Role play

Und so zerbröselt der Keks nunmal

Ich habe heute das erste Mal seit ein paar Tagen wieder meine Blogroll durchforstet und blieb beim Lesen an einem Post von Mia Dioz aus Lydius längere Zeit hängen. Mia selber war längere Zeit wegen RL – so verstehe ich das – kaum bis gar nicht im Spiel, ist es jetzt aber wieder und wundert sich, wieso denn keiner mehr mit ihr spielen würde. Viele der guten Spieler seien gegangen, was sie schade findet, es fehle ihrer Meinung nach an einem Konzept für Lydius und sie fragt sich, ob denn Weglaufen die bessere Wahl sei.

Nun ist das zuerst einmal eine Einzelmeinung, und wenn man sie bewertet ist die Frage natürlich ob das zutreffend ist oder nur am Sommerloch liegt oder beides. Wobei, dieses Jahr ist das mit dem Sommerloch so eine Sache, meine Heimatsim hat nämlich keines, sondern wir können ohne Probleme einen Trek mit 15 Leuten veranstalten und selbst dann sind das noch nicht alle von uns. Also erscheint Sommerloch alleine als Erklärung etwas wenig.

Was ist da also geschehen? Ich reime mir das so zusammen: es gab vor dem Andocken von Asperiche grob zwei Fraktionen in Lydius, die dort spielten, nämlich die normalen Stadtleute und diejenigen, die lieber episch-breites RP betreiben mit Intrigen und auf Konfrontation ausgerichtet. Eine solche, wenn auch erfolglose Sache war der damalige Putschversuch von Wanja. Es gab eine wie auch immer geartete Führung der Sim und einen untereinnander einigermaßen tragfähigen Konsens, was denn die Veranstaltung Lydius bedeutet und was nicht, das funktionierte ganz gut. Während die Stadtleute auch untereinander glücklich werden können und alles mitspielen sind die Intrigenspieler stark auf das Mitziehen der Spielerschaft angewiesen und brauchen die Sim samt Rest als ihre Bühne, denn wenn der Rest nicht mitzieht macht das Spielen von Intrigen keinen Spass und funktioniert nicht mehr wirklich. Nur, und das ist der springende Punkt: der Rest braucht sie nicht, der ist auch locker sich selbst genug.

Mit dem Andocken von Asperiche kam dann eine weitere, etwas dörflichere, vielleicht einfachere aber keineswegs schlechtere Spielweise dazu, die viel weniger auf Konfrontationen ausgelegt ist. Andere Rollenspieler bedeuten wie meistens auch hier andere Ansichten, die Welt ist bunt und ohne Vielfalt wäre es ja langweilig. Normal sollte auf jeder Sim genügend Platz für alle sein und eine gute Führung wird darauf achten, das allen im Rahmen der Sim ihr Rollenspiel ermöglicht wird und keiner zu kurz kommt. Anders geht es eben nicht, und seien wir mal ehrlich, ständig nur heile Welt mit Heititei und was haben wir uns alle so ganz, ganz dolle lieeeb ist uninteressant wie nur was, das funktioniert ja auch im Fernsehen nicht, da wäre jede Endlosserie nur drei Folgen lang, ab und an braucht es auch mal zur Abwechslung durchaus Konfrontations-RP, aber auch wiederum nicht ständig, da sonst die andere Fraktion nicht mehr zum atmen kommt. Eine gesunde Mischung aus beidem ist da nie verkehrt.

Seitdem aber Asperiche angedockt hat sind einige Dinge in den Fluss geraten und haben sich aus lydianischer Sicht nicht nur zum besseren gewandt. Als Außenstehender kann ich sagen, dass ich die Lydianer auf anderen Sims als den Lydericheverbund inzwischen schon seit Monaten nicht mehr wirklich wahrgenommen habe. Gut, man muss ja nicht viel reisen, aber ab und an Kontakte pflegen ist ja auch eine Maßnahme, das eigene RP zu stärken. Das jedenfalls scheint in meinen Augen ziemlich zum Erliegen gekommen zu sein, es kann aber auch sein ich irre mich da, who knows. Für mich zeigt Lydius außerhalb kaum noch wirklich Flagge.

Dafür besucht man sich nun, da Neu-Asperiche auf der fiktiven Gorkarte nicht weit von Lydius weg ist, ständig gegenseitig, und da fängt das Problem an. In das recht gefestigte und einigermassen funktionierende RP-Gefüge von Lydius drängte sich mit Macht eine weitere Spielart und Spielerfraktion, vertreten hauptsächlich durch die Leute aus Asperiche, für die der Stratege Aeneas aus Lydius den Begriff „Volksbühne“ benutzte. Manche Lydianer der inzwischen gegangenen Fraktion sprachen da von einer „zunehmenden Asperichisierung“ von Lydius und hätten es gar am liebsten gehabt, Asperiche würde besser gestern wieder abdocken. Schon alleine die Wortwahl lässt darauf schließen, dass die Konfront-Spieler diese Fraktion „Volksbühne“ nicht mögen noch viel mit ihnen anfangen können, umgekehrt ist der Volksbühne die Konfront-Fraktion vermutlich recht herzlich egal.

Nun setzt sich eine Spielweise ja oft einfach mittels Masse durch, und so ist das auch wohl hier geschehen. Die Politikspieler kamen immer weniger und weniger zu ihrem Spiel, weil immer weniger es mitmachten und natürlich wurmt das auf Dauer. Jeder pflegt seinen persönlichen Stiefel, den er zu spielen pflegt, kann er das auf Dauer nicht mehr – und die meisten Rollenspieler sind da wie ich auch sehr sensibel – machen das viele einige Zeit lang mit und dann gehen sie, um ihr Spiel woanders zu suchen. So auch in Lydius geschehen, Teile der Intrigenspieler sind entweder offiziell im Urlaub in anderen RPs – Rückkehr ungewiss – oder kommen auch sonst kaum.

