu sein, dann will man wenigstens im Rollenspiel mal so richtig die Sau rauslassen, sei es als Räuberhauptmann, Superheld oder gar König. Für scheinbar schlichte Rollen werden sich viel weniger Spieler auftreiben lassen können, die diese dann mit Begeisterung dauerhaft ausfüllen als für diese Extreme.
Ein weiteres Problem ist, und da fallen viele nur zu gerne schnell herein: die Grundtypen sind so etwas wie Rahmenvorgaben. Sie geben den Spielraum vor, innerhalb dessen sich die eigene Rolle bewegen kann, aber nicht auch in der Konstellation bewegen muss. Rollen, die allzu glatt oder zu mächtig sind, sind dabei meistens ein Problem und einfach langweilig. Wirklich interessant wird eine Rolle meistens erst dann, wenn man ihr einige Macken spendiert, die ins Rollenbild passen. So kann ein Krieger, der seine Tochter durch Feinde verloren hat, zum Beispiel zu einem desillusionierten Säufer mutieren und sich mächtig gehen lassen. Die Bäckerin betüttelt vielleicht alles, was auch nur entfernt wie Tier aussieht und kann da die Finger nicht davon lassen. Jemand drittes meint vielleicht, dass die Tiere zu ihm sprechen, und und und…
Wichtig ist also, wenn man ein Rollenspielsetting buchnah umsetzen will, dass man nicht versucht, die Ereignisse aus dem Buch einfach nur nachzuspielen, sondern es als Rahmenvorlage für eigene Abenteuer. Dazu kommt, dass manche Sachen auch einfach die in Büchern stehen auf Dauer für Spieler langweilig sein können. Wenn zum Beispiel jemand ständig nur kuschen muss, wie der Herr es will, kommt sicher dabei dauerhaft wenig Freude auf. Wenn man ständig nur unter sich ist, weil man vor Siedlungen Angst hat, ebenfalls, da bekommen viele dabei dann einen Koller.
Daher unterscheiden die Macken und Hobbies durchaus einen gut gespielten von einem sehr gut gespielten Charakter. Superman zu geben auf Dauer ist langweilig, wer wirklich Abwechslung reinbringen will, macht sich vorher Gedanken über die Rolle, spendiert der Rolle dabei gewisse Eigenschaften und Macken, auf der dann anderes Spiel aufbauen kann.
Weiterhin ist es so, dass viele Settings auch mächtige Überwesen kennen. Diese Überwesen sind, sofern sie nur spärlich auftreten, vollkommen in Ordnung und legitim. Meistens sind das Rollen, deren Besetzung am Besten von Spielleitern genehmigt werden muss, damit alles in geordneten Bahnen verläuft, denn häufig gilt hier: gibt es zu viele davon, dann wird es affig.
Ein Beispiel: wenn man ein Star Trek Rollenspiel aufzieht, dann kann es durchaus interessant sein, ab und an mal den nahezu allmächtigen Q auftreten zu lassen. Diese Auftritte werden dann sparsam dosiert und vorher auch gut durchdacht, damit das Spiel nicht zu sehr aus der Balance gerät. Wenn aber nun die Rollenwahl auch hier prinzipiell freigegeben ist und es treten auf einmal fünf Qs gleichzeitig auf, die dazu noch machen, was sie wollen, dann wird oft das Spiel für den Rest der Teilnehmer meistens sehr schwierig bis uninteressant, weil man dagegen nicht wirklich ankommen kann.
Mein letzter RP-Praxis-Artikel im zweiten Drei Monde hatte ein ähnliches Thema: interessante Charaktere durch Macken/Eigenschaften – aber bittesehr keine Vollfreaks. 😀
Die Gratwanderung ist wie überall kompliziert.
Und ja, Supercharaktere nerven mich (meist). Lieber ein Durchschnittstyp mit normal-Gor-Lebenslauf und dafür einer Persönlichkeit als ein Sondercharakter mit X Ausnahmen, der außerhalb seiner Nische zu nichts zu gebrauchen ist.
Und gerne auch mal ein hässlicher Charakter. Am meisten bleiben doch die Rollen im Gedächtnis hängen, die ein wenig abseits der vermeintlichen Norm liegen, aber dann dafür gut gespielt sind.
