„Warum nennen die das noch Gor?“

Ich habe in den letzten Wochen seit der Eröffnung von Victoria mit so einigen alten Haudegen gesprochen, denen zwei Sachen gemeinsam sind: sie spielen allesamt nicht in Victoria und haben entweder ihre eigene Gruppe oder gar eigene Sim.

Unisono bekomme ich da durch die Bank weg früher oder später immer dieselbe Frage zu hören, nämlich: „Warum nennen die das noch Gor?“, manchmal noch dazu mit dem Zusatz „Das ist ja nicht mal mehr Gor Evolved!“ Tja.

Vorweg: ich spiele in Victoria auch nicht. Ganz egal aber, zu welcher Tageszeit ich mich in Second Life einlogge, sehe ich meistens selten weniger als zehn Avatare auf den beiden Sims verteilt. Victoria hat sich (soweit ich das als Außenstehender beurteilen kann) etabliert, Victoria hat eine stabile Spielerschaft, kurz gesagt: es brummt da gehörig, und das trotz König Fußball und Sommer!

Ich bin mir sicher, Victoria hat manch anderer Gorsim spielertechnisch ganz schön zugesetzt. Das ist aber nicht das Problem von Nea&Beric sondern vielmehr deren Erfolg, denn ich halte es mit der Devise „Das Bessere ist des Guten Feind!“

Für mich klingt diese Frage „Warum nennen die das noch Gor?“ häuifg mehr als eine Art hilfloses Zugeständnis, dass man selber gerne auch diese Spielerzahlen hätte, aber nicht mehr bekommt, in Victoria aber sind sie da und wie man sehen kann, kann man auch heute noch solche Massen ködern, wenn man denn weiß, wie. Gerade aber dieser Erfolg Victorias dürfte eben doch so manchen Goreaner ein wenig ratlos und dumm aus der Wäsche gucken lassen.

Die bessere Frage ist daher doch erst einmal diese: was bitte haben die da denn alles richtig gemacht?

Für mich doch sehr viel, nämlich:

  • eine passende und gute Bebauung auf der Höhe der Zeit, die eben nicht wie ein lieblos dahingeklotzter Primhaufen aussieht, sondern eine gute Immersion ermöglicht,
  • ein leicht angestaubtes und inkonsequentes Setting abgeklopft, entstaubt und teilweise neu definiert, eben Gor mit Game of Thrones und anderem vermischt (getreu der Devise „besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht“),
  • sehr gutes Marketing, darunter sogar das Aufgreifen von früher oft genug gehörten Jammereien wie „Die spielen in Turmus aber stark nach Drehbuch!“ im eigenen Blog, wo es nun als selbstironisches Gütesiegel dient: „GorEX – jetzt auch mit Drehbuch!“,
  • überhaupt eine Vision und deren Umsetzung, was eigentlich in dieser Stadt gespielt werden soll und wie man dahin kommt (das Hauen und Stechen um die Macht),
  • gezielte Auswahl bei den Mitspielern, nicht jeder wurde genommen,
  • stabile Finanzierung und keinerlei (oder keine nennenswerte) Abhängigkeit von Mietzahlungen.

Ja und warum sollte man das nicht Gor nennen, wenn es denn genügend Überschneidungen gibt und man so aus dem Spielerpool der Goreaner schöpfen kann? Es gibt nunmal keine einheitliche Regelung darüber, was sich Gor nennen darf und was nicht, bei all dem, was sich schon früher so Gorsim schimpfen durfte, und wo keiner so darüber schimpfte, da macht ein Victoria auch nicht „mehr“ kaputt, im Gegenteil. Da geht’s in großen Teilen sicher wesentlich goreanischer zu als sonst wo.

Die wirklich wichtige Frage sollte doch nicht „Warum nennen die das noch Gor?“ sein, sondern was können althergestammte Gorsims aus dem Erfolg da lernen. Und das ist, wie ich finde, eine Menge, wobei die Haupterkenntnis für mich diese ist: wenn dein Produkt gut genug ist, dann wird es nach wie vor genügend Spieler finden und an sich binden. Und Victoria ist dies zweifelsohne!

Wenn ich mal in meinem Archiv wühle, was mir da so 2012 an Ideen für einen Reboot Gors kamen – da haben wir nun einen Reboot. Und wie man sehen kann, ist er bisher ungemein erfolgreich!

Wie hat Gor eigentlich früher funktioniert?

Wie hat das gute, alte Gor eigentlich funktioniert, also so noch in seiner Nachblütezeit Anfang 2009, als schon die Auswirkungen des Wegfalls vieler Homesteadsims gut spürbar waren?

Nun, nicht viel anders als heute. Es gab schon damals Sims, die darauf wert gelegt hatten, buchnah zu spielen und dem Kampf nicht wirklich zugetan waren. Passende Beispiele sind dafür das alte Kargash, House of Tarn oder Torcodino, die Oase der vier Palmen oder Kasra.

