Viper Viewer oder: only no publicity is bad pulicity

Mitte Dezember 2011 macht ein Video die Runde, welches viele begeisterte: ein neuer Viewer wurde angekündigt, der sich anschickte, den Kirstens Viewer mit neuen, geradezu revolutionären Features beerben zu wollen. Wer sich nicht mehr daran erinnern sollte, hier ist eines der Promovideos:

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Der Macher dieses Viewers war ein Machinimatograf namens Takif Viper und erscheinen sollte er Mitte bis Ende Januar. Viele waren nach diesen Videos geradezu heiß darauf, endlich dieses Wunderwerk der Programmierkunst in ihre Finger zu bekommen.

Doch was ist in der Zwischenzeit passiert? Nichts geschah, dieses vermeintliche Wunderwerk an Viewer war nur Vaporware, reinste heiße Luft, es gab nie einen solchen Viewer und wird ihn niemals geben. Takif Viper selbst erklärt in seinem Blog, dass diese Videos einzig und alleine Übungen im Filmen gewesen sind, nicht mehr, nicht weniger. Als Viewer zum Anfertigen von Machinimas empfiehlt er Exodus.

Auf gut Deutsch: Takif Viper hat die Residents angeschwindelt. Er hat einen Viewer beworben, den es niemals gegeben hat, und somit ein virales Marketing in Gang gesetzt, das vor allem einen Effekt hatte: sein Name ist sehr vielen Leuten damit bekannt geworden. Das ist natürlich geschickt gemacht, aber erzeugt auch ein entsprechendes Echo, wie er selber schrieb, bekam er auch einige Hatemails. Wer so etwas macht, der muss eben auch das abkönnen.

Second Life als Werkzeug

Mir ist mal wieder danach, ein wenig die in den normalen Medien stattfindende Berichterstattung über Second Life zu betrachten. Das Übliche „Second Life wird störben!“ ist dabei ja einige Zeit lang allgegenwärtig gewesen, aber inzwischen setzen sich auch andere Aspekte durch.

Die Computerbild zum Beispiel schrieb am 1. Januar 2012 einen Artikel über Second Life als Werkzeug für Ärzte in der Raucherentwöhnung (?) oder beim Abnehmen (??). Wer sich den Artikel genauer durchliest, der merkt, dass Second Life darin keine große Rolle spielt, sondern dass die US Army Avatare intern für diverse Programme benutzt. Second Life hält dabei nur als Beispiel her, dennoch es ist einmal durchweg positive Publicity, denn man könnte und kann ja Second Life auch dafür nutzen. Das ist schon geschehen und wird sicherlich weiter so geschehen.

Das Begabungszentrum Bayern GbR nutzt Second Life als kostenlose Webinarplattform in der Begabtenförderung und dazu wurde gestern ein Vortrag gehalten. Der Link geht zum Vortrag als PDF. Der Vortrag selber wirkt sehr allgemein gehalten, interessanter wäre hier ein Video oder das gesprochene Wort als Transkript, dennoch: auch dies ist eine spannende Angelegenheit. Natürlich ist für solche Organisationen aber auch besonders Opensim interessant, denn damit sind die Ablenkungsmöglichkeiten für die Teilnehmer viel, viel geringer und man hat alles unter Kontrolle, wenn man mag. Opensim on a Stick ist da eines der Mittel der Wahl für den herumreisenden Referenten.

Mara Larimore schreibt gerade ihre Diplomarbeit und hat dazu eine Umfrage zum Thema Avatargestaltung gestartet (schade ist, dass man nichts über die betreuende FH/Universität und den Professor(in) an sich erfährt). Die Avatare selber sehen zwar aus wie 2005, aber das macht nichts, da genau dass der Stil ist, in dem viele Avatare von Bildungsorganisationen herum rennen, da sie einfach keine Zeit und/oder Lust haben, sich erst richtig gut auszustatten. Für sie ist Second Life einfach ein Werkzeug, die Linden Library im Inventar völlig ausreichend und so sehen sie dann eben aus. Oder aber sie benutzen Opensim und dort ist dieser Stil meistens erst Recht der Standard, da es einfach viel weniger modernen Content dort gibt als in Second Life, wobei das von Grid zu Grid variieren kann.