Neee .. Gesichtsmopeds laufen „aus Versehen“ schon genug rum, die muss man nicht noch bewusst erzeugen! 😀
Viele Leute haben ein ästhetisches Empfinden wie ein schockgefrosteter Nacktmull, die schrotten selbst gekaufte Shapes und jauchen dann noch Skins zum Fürchten drüber. Da rollen sich einem als Zeichner schon ganz von allein die Fußnägel. Was diese Leute dann erst anstellen würden um hässlich auszusehen möchte ich mir nicht mal vorstellen. So, arrogantes-Arschloch-Modus wieder aus. 😉
Och, Adonisse gibt es doch genug, aber es reicht ja schon, wenn jemand mal einen meinetwegen alt aussehenden Goreaner spielt. Da kann man durchaus stimmig aussehen, gibt es nicht viele und wirkt gleich ganz anders, schau dir mal Beowulf an.
Oder noch tatsächlich auf hässlich machen, schau dir mal Fauler Zimmermann oder Richter Harold aus Kasra an, solche Avatare merkt man sich einfach sehr, sehr lange.
Stimmt….. ich erinnere mich auch noch gut an Blaue Eichel und seine Frau,die Käthe.
Das sind Charakter die vergisst man nicht mehr, wenn man sie erlebt hat.
Aber sie treten auch selten in Erscheinung, was ich gut finde. Ich glaube wenn man
diese Figuren jeden Tag um sich hätte, wäre es wieder fad.
Mit dem faulen Zimmermann hatte ich mal ein super RP in der Oase,
weil er mich unbedingt vernaschen wollte, und es gar nicht so einfach war,
sich da rauszuwinden… *lacht*
Das sind allesamt Figuren, die was besonderes sind….sehr gut gespielt übrigens….
und die sparsam dosiert eingesetzt werden… aber wohl schon über Jahre.
Zu Ausnahmerollen fällt mir wieder spontan Sylvie ein.
Sie war leider die Mutter der Femlaws… wenn auch unfreiwillig!
Sie war damals eine Ausnahmerolle, aber dann kamen viele viele andere,
die natürlich auch diese Ausnahme spielten wollten. Und leider gibt es ja kein Patent
auf eine Rolle…………..
Die blaue Eichel und Käthe sagt mir so nichts. Es gilt hier aber ja analog der alte Spruch „If freedom is being outlawed, only outlaws are going to have freedom.“
Ich selber halte einen alten Goreaner oder hässliche Goreaner noch nicht mal so für eine Ausnahme per se. Es steht ja nirgends geschrieben, dass sie das sein müssen oder alle unbedingt waren, dazu kam ja, Norman tickte in den Romanen da auch ein wenig anders.
Im Allgemeinen gesprochen hast du bei Sylvie recht. Das war und ist eigentlich eine absolute Ausnahmerolle. Ich habe keine Ahnung, ob absehbar war, dass bei der Entstehung dieser Rolle dann das irgendwann die Regel wird oder nicht. Absicht war es sicherlich nicht gewesen.
Die Tragik bestand für mich dann immer darin, dass in der öffentlichen Diskussion Sylvie einerseits kämpfende Frauen ausser den buchgerechten Rollen von Panthern/Talunas nicht leiden mochte, andererseits sie selbst eine gewesen ist und das bei ihr aber dann ja etwas anderes gewesen sei, weil es eben die Rollengeschichte hergab. Ist es aber nicht, denn sie war eine Ausnahme, die zur Regel wurde, und wenn erst einmal einer damit anfängt, können auch zehn weitere Leute sicherlich eine halbwegs vernünftige Rollenentwicklung stricken, die auch das plausibel erklärt. Damit ist klar: in der Position ist man besser ruhig.
Aber das ist ja auch inzwischen vergangen, Tri’Shena ist nicht mehr und wir sind alle weiter.
Unzusammenängend dazu:
Wir spielen kein RP um Hans der Normalo zu sein. Weil NOrmalo nirgends definiert ist. Niemand spielt das. Ich wette mit euch um meinen Char, das JEDER Char auf Gor irgendeine Macke oder körperliche Besonderheit hat, die ihn scheinbar aus der Menge aller anderen herausragen lassen. JEDER. Von daher empfinde ich den Aufruf zu Bauergamern etwas zuviel falsche Bescheidenheit, wenn sie von einem SPieler kommt der einen Schreiber spielt ;). Jeder hat in der Regel seine Rolle gewählt und wird nicht runterstufen, nur weil das statistisch notwendig ist. HIer gehts nicht um Simulationismus im Rp sondern darum Spass zu haben.
Dank der Seren gilt Alter nicht mehr als natürlicher Lauf der Dinge, sondern als Krankheit. Alte Goreaner= selten, besonders.