Und dann gab es eben noch die Sims, wo kampfmäßig einfach sehr viel los war, wie beispielsweise Aretai (Torburg). Gerade dort bei Tom gaben sich die Kämpfer gerne an manchem Abend die Klinke in die Hand und vier bis fünf Angriffe an einem Abend waren absolut keine Seltenheit.

Rollenspiel fand in Torburg im Grunde nur bei den Kajirae statt, für die wurde überraschend sehr viel getan, aber da sie eben nur die Nebenrolle spielten, waren sie meist gelangweilt und gefrustet.

Ansonsten war Rollenspiel meist so, dass man im Stadttor rumstand und auf das Beduinenzelt schaute, das ca. 60 Meter weit weg war. Ab und an gab es zaghafte Versuche, ein wenig Rollenspiel in dem Torbereich anzufangen, aber irgendwann kam dann totsicher Tom daher, sprach was von durchwandernden Lagfeldern und schon war es mit dem Anflug von Rollenspiel vorbei.

Auch war es üblich, dass sofort alle auf dem Tor wussten, wer denn da im Zelt landete, wie BS (Black Sea Piraten), FB (Feuerbringer) und dergleichen mehr. Alle waren mehr oder weniger gleich gut willkommen, nur bei den Asgard bekamen sofort fast alle da jedesmal Schnappatmung und Wutanfälle.

Ja, und so sah dann das Rollenspiel in Aretai meist aus: im Tor rumstehen und warten, wer da kommt. Griff er nicht an, war’s nicht recht. Griff er an, dann meist auch nicht wirklich, und ansonsten hing man oben in der Arena rum. Oder gönnte sich mal ab und an in der Taverne eine gefrustete Kajira, die das dankbar mitmachte, um überhaupt mal ein wenig zu Rollenspiel zu kommen.

Also wenn sonst nichts ging, dann war die Aretai immer eine gute Adresse für Kampf und Krawall. Ein anderer Treffpunkt, der ebenso damals viel wichtiger war als er heute ist, ist im Südland der Handelsposten, der damals sich den Spitznamen Honkposten erarbeitete und noch Vollprimsim war.

Auf der Sim des Handelspostens gab’s den Monsterpantherstamm der Arquanas, schon daher gingen immer viele Angriffe vom Handelspoten dorthin los, wobei der Handelsposten an sich schon damals Safezone war. Das gab mancherlei Arbeit für die OOC-Administratoren, weil die manche zu ihrem Vorteil nutzten wollten oder auch nicht.

Jedenfalls war neben der Aretai der Handelsposten ein weiterer, willkommener und etablierter Treffpunkt, wenn es darum ging, sich den Stunk des Abends zu suchen und ihn zu finden. Man traf entweder jemanden, mit dem man das anfangen konnte oder aber manche, wie Stadtmensch und Panther, verabredeten sich da zum Capture irgendwo.

Südlich des Handelspostens war noch lange Zeit eine Homesteadsim, die Sylvie Munro gehörte und auch eine Oase sein sollte. Das Konzept war, dass sie einfach die Prims hinstellte und jeder, der wollte, konnte es nutzen. Das ging nie auf, und zwar schon aus dem einfachen Grund, dass das Lager der Arquanas im Süden direkt an diese Sim grenzte und so manche Gruppe von dort versuchte, ins Lager der Arquanas einzudringen. Das nervte die irgendwann so sehr, dass sie dort ein paar unsichtbare Megaprims hinbauten, um es ein für allemal zu unterbinden, und das Lager der Arquanas konnte man auch nicht mehr wirklich Lager nennen, sondern Waldfestung mit unterirdischem Folterkeller trifft es besser.

Also klappte in Aretai nichts, dann ging man eben dorthin, und wenn auch im Handelsposten nichts fand, dann durchstreifte man die Wüste und schnappte sich irgendeine Panther oder einen Outlaw oder Piraten von dort. Meist klappte das ganz gut.

Ja, und damit war dann schon der Abend „gerettet.“ Und solche über Jahre fest etablierten Treffpunkte für solche Tätigkeiten gab’s einige, aber inzwischen sind die meisten weg, weg, weg, die Zeiten haben sich eben geändert.

Goreaners Lieblingsbeschäftigung mit Outlaws

Da ich es gerade mit Panthern, also eigentlich Outlaws habe, nachdem da Cori kompromissloseres Spiel bei den Pyranas haben will, hat sich mir die Frage gestellt: was macht man eigentlich auf Gor mit solchen Frauen? Panther girl ist dabei ja nur ein Synonym für Outlaw, denn im Grunde ist es ein und dasselbe.

Also – was macht man so mit Outlaws wirklich auf Gor? Sicher nicht das Wischiwaschizeug, welches in SL-Gor gespielt wird.

Ich sehe das so: wenn die Frau einigermaßen schön ist, dann wird man versuchen, sie zur Lustsklavin zu machen, denn dann könnte sie ja noch was wert sein. Aber dazu muss man Lust und Laune haben, und wer sagt, dass ausgerechnet mein Goreaner dazu gerade Lust hat, sich das anzutun? Wenn er dazu keine Lust hat, gibt er sie weiter oder aber macht direkt die Standardstrafen.

Ansonsten sieht das Standardrepertoire