Übrigens sind die Konfront-RPler an ihrem Weggang auch nicht gänzlich unschuldig, denn ausser um sich schlagen und treten kenne ich von ihrer Seite aus kaum Versuche, mal die Sachverhalte konstruktiv zu thematisieren, um zu einem neuen Konsens zu gelangen, so dass alle Spielweisen nach wie vor unter einem Dach möglich sind.

Das Problem zeigt sich zum Beispiel daran, dass eben auf einmal einfachste RPs wie der von der Sängerin Sam angestrengte Prozess auf Schadensersatz wegen ihrer Sklavin im Vorfeld in Zastas Blog geneidet und zerredet wurden, wie Ungor und all das sie, daraus spricht massive Frustration und mitunter auch Neid auf RP.

Der Ruf der Lydianer als rollenspielerische Isolationisten tut dazu ihr übriges. Ich weiß, dass die diesen Stempel nicht gerne aufgedrückt bekommen, aber davon kommen sie so schnell nicht mehr weg. Die Reaktion auf den RP-Versuch von Kasra am 22. Juni, als diese versuchten ein Langzeit-RP anzustoßen und in Lydius auf offene Ablehnung stießen, kann getrost als Griff ins Klo des Jahres betrachtet werden, festigte diesen Ruf massiv und entsprechende Reaktionen blieben nicht aus, wie man zum Beispiel am Kommentar von Titus ablesen kann. Logisch, dass seitdem diese Sache nicht mehr weiter verfolgt wurde und wird, nach so etwas hätte ich auch keinerlei Lust mehr.

Das Hauptproblem besteht meiner Meinung nach darin, dass die Konfront-RPler bisher auf die Unterstützung der normalen Stadtbürger bauen konnten. Sicher, es gab mal hier und da Reibereien, aber im großen und ganzen kamen sie zu ihrem Spiel. Seitdem Asperiche aber im Verbund ist, spielen die Stadtbürger vermehrt mit den Leuten aus Asperiche und warum auch nicht, was aber den Konfront-RPlern ihre Bühne zusehends raubte und damit schwanden ihre Spielmöglichkeiten mehr und mehr. Das geschieht schleichend und langsam, kommt aber vor, sie wurden einfach durch die schiere Masse förmlich rausgedrängt. Da nun viele der Konfront-RPler die Hoffnung aufgegeben haben, dass aus Lydius nochmal was anderes wird als eine Art goreanische, heile Welt zogen sie die Folge und gingen, um woanders neue Bühnen für ihr Spiel zu suchen.

So zerbröselt der Keks nunmal und das Grundproblem liegt darin, dass es in Lydius offensichtlich keine ausreichende Art von OOC-Führung mehr zu geben scheint, die in so etwas bereits am Anfang lenkend eingreift, um alle wieder unter einen Hut zu bringen. Rollenspiel ist OOC immer ein Miteinander, hier aber wurde es zuerst teilweise zu einem Nebeneinander bis schließlich gar Gegeneinander, und das geht auf lange Sicht nicht gut. Die Frage, die man sich stellen müsste, ist: was ist die lydianische Identität und macht diese aus, was ist denn unser Konsens und was wollen wir spielen. Da die Konfront-RPler nun gehen, verschiebt sich also das Spielgefüge von Lydius zusehends in die Richtung Vorort von Asperiche zu sein, so kommt es mir langsam vor.

Das muss kein Problem sein, solange es einen Stamm von Besitzern gibt, der auch weiterhin willens und fähig ist, die Sim zu finanzieren und man weiterhin genügend Spiel hat. So, wie es für mich aussieht, hat Lydius jedenfalls durch den Verbund massiv an eigener Spielweise und auch Identität eingebüsst, damit längst nicht nur dadurch profitiert und das setzt sich bis heute fort. Die Sim zeigt gerade Auflösungserscheinungen, und wenn sich das nicht bald mal ändert, indem mal jemand das Heft in die Hand nimmt und intern aufräumt um zu einem neuen, tragfähigen Konsens zu finden, dann ist der Weggang der einen Spielerfraktion auf lange Sicht gesehen noch das kleinste der Probleme gewesen. Er ist aber, wie meistens, ein deutliches Warnsignal das gerade etwas gehörig schief läuft.

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Der Trend geht zum Zweitberuf

Das kennt man ja: da ist man gefangen gewesen bei den ach so bitterbösen Piraten, kommt nackig und mit Collar wieder so nach Hause, da will man den Mist doch schnellstmöglich loswerden. Meist war früher das Problem, dass es zu wenig Schmiede gab und selbst wenn man einen hatte, dann war er garantiert dann nicht bei der Arbeit wenn man ihn brauchte. Also greifen da inzwischen viele Spieler zur Selbsthilfe und eigneten sich im Laufe der Zeit erstaunliche Schmiedefähigkeiten an. Ein Collar abbekommen, für das man keinen Schlüssel hat? Kein Problem, das macht der autodidaktische Hobbyschmied virtuos in unter fünf Minuten! Die Sklavin da drüben hat einen Keuschheitsgürtel umgelegt, aber man will dennoch seinen Spaß mit ihr haben? Kein Problem, das macht der echte, kantige Goreanerkerl mal eben so im Vorübergehen in unter einer Minute. Wie das? Vermutlich hat er Supermans Hitzeblick, er muss das Schloss nur schief anschauen und schon springt es vor lauter Furcht von alleine auf oder aber der Blödsack von Schmied, der den Gürtel anfertigte, hat schlecht gearbeitet. Ein beherzter Ruck am Schloss und schon ist es auf!