Das alle schön sind würde ih doch stark bezweifeln. Ich achte gezwungenermaßen auch auf das Aussehen der Charaktere und für mich besteht ein Char nunmal nicht nur aus Worten, sondern das sein Aussehen auch seinen Charakter unterstützt, ein stimmiges Gesammtbild ergibt. Da alle gut aussehen ist gutes Aussehen nun relativ und ich beschränke es deutlich auf die Leute, bei denen ich merke das sie Arbeit in ihren Ava reinstecken, schöne und stimmige Kombinationen tragen, keine verrutschten Primteile haben, die Shape realistisch ist, sie etwas tragen was nicht alle tragen …DAS ist hübsch sein für mich, ein Faktor der ohne Worte mich als RPler anzieht. In der Regel sind die Leute die auf ihr Aussehen achten (und nicht auf den Sl Standart mit Puppenfiguren ala Ken+ Barbie) auch gute Rpler.
Bevor man sich nun auf Superhelden einschießt…das Gegenteil gilt genauso ätzend. Karrikatureske Charaktere ala fauler Zimmermann haben nichts im täglichen RP verloren. Punkt. Gleiches gilt für One-trick-ponys, Superschurken, Spieler die NUR eine Art von RP draufhaben (kämpfen, Konflikt, Kajira vögeln) oder die einfach inkonsistent gespielt werden. Heute großer Charmeur nächster Tag ohne erkennbaren Grund das Superarschloch.
Hier müsste man mal einhaken und einige Grunddinge für einen stimmigen Charakterhintergrund posten. Meist ists ja nicht das Powerlevel das nervt, sondern das die Spieler der Epik ihres eigenen Chars nicht gewachsen sind…große Päne schmieden und nicht umsetzen können. Oder schlimmer noch…sie denken sich irgendwelche MAcken aus weil das ja gutes RP ist und erschaffen im schlimmsten Fall nen inkonsistenten Char….ganz ehrlich, es gibt da keine Patentlösung.
Man müsste den Spielern beibringen zu improvisieren. Das geht nur durch Übung und wiederholter Plot-Spiele mit Lenkmöglichkeiten. Wer einfach drauf los spielt wie die meisten kriegt halt irgendwas zustande aber wenn er nicht improvisieren kann wird er es so bestimmt nicht lernen.
Ich sag nur….Kekse….
HAtte mal nen Workshop über Plot Rp gegeben. X beauftragt Sängerin mit ORganisation einer Fete, die geht zum Bäcker um Süßes zu bestellen, der Bäcker entscheidet das keine Kekse da sind und ab der dritten Person in der Infokette redete alles nur noch über Kekse und Kekse klauen und Kekse essen. Niemand hatte mehr den Bogen zum eigentlichen Fest und es verlief sich im Sande. Ist für mich symptomatisch für Sl Rp. Große Zusammenhänge werden einfach ignoriert bzw. man stellt auch erst gar keine Fragen, weil man evtl ahnt das nicht mehr dahintersteckt als „Nun mach ich mal Rp damit wir RP haben“.
Sylvie: Sylvie hatte einfach nur Pech. Erste Person die eine Tharna spielen wollte, hat sie vermutlich auch gut gemacht. Dann regen sich die Leute auf weil überall Kopien rumrennen und sie muss aufmal sich selbst dementieren. Nicht weil sie ihre Rolle schlecht spielt, sondern weil die Leute OOC ein Shitfest gegen alles was nach Femlaw riecht veranstalten. Nunja, Schubladen sind ja was schönes und würde ich ne femlaw spielen ( was ich laut Definition getan habe) so würde ich sie Panther nennen, damit die Leute sich net aufregen…arme Herzchen, soviel Drama und so wenig Phantasie manchmal…:P
Also ob dein „wir“ immer zutrifft bezweifle ich. Es gibt genügend Leute, die meinetwegen in gesellschaftlich hohen Stellungen sind, oft auch mit Autorität verbunden, so dass sie gewisse Neigungen vielleicht auch im RL weniger ausleben wollen oder können wollen. Gerade die spielen auch mal in SL gerne einen Normalo, sei es eine Kajira oder ähnliches, wo sie mal am anderen Ende der Befehlskette stehen.
Ich selber habe auch schon genügend andere Rollen neben Schreiber hinter mir, darunter auch niedere Kasten, allerdings komme ich da noch nicht so ganz auf deine Rollenmüllhalde. Auch eine niedere Kaste ist durchaus unterhaltsam, vieles wird ja erst gar nicht wirklich ausgespielt. Im RP ist ja immer so die Sache, wer wirft einen Ball ins Spiel und wer nimmt den dann auf.
Ich halte es für normal, dass jede Rolle ihre Macken hat, denn hätte sie keine, wäre sie anormal.
Improvisationstalent ist so eine Sache, entweder man kann damit umgehen oder nicht, die Mehrheit kann es nicht, und wie soll sie es dann in SL lernen? Schwer.