Ein weiterer Trend ist, dass Linden Lab Second Life in diversen, sozialen Netzwerken plaziert und dort ständig mit neuen Inhalten füttert, um so Werbung für Second Life zu machen. Neben Google+ gibt es offizielle Accounts in Flickr, Twitter, Facebook, Plurk, Youtube, Linkedin u.v.m. – nachzulesen hier. Da solle noch einer mal sagen, die Lindens würden keinerlei Werbung machen…

Interessantes Detail am Rande: vorgestern war der erste Rezday von Rodvik Linden gewesen. Wer mit dem Namen nichts anzufangen weiß: Rodvik Linden ist der Avatar des momentanen Geschäftsführers von Linden Lab, Rod Humble. Humble folgte 2011 als Nachfolger auf den Interimsgeschäftsführer Philip Rosedale, der seinerseits wiederum den glücklosen M Linden (Mark Kingdon) ablöste. Kurioses Detail am Rande: Rosedale war sowohl der Vorgänger als auch Nachfolger Kingdons in der Position gewesen. Inzwischen ist Philip Rosedale aber wieder schon lange zu seinem jetzigen Startup, Coffee&Power, zurückgekehrt und dort aktiv. Humble selber, der vor Linden Lab schon sehr lange und zahlreiche Erfahrungen bei EA in der Spieleindustrie gesammelt hat, gilt nach wie vor bei den meisten Bewohnern Second Lifes als einer der besseren Geschäftsführer. Mit Spannung erwarten auch viele den Launch der von Humble angekündigten, neuen Produkte Linden Labs, die der Firma ein zweites Standbein bescheren sollen, aber nichts mit Second Life direkt zu tun haben werden. Bisher gibt es darüber nur wilde Spekulationen, was es denn genau sein könnte, das Lab hüllt sich in Schweigen. Ich selber gehe davon aus, dass das Lab mit einem geeigneten Produkt vor allem den ständig wachsenden Markt der Tablets (hier zu allererst das Ipad, da es nunmal der Marktführer ist) und Smartphones bedienen will, da Second Life dafür einfach zu leistungshungrig ist, andererseits aber auch dort genügend Geld umgesetzt werden kann. Warten wir es ab.

James Wagner Au schrieb bei sich einen Artikel über SOPA, den in den USA momentan kursierenden Stop Online Piracy Act, ein wirklich übler Gesetzentwurf, der es in sich hat und alle Branchengrössen mächtig auf die Palme brachte. Er ist der Meinung, dieser könnte durchaus einigen Einfluß auf SL haben, sofern er denn Recht werden würde. Was es für geschäftliche Nachteile mit sich bringt, wenn man den offen unterstützt, hat der weltweit größte Domainverkäufer GoDaddy am eigenen Leib erfahren dürfen – die Kunden liefen ihm empört in der Initiative ByeDaddy zu Tausenden weg. Der Abgang an Kunden war dabei so massiv, dass GoDaddy mal eben seine Meinung in Bezug auf SOPA um 180 Grad drehte und seitdem offiziell dagegen ist – weglaufen tun die Kunden GoDaddy dennoch weiterhin. Übrigens lautet eine üble, aber mögliche Verschwörungstheorie, dass SOPA aus folgender Motivation entstanden sein soll: einige US-Abgeordnete fühlten sich bisher nicht durch die Internetkonzerne wie Google genügend geschmiert. Also stöpselten sie mal eben flott das mieseste aller möglichen Gesetze überhaupt zusammen, um diesen Konzernen zu schaden, und nun laufen diese Konzerne los und fangen die Abgeordneten an zu schmieren, nur um den Entwurf loszuwerden. Also SOPA als Erpressungsversuch von Seiten der Politiker – plausibel klingt das allemal.