Ähnlich ist es mit Brandings. Kein Schmied, der heute noch etwas auf sich hält, lässt sich zu dieser niederen Tätigkeit hinreißen, so scheint es – also macht es der Pseudoslaver, Gott und die Welt eben selbst. Natürlich ist das dann in einer formvollendeten Qualität sogar, dass der Meisterschmied vor Neid erblasst, dauerhaft und wunderprächtig, also wozu braucht man dann noch Schmiede?

Dabei sind die Schmiede nicht die einzige Fraktion, die durch uferlose Verbreitung ihrer Fähigkeiten und des Kastenwissens um ihr Spiel gebracht und damit an den Rand gedrängt werden. Eine weitere, prominente Kaste, die ebenfalls marginalisiert wird, sind die Grünlinge vom Dienst, also die Ärzte. Die Ärzte haben ja das grundlegende Problem auf Gor, dass sie theoretisch viel wissen, fast alles können und es meistens gar nicht brauchen. Wer geht schon gerne zum Arzt? Eben, so ist es auf Gor, also haben sie meistens sehr wenig kastenspezifisches RP, und müssen dem sogar oft lange hinterherhecheln, und wenn doch, dann ist es meistens 08/15 vom Schlage gib meiner Sklavin Sklavenwein, meiner Gefährtin den Brutwein, wir wollen die Seren oder aber untersuche meine Sklavin. Also nicht besonders fordernd und interessant, sondern eher langweilig.

Nun ist der Fluch der grünen Kaste, dass sie auch immer dann gebraucht werden, wenn sie eben nicht da sind. Das kann man beinahe schon axiomatisch fordern, je dringender man einen Arzt braucht desto unwahrscheinlicher ist es, dass dieser auch gerade anwesend ist. Nun ist es aber so, wenn dann der Krieger Septimus blutend wie ein Schwein schwer verletzt vom Schlachtfeld zurückkommt und es ist kein Arzt da, ihn zu behandeln, dann entwickeln häufig viele Sklavinnen gar en passant gar wundersame Heilfähigkeiten oder einige, andere Freie. Eine Potenzierung des Unsinns ist es dann, wenn man noch in den Wald geht um die nächstbeste „Schamanin“ des sonst so bösen, benachbarten Pantherstamms um Hilfe zu bitten – und die macht das dann noch tatsächlich! Das Erstaunliche dabei ist, dass dieses Laiengefrickel in 99% der Fälle immer zum Erfolg führt, der Patient lebt danach frisch, fromm, fröhlich weiter – und das ist der Tod des Heiler-RPs.

Etwas mehr Mut zur Lücke wäre hier mal gut und würde das RP stark fördern. Schmiede sind Handwerker, die ihre Tätigkeit jahrelang üben mussten, um es zu meistern und zur Perfektion zu treiben. Ein Collar ist mal eben nicht so aufgeschlossen, ebenso wenig ein Keuschheitsgürtel und wer ohne Erfahrung ein Branding ansetzt, der wird dabei mehr falsch als richtig machen. Ebenso ist es bei den Ärzten, der durchschnittliche Mensch wird kaum etwas über die Organe, ihre Lage, den Blutkreislauf und ähnliches wissen, also wird ein Hobbyarzt normal mehr falsch als richtig machen.

Es ist so etwas wie ein Henne-Ei-Problem, tritt das Problem Verwundung auf, dann will man es natürlich zeitnah lösen, aber es kann ja nicht immer ein Heiler da sein, also kommen die Hobbypfuscher zu Werke und berauben so dem Heiler seines RPs, wodurch der wiederum weniger Lust hat, noch überhaupt tätig zu werden. Würde man sich mal mit dem Spieler hinter dem Heiler absprechen, wann er denn behandeln könnte, dann müsste der Verwundete wohl zwar etwas warten, aber es hätten beide etwas davon.

Da aber viele lieber im RP lieber gleich alles haben, kommt es nicht dazu und daher gibt es kaum wirklich authentisch agierende Schmiede oder Ärzte die dann mal da sind, wenn man sie braucht. Warum? Weil man ihnen einfach meistens nicht den Raum lässt, ihr Spiel auch mal tatsächlich auszuüben! Diesen Knoten aufzulösen ist leider sehr schwer, und daher findet man diese Rollen wenn auch meistens nur in größeren Städten dauerhaft gespielt, da sie vom Umfeld sehr abhängig sind und es eben passen muss.

Zu Besuch in Ostia

Nachdem ich es ein wenig mit Ästhetik hatte, ist es mir mal ein Bedürfnis ein wenig über eine englischsprachige Sim zu schreiben. Ich war neulich durch Zufall auf der Sim Rive de Bois, die früher bei mir mehr unter Ballersim rangierte, zu Gast und besuchte dort die buchnahe Stadt Ostia. Die Sim ist heutzutage alleinstehend und wurde wohl vor kurzem völlig neu bebaut. Auf ca. 1/4 der Sim breitet sich die Stadt aus, daneben gibt es noch einen Wald mitsamt Pantherstamm sowie eine Gruppe die in den Dschungeln um Schendi angesiedelt ist, sagt zumindest die aktuelle Notecard mit den Regeln. Meter ist entweder das GM oder ein einfaches RP-Titler mit Würfeln, wer CM-Kampf nicht mag.

Die Stadt selber wurde von hauptsächlich von einem Builder, nämlich Jake Molinaro, erbaut, der zudem sehr viel Ahnung und gutes handwerkliches Können besitzt. Die Bauten selber sind eher einfach gehalten, aber in sich extrem stimmig und mit sehr guten Texturen versehen worden. Alles wirkt und ist extrem durchdacht, detailreich ist es sowieso und es fehlt so ziemlich nichts, was man in einer Stadt braucht. Man kann sich sogar regelrecht in der Stadt verlaufen, wenn man nicht aufpasst, die Straßen haben erhöhte Steine zum trockenen Überqueren für Fußgänger und es wirkt eigentlich alles wie direkt aus der römischen Antike entsprungen, es gibt sogar Kanäle, und und und… ich könnte noch stundenlang schwärmen.

Es ist momentan die am besten gebaute Sim seit langem, die ich besucht habe. Es passt einfach alles und wirkt – jetzt gebrauche ich das Wort bewusst – ungeheuer ästhetisch! So etwas habe ich in der Form bisher auf Deutschgor noch nie gesehen und es legt für mich die Messlatte ein gutes Stück nach oben, was stimmige Simbebauung anbelangt.

Naja, was sage ich noch groß, schaut euch einfach mal die Bilder an oder besucht die Sim selber, Taxi hier!

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Echte Rollenspieler und ihr blinder Fleck

Wir sind ja je nach Ansichtsweise im besten oder schlechtesten aller Leben, und das Leben könnte doch so schön sein: wir sind alle freiwillig im Rollenspiel, wir sind alle hier um miteinander Spaß zu haben und es ist für uns alle ein Hobby. Ja, so einfach könnte doch das Leben sein, nicht wahr? Ist es aber nicht, weil längst nicht alle mit denselben Voraussetzungen ins Rollenspiel einsteigen und das merkt man auch!

Eine Gruppe, die eigentlich besonders pflegeleicht sein sollte, ist dabei leider meiner Meinung nach  in der Praxis öfters auffällig und schwerer zu handhaben, nämlich die echten Rollenspieler aus der Pen&Paper-Ecke. Woher kommt das und was ist das Problem?

Ich erkläre es mir so: beim P&P-Spiel sitzt man sich gegenüber und erlebt das gesamte Spektrum der menschlichen Kommunikation ungefiltert, also Stimmlage, Mimik, Körperhaltung und Körpersprache. Dazu kommt, dass das Setting relativ feststeht, es meistens umfangreiche Regelwerke gibt und vor allem auch einen akzeptierten Spielleiter, der seine Pappenheimer kennt und dementsprechend mal einschreitet, wenn jemand zu sehr ausufernd spielen will. Dazu ist der Kreis der Mitspieler überschaubar, man kennt sich mitunter schon jahrelang untereinander und ist möglicherweise noch gut befreundet.

Dem gegenüber steht nun Second Life. Man spricht nicht, sondern spielt mittels von Avataren, die keine wirkliche Mimik rüberbringen sondern mehr emotionslosen, wenn auch schön ansehbaren Puppen gleichen. Um zu spielen bedient man sich des Textchats mittels Emotes. Nicht jeder tippt gleich schnell und gleich gut, die Sprache als Werkzeug beherrscht nicht jeder gleichermaßen virtuos. Dazu kommt, dass der Kreis der potentiellen Mitspieler ungleich größer ist, anonym ist, man sich eben nicht reell kennt und es auch meistens keinen Spielleiter gibt, der das Spiel lenkt oder von sich aus präventiv lenkend eingreift.

All das wäre kein Problem, wenn alle gleichermaßen diszipliniert spielen würden und vor allem auch die Erkenntnis hätten, das nicht jeder mit denselben Ansichten und Grundvoraussetzungen wie man persönlich ins Spiel einstieg eingestiegen sind. Das ist eben aber nicht der Fall.

Die echten Rollenspieler sind häufig eben, weil sie vom P&P es so gewohnt sind, an epischen Rollen mitsamt einer tollen Charakterentwicklung interessiert. Sie wollen Geschichten schreiben, mitgestalten, erleben, durchleben, viele auch gerne in wichtigen Positionen, also sind oft an Plots interessiert, die sich mitunter Wochen wenn nicht gar Monate hinziehen. Das ist ja an und für sich kein Problem.

Problematisch wird es aber dann, wenn die echten Rollenspieler anfangen in erster Linie nur ihr Ding zu sehen und dieses mit der Brechstange durchsetzen wollen. Oft haben sie dazu die nötige Erfahrung, sie wissen wie man sich eine Rollengeschichte auf den Leib schneidert, dass man in einer Stadt/Gesellschaft in einer mächtigen und nahezu unangreifbaren Position landet, so dass sie in character dazu die Möglichkeit haben und der Rest der Spielerschaft es bestenfalls genervt ignorieren kann. Wenn er Pech hat, dann ist es aber so, dass sich dabei ein gehöriger OOC-Unmut aufbaut, weil die nicht so ganz erfahrenen Rollenspieler sich nicht mitgenommen fühlen, sondern es zu einem Konflikt kommt. Es wandelt sich das Miteinander zu einem Gegeneinander, es kommt schlimmstenfalls in der Gruppe selber zur Grüppchenbildung, und diese Minigruppen stehen noch zueinander unversöhnlich gegenüber.

Nun ist es dann aber so, und das ist der blinde Fleck, dass die echten Rollenspieler da ab einem gewissen Punkt eben nicht mehr mit sich reden lassen, sondern sie in erster Linie nur ihr Spiel sehen und gar nicht verstehen wollen oder können, wieso sich der Rest der Spielerschaft so über sie aufregt. Wenn sie dann noch nicht einmal OOC mit sich reden lassen, sondern es nach dem Motto „Macht mir doch bitte OOC nicht mein Spiel kaputt, sondern löst das IC, danke.“ abbügeln, dann ist meistens völlig der Ofen aus. Spätestens ab dann wird der Konflikt zu einem veritablen Kleinkrieg oder aber die ersten Spieler verlassen wegen der ignoranten, echten Rollenspielfraktion entnervt die Sim und suchen fortan lieber woanders eine neue RP-Heimat, wo das Miteinander noch wirklich gepflegt wird.

Das Problem dabei ist eindeutig, dass in einer P&P-Session schon längst mal der Spielleiter dem Delinquenten die Ohren lang gezogen hätte, aber so etwas im RP in Second Life meistens – wenn überhaupt – zu spät und zu zaghaft passiert. Da aber die echten Rollenspieler so eine ungeahnte Freiheit in der Rollenentwicklung haben, nutzen sie diese – und das muss nicht einmal boshaft sein – auch entprechend aus und finden das dabei noch sogar toll. Was das allerdings für den Rest der Gruppe bedeutet, tja, das sehen sie oft leider nicht.

Das habe ich schon oft genug erlebt, teilweise selbst mitgemacht und es wird auch weiterhin oft genug im SL-RP passieren.

Die grausame Herrin Ästhetik

Vor kurzem schrieb Aeneas bei sich einen Post über seine grausame Herrin, die Ästhetik, und wie diese ihn gar fest in den Klauen hält. Kurz und gut, er braucht eine visuell stimulierende Gegend und nicht einen wie dahin gerotzt aussehenden Prefabhaufen von der Stange, um sich wohl zu fühlen. Ohne eine gute Ästhetik kommt bei ihm höchstens ein Brechreiz auf und er mag da gar nicht erst spielen.

Tja… unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Meinungen. Einerseits kann ich es verstehen, andererseits aber macht eine schöne Ästhetik alleine noch kein Rollenspiel, es kann aber sehr wohl gutes Rollenspiel auch bei furchtbarer Ästhetik geben und Geschmäcker sind sowieso total verschieden. Wen aber die Ästhetik so erbarmungslos in den Klauen hat, der wird es vermutlich fast überall ziemlich schwer haben, überhaupt in Spiellaune zu kommen.

Die Veranstaltung nennt sich immerhin noch Rollenspiel und nicht Architekturseminare für Simbesitzer und deren Aufbaukurse gescheites Terraforming sowie supertolle Eigenbauten. Mir fällt dazu die alte Geschichte vom Fischer und dem Meer ein.

Cherrypicking

Da ich es gerade mal wieder wo in einem Profil gesehen habe:

NO KILLING me without a very very good reason agreed to by me in IM unless I behave provable ungorean. This includes Assassins and Kurii.
If you kill me you agree to RP with me 1:1 in a private sim for the time it lasts, I’m not sitting out of RP just because your RP fails – Goreans respect life, they do not kill a captured woman.

Bei Python ist das Motto „Batteries included“, hier lautet es wohl analog „Godmode included.“ Zeusels Gor-Grundschule lässt schön grüßen, wie will man dem Assassin im Fall der Fälle „no kill“ beibringen? Naja.

Zu wenig Nordsims???

Gorkarte Airport Südland
Gorkarte Airport Südland

Neulich gab es ja mal von einigen Leuten die Klage, dass es kaum noch Sims gäbe, die im Torvaldsland angesiedelt wären. Das ist eine Sache, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann, weder subjektiv noch objektiv. Ich war gerade im Airport vom Südland, in dem sich auf der inoffiziellen Karte des Marcus aus Ar eine sehr aktuelle Auflistung der momentanen deutschen, goreanischen RP-Sims befindet. Wenn man sich das mal auf dem Bild hier anschaut, dann wird einem klar, dass der Norden weiterhin sehr stark vertreten ist, jedenfalls stärker als manche meinen.

Vielleicht liegt es ja daran, dass die Torvaldsländer ein wenig ruhiger geworden sind und nicht mehr so viel CCRP spielen. Vielleicht liegt aber die Meinung auch daran, dass es ab einem gewissen Anspruch an Akkuratesse an die Nordsim nur noch eine sehr kleine Auswahl gibt, wo man wirklich sagen kann: hier wird buchnah gespielt und nicht die aus den schottischen Highlands verirrten Kiltträger auf Gor.

Wo is’n hier des Hirn?

Erlassen aber sind die Gesetze, damit auf Furcht vor ihnen die menschliche Bosheit im Zaume gehalten und die Unschuld unter den Ehrbaren gesichert, dagegen unter den Böswilligen durch die Gelegenheit Schaden zu stiften, eingedämmt werden.

Lex Bauiuvariorum um 740

Das Mittelalter war eine gänzlich andere Zeit als unsere moderne Wirklichkeit. Oft ist das Bild, welches wir vom Mittelalter heutzutage haben, nur durch putzige Fachwerkstädtchen, schön anzusehende Burgen und Burgruinen geprägt, man hat eine stark romantisierende, gerade zu verniedlichende Vorstellung darüber, die im 19. Jahrhundert entstanden ist und sich oft bis heute in den Köpfen der Menschen gehalten hat. Alles war kleiner, sauberer, schöner, besser… ja, von wegen, die Wissenschaft ist da inzwischen längst weiter als der Durchschnittsbürger in dem Mittelalterbild.

Das schon alleine beim Bau der Burgen Leibeigene eingesetzt wurden, darunter auch viele starben, die Bauern den Zehnt an den jeweiligen Lehnsherren abdrücken mussten und auch zu Frondiensten herangezogen werden konnten, die Alphabetisierungsrate extrem niedrig war und es auch mit der allgemeinen Medizin und Hygiene nicht sonderlich weit her war, blenden viele aus. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag bei 40 Jahren, die Kindersterblichkeit war extrem hoch dazu kam dann auch noch die Pest, die 1/3 der Bevölkerung Europas hinraffte,  wer das dreißigste Lebensjahr erreichte durfte sich schon fast Greis nennen und auch ansonsten war man mit Kriminellen nicht gerade besonders zimperlich. Wer das nicht glaubt, dem sei mal ein Besuch im Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber ans Herz gelegt, in den mittelalterliche Exponate wie die Doppelhalsgeige, das Rad zum Rädern, die Axt des Henkers samt seinem Block, die Streckbank oder die eiserne Jungfrau einem einen Einblick darüber verschaffen, was einem alles im Fall des Falles so blühen konnte.