Tyche Shepherd hat mal wieder ihre Gridstatistiken veröffentlicht, und diese lesen sich für 2011 höchst interessant. Danach hat Second Life in 2011 insgesamt 879 private Regionen verloren (Homestead/Fullsim), was einen Umsatzeinbruch je nach Zusammensetzung von 500.000 bis hin zu 2.000.000 US$ bedeuten kann. Dazu kommt, dass 6-8 % des Mainland momentan „abandoned land“ ist, also etwa die Landfläche von immerhin rund 500 Sims. James Wagner Au schließt daraus mal wieder, dass Linden Labs Geschäftsmodell nicht nachhaltig ist – nur das wissen sie schon lange, sonst hätte Humble nicht darauf hingewiesen, dass sie neue Produkte in 2012 vermarkten wollen. Ein interessanterer Aspekt daran ist, dass alleine deswegen bei den Mietgebühren für Sims auch in 2012 keine Preissenkungen zu erwarten sind. Man muss froh sein, dass die Preise stabil bleiben.

Das Ende vom Phoenix Viewer kommt – irgendwann

Am Montag hat das Team vom Phoenix Viewer einen Blogpost veröffentlicht, der sich um die Zukunft des Phoenixviewers dreht.

Es handelt sich dabei um die Zusammenfassung einer Fragestunde, und eine der wichtigen Fragen war: wieso wird der Phoenix Viewer denn gekillt? Dabei sieht es eben so aus: die Macher vom Phoenix können selber gar nichts dazu, sollte der Viewer gekillt werden. Sie erfuhren auf inoffiziellem Weg von Linden Lab, dass sie irgendwann das Grid so einrichten werden, dass man mit Phoenix und anderen 1er-Viewern nicht mehr verbinden können wird.  Eigentlich sollte das bereits Ende 2011 geschehen, aber es wird sich wohl noch einige Zeit hinauszögern.

Aber auch wenn sich das verzögert, bleibt es bei der Tatsache, dass Linden Lab irgendwann daran die Axt ansetzen wird. Der Grund dafür ist einfach der, dass Linden Lab irgendwann serverseitig Prozesse abschalten wird, die die 1er-Viewer noch benötigen, die neueren Viewer aber nicht mehr, weil sich das auf Dauer finanziell nicht lohnt zweigleisig zu fahren. Das Dilemma von Linden Lab sei, dass sie es sich gerade nicht leisten können, die 1er-Viewer zu killen aber auch nicht leisten können, es nicht zu tun. Daher ist es sicher, dass das Ende früher oder später kommen wird, auch weil die neueren Features von den alten Viewern nicht schnell genug übernommen werden könnten, wenn überhaupt, als die neueren Viewer.

Amtlich: die Nachnamen kommen wieder!

Es ist amtlich: die Nachnamen als Feature kommen zurück! Die Frage ist nicht ob, sondern nur noch in welcher Form genau und ab wann.

In einem Post, den man hier nachlesen kann, schreibt Rodvik Linden persönlich dies:

Hey Sera Lok. Last names under active discussion. We are trying to figure out how to do it in a way which would be excellent rather than just ok. We want it intuitive with extra features. Hopefully we will roll out what we are thinking early January latest.
Identity is very important so as we touch it we need to make sure we are adding something great.

Übersetzt bedeutet dies in etwa:

Hey Sera Lok. Momentan diskutieren wir aktiv über die Nachnamen. Wir versuchen, diese in einer Art und Weise durchzuziehen, die eher exzellent als nur in Ordnung ist. Wir wollen es so intuitiv als möglich mit vielen Extrafunktionen. Wir werden hoffentlich das, worüber wir momentan nachdenken, spätestens Anfang Januar 2012 einführen.

Identität ist sehr wichtig, also müssen wir uns sicher sein, wenn wir schon daran Hand anlegen, etwas großartiges zu leisten!

Na denn… das klingt doch schon einmal vielversprechend. Ich bin gespannt!

Mesh in Aktion

Dieser interessant aussehende Vendor, der sieben verschiedene Texturen gleichzeitig darstellen kann, ist aus Mesh. Nun wird das längst nicht in jedem Viewer angezeigt, aber der Vorteil dieses Vendors ist, dass er wirklich nur ein Prim beansprucht. Abgesehen davon behauptet der Macher Casper Warden, dass er sehr low lag geskriptet sei. So oder so: ich bin beeindruckt!