Schon teilweise vermeintlich geringe Vergehen wurden drakonisch bestraft, wer zum Beispiel als Bäcker zu kleine Brötchen oder minderwertiges Brot herstellte, dem drohte mitunter die sog. Bäckertaufe. Der Bäcker wurde dabei in einen Korb mittels einer Wippe einige Male in Unrat oder Wasser getaucht, dies geschah dabei zur Begeisterung des anwesenden Volkes. Eine Zeit, in der schon nach heutigem Empfinden solch vermeintlich geringe Vergehen derart hart bestraft wurden war sicherlich auch sonst nicht gerade zimperlich.

Nun ist es so, dass Spitte auf seiner Sim St. Rocca einen etwas härteren Plot initiiert hat. Konkret geht es darum, dass mit einer per Notecard vorgefassten Geschichte auf einmal eine Leiche auftauchte, diese wurde von einem Avatar gespielt. OOC wussten die Mitspieler, wenn sie wollten, dass diese Leiche vergewaltigt und dann ermordet wurde. Beides wurde nicht offen ausgespielt, sondern die Leiche einfach nur eines Tages auf der Sim so platziert, dass man sie finden konnte. Prima, sollte man meinen, es sind ja alles Erwachsene, vernunftbegabte, denkfähige Wesen, die sich mal über einen solchen Plot freuen und versuchen das möglicherweise aufzuklären. Das Ziel war offensichtlich eben mal einen IC-Aufreger zu initiieren und ein wenig vom üblichen Alltags-Heititei-RP wegzukommen, warum auch nicht, also alles in bester Ordnung sollte man meinen.

Ja, von wegen… man darf nie an der Dummheit des Menschen zweifeln, egal wie tief man die Meßlatte legt, es wird immer noch einen geben, der locker unten durch geht und so ist es auch hier geschehen.

Angeblich hat nun jemand Spitte mal eben bei der Sitte angezeigt wegen dieses fiktiven Plays – das muss man sich mal in Ruhe vorstellen! Das hat nun wirklich keiner verdient, und wirft immer so einige Fragen auf, deren Stellung schon alleine am Verstand manches Menschen zweifeln lassen könnte.

Haben solche Menschen nichts besseres zu tun, als unsere Steuergelder so zu verschwenden? Immerhin wird man zumindest anfangs wohl sich das kurz angucken müssen und naja… nein, haben sie nicht. Ziemlich sicher handeln sie noch in der Überzeugung, etwas Gutes getan zu haben.

Vermutlich ist diese Art von Mensch nicht von derjenigen weit entfernt oder gar konguent mit dieser, die hinter den Spielern von Kinderavataren automatisch Kinderficker vermutet, denn wie könnte es auch anders sein. Ebenso sind für solche Menschen vermutlich auch die Spieler von Spielern wie Counterstrike sofort automatisch alles amoklaufende Massenmörder, dumm nur dass die Realität ihnen nicht Recht gibt, aber das ist ihnen egal. Sie handeln nach der Devise „Schon alleine wer so etwas spielt, der ist pervers bis extrem verdächtig.“

Vielleicht zeigen sie auch den Autor vom Tatort an, wenn da mal wieder ein Mord gezeigt wird, denn wer schon alleine einen Mord schreibt und verfilmt, der wird auch ziemlich sicher einen in Realität begehen… naja, irgendwie ist da im Wahrnehmungszentrum etwas mächtig falsch verdrahtet, wie es scheint, und die Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion gehörig verschoben.

Aber leider, leider wird es das immer geben und man muss damit leben getreu dem Motto „Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: ‚Lächle, denn es hätte schlimmer kommen können!‘ und siehe da, ich lächelte und es kam schlimmer.“

Übrigens Spitte, dass BDSM frauenverachtend sei ist eine These der deutschen Emanzipationsikone schlechthin, nämlich Alice Schwarzer.

Ein Evergreen: die Diskussion um ein Gor-Gütesiegel

Momentan macht sich mal wieder in verschiedenen Diskussionen vor allem eine altbekannte Idee breit: die eines Gor-Gütesiegels. Dahinter steckt einfach die Idee, dass es eine Art verliehenes Prädikat geben sollte, um das sich Sims bewerben können und das von einem möglichst unabhängigen Gremium nach einem zuvor festgelegten Punktekatalog verliehen wird. Wer dieses Prädikatssiegel dann offiziell führen darf, der hat dann durch dieses Gremium bestätigt eine besonders goreanische Sim am Laufenund darf stolz auf sich sein. Es sollte natürlich ansprechend grafisch gestaltet sein und etwas, womit man werben kann. Damit man damit werben kann, braucht es wiederum eine kollektive Anerkennung dieses Sieges in der Spielergemeinschaft und es braucht ein gutes Image. Soweit die Idee, sie ist weder besonders neu noch jemals besonders weit gediehen gewesen.

Das Problem an der Sache ist zuerst einmal ganz simpel dieses: wer hat einen langen Atem und viel Leidensfähigkeit, so etwas wirklich ins Leben rufen zu wollen und will diese Arbeit übernehmen? Das sollte wenn schon besser jemand sein, der möglichst auch eine eigene Sim hat und einen anerkannten Ruf in der Community, also ein Leitwolf mit Autorität. Den zu finden ist schon mal sicherlich nicht so einfach. Es gab schon in der Vergangenheit mehrere, voneinander unabhängige Anläufe so etwas zu realisieren und alle sind mehr oder minder aus ähnlichen Gründen gescheitert. Der letzte Anlauf, der mir bekannt ist, war dabei von Joanne Jejces und man kann den dazugehörigen Thread bei Slinfo.de drüben lesen. Es ist ein Lehrbeispiel dafür, wie zwar viele eine Idee gut finden aber dann wenn es um die Sache geht man irgendwann – leider – alleine auf weiter Flur dasteht, und das macht dann auch keinen Spass mehr und dann hört man eben auf. Logisch, dabei hatte sie wirklich selber sehr viel und gute Arbeit geleistet gehabt, die dann aber so leider ohne große Wirkung verpuffte.

Die nächste Sache ist dann: wie soll sich dieses Gremium denn zusammensetzen? Soll es demokratisch gewählt sein oder mehr einfach ein paar Leute, die sich eben so zusammensetzen und mal machen? So oder so, es gibt sicherlich viele Ansätze, und für jede Möglichkeit sofort 100 Gründe dafür und dagegen. Wenn Simbesitzer drin sitzen, sitzen Praktiker drin, aber dem einen könnte es dann vielleicht so X-verbundslastig sein, und und und… man macht damit wirklich eine große Dose voller Würmer auf.

Weiter ist dann natürlich der wichtigste Punkt der scheinbar einfachste, aber in der Praxis auch der schwierigste: wie, bitte, legt man die Kriterien fest? Was macht eine gute Sim denn aus, auf der man Gor erleben will? So scheinbar einfach und harmlos diese Frage ist, so ist genau die schon im Spiel zu betrachtende Uneinigkeit darüber eine Sache, die sich auch hier sicherlich extrem fortsetzen wird und eine große Gefahr, dass man sich in der Hinsicht vollends zerfleischt und es sich dann im Streit auflöst. Das Feld ist hierbei schier endlos und einen einigermaßen griffigen und überprüfbaren Katalog zu finden sicherlich nicht so ganz einfach. In der Diskussion damals zum Beispiel kam die Idee auf, erst dann Sims zu betrachten die mindestens sechs Monate alt sind. Eine sinnvolle Sache, aber in der schnellebigen Simwelt fühlen sich dann schon mal gleich viele Besitzer auf die Füße getreten.

Aber selbst wenn man all das noch gebacken bekommt, und dann solch ein Siegel anbietet inklusive natürlich auch regelmäßig wiederkehrenden Überprüfungen – wenn sich eine Sim ändert, muss man es ja auch aberkennen können – ist immer noch die einfache Frage: wieso sollte ein Simbesitzer das Siegel haben wollen? Was hat er davon? Der Ruf einer Sim richtet sich in erster Linie nach der Gruppe und dem RP, das sie betreibt. Ein Siegel selber ist da erst unter ferner liefen anzusiedeln, das interessiert erstmal keinen. Dazu kommt, dass wenn man sich kurz die Regeln einer Sim anschaut und auch das Bild, dass sich auf den Straßen findet, man schon alleine recht gut daraus ableiten kann, ob das nun mehr eine „goreanische“ Sim ist, die das Wort auch wirklich verdient oder eine der beliebten Ballersims. Wer nicht auf die Nase gefallen ist, der findet das doch recht flott heraus und zur Not fragt man jemanden mal, der sich mit der Sim auskennt.

Alles in allem wäre somit solch ein Siegel zwar etwas, womit man sich prima schmücken könnte, aber was würde es denn verbessern? Ich sehe da nichts. Die Leute würden weiterhin so spielen, wie sie meinen das Gor auszusehen hat und fertig. Ein Siegel würde daran nichts ändern, es würde wohl kaum einer seine Sim für das Erreichen eines solchen Siegels radikal umstellen wollen, sondern die Fragmentierung bliebe bestehen, wie sie ist. Die Leute, die man vielleicht damit hofft zu bekehren, die werden darauf pfeifen und die Leute, die es sofort abgreifen könnten, sind bekannt und tun es sowieso. Zudem sagt ja so ein Siegel alleine noch gar nicht über die Qualität des Rollenspiels an sich aus – nur über die akkurate Umsetzung bestenfalls.

Sicher erscheint die Idee verlockend, aber ich sehe bei den Deutschen dazu einfach nicht die Mentalität vorhanden, dass sie sich auf solch ein Siegel viel einbilden würden. Mir san mir und mir san uns genug, so wird es da wohl in der Praxis auch weiterhin aussehen und fertig.

Alles in allem also ist das eine recht simpel erscheinende Idee, deren Umsetzung nahezu unmöglich ist und ganz genau daher gibt es das bis heute noch nicht. Manche Leute spielen auch einfach lieber, als sich in ihrer knappen Freizeit einen großen Kopf um solche Bürokratismen machen zu müssen und genießen so ihre Zeit.

Früher war vieles schlechter aber was hatten wir für einen Spass!

Es ist momentan mal wieder die Zeit in der viele, langgediente Gorspieler so ein wenig das Sinnieren anfangen und sich über die diversen Modeerscheinungen auslassen, die auf Gor rumrennen aber nicht wirklich Gor sind.

Fredi zum Beispiel schreibt etwas über beratungsresistente Nordmänner, die auch bei Eiseskälte im tiefsten Norden es noch schaffen mit nacktem Oberkörper ihren Sixpack zur Schau zu zeigen – der Skin für 2000 L$ will schließlich der Damenwelt gezeigt werden – um so ihre Chance auf ein paarungswilliges Weibchen massiv zu erhöhen. Das Auge isst schließlich mit, und wenn alle im Herdentrieb so rumrennen wird man sich selber auch dem kaum verschließen können, nicht wahr, und Baggy Pants sind ja auch ganz ok, die hat man wohl irgendeinem Erdling mal abgenommen und ein unbekannter Schneider fertigt sie seitdem auf Gor in Serie. Es sagt ja schließlich keiner, dass jeder Furz in den Büchern beschrieben wird und das ist dann nunmal ein goreanischer Furz, nicht wahr, also wozu darüber aufregen? Fredi schreibt weiter, sie habe es inzwischen aufgegeben solche Leute bekehren zu wollen, denn das sei meistens hoffnungslos.

Mila sieht auch irgendwie eine Invasion der Baggy Pants und schreibt ähnliches. Beliebt sind auch Piercings bis zum Abwinken, Ganzkörpertattoos vom Kopf hin bis zum Arsch, Totenköpfe kommen auch nicht schlecht oder viele, viele Blümchen am Bogen, das macht den Raid doch gleich ein wenig friedvoller.  Sie fragt sich dann am Ende, wieso man nicht einfach mal getreu nach dem Setting spielt und mehr so einen Dark-Urban-Mischmasch-Ramsch.

Ja, woher kommt das wohl? Unwissen plus man wird nicht gezwungen richtige Kleidung zu tragen gepaart mit Herdentrieb. Angenommen es macht eine neue Marke für Kleidung auf, dann will die einen gewissen Markt bedienen. Weil nunmal Kilts sowieso überall sind, gelten dann Kilts schon als goreanisch, und wenn die dann noch cool aussehen verkaufen die sich prima. Dazu kommt auch das Manche das einfach nicht so eng mit der Kleidung sehen und wenn sie erstmal ihre Wohlfühlkleidung erworben haben nur wenig dazu bereit sind, sich akkurate Kleidung anzuziehen. Dazu kommt das die Mehrheit mit wirklich akkurater Kleidung nichts anfangen kann, und wenn man dann zum Beispiel mit einer Tunika rumläuft als Mann und die Frauen verulken das als Röckchen ist nicht jeder so stark genug gestrickt, das einfach nach dem Motto „Ja, wat redet ihr ein Blech!“ zu ignorieren.

Nun ist es ja so, dass gewisse Themen einfach Evergreens sind und ständig mal wieder hochkochen, weil das einfach in gewissen Modewellen kommt und man sich dann damit gefühlt wieder stärker befasst. Ich tröste mich inzwischen damit, dass früher alles noch schlechter war. Es gab einfach noch keinen wirklichen oder nur einen recht kleinen Markt für akkurate Bekleidung, schon alleine mal eine gescheite Tunika mit Sandalen zu finden war nicht einfach und den Damen dürfte es ähnlich ergangen sein, die hatten ja vor allem Probleme mal flache Schuhe zu finden, die Mehrheit der Schuhe hatte immer mehr oder minder hohe Absätze gehabt. Auch damals gab es schon das Diskutieren über Baggy Pants und ähnlichem im Rollenspiel, Beispielsweise hier eine Diskussion über Piraten und Outlaws aus dem Jahre 2009, dazu als Parodie auf die marodierenden Schwarzhorden die megamächtigen Tri’tra Trullas, dann „Gor oder eher Görchen“ aus dem Jahr 2008 und aus demselben Jahr „Sind RPler eine aussterbende Art?“ – die Frage kann man getrost mit Nein beantworten. Interessant auch aus dem Jahr 2007 die Diskussion „Kuschelgor und der Sittenverfall“, die auch jeder von uns kennt.

Im Endeffekt müsste man gar nichts mehr in der Art diskutieren, denn alles ist schon mal dagewesen und wurde bis zum Erbrechen durchgekaut. Es reicht eigentlich völlig aus in den einschlägigen Foren nur mal die dicksten Diskussionen zu dem Thema unter dem Hinweis „Da lies das da!“ zu suchen und dann jemanden zur Lektüre zu geben. Aber da ständig neue Spieler nachkommen, die auch eine Entwicklung durchlaufen und möglicherweise selber Sims gründen, kehren diese Diskussionen auch ständig wieder, aber auch die Erscheinungen wie Baggy Pants und dergleichen mehr.

Die alten Spieler sind in der Hinsicht eben einfach weiter als der Rest, weil sie sich möglicherweise (Alter bedeutet ja nicht gleichzeitig Entwicklung im RP) intensiver mit der Materie beschäftigt haben und daher auch ein differenzierteres, kritischeres Bild bekommen haben. Und weil sie länger im Geschäft sind, fallen den alten Spielern auch die Wellen stärker auf.

Dabei ist es aber bei manch alten Spielern so, die heute sehr strikt gestrickt sind, dass sie auch früher möglicherweise recht ballermässig unterwegs gewesen sind, man wusste manches einfach nicht besser, man sah daher manches aber auch nicht so eng und hatte dennoch eine Menge Spass gehabt. Es gibt durchaus einige, die sich nach dieser unbeschwerteren Zeit sogar zurücksehnen – andere dagegen sind so geblieben, wie sie anfangs waren, wiederum andere finden nun im buchnahen Spiel ihre Erfüllung.

So oder so, früher war wirklich vieles schlechter, entweder weil es einfach noch die nötige Ausstattung nicht gab oder man es nicht besser wusste. Spass aber hatte man schon damals entgegen allen Unkenrufen eine Menge, und mal ehrlich schon damals gab es reihenweise Cassandren die an allen Ecken und Enden ständig den Untergang des Abendlandes witterten, das Setting aber besteht bis heute und die Anzahl der Spieler ist recht stabil geblieben. Das zeigt dann nur, was man von den mahnenden Rufen der Cassandren zu halten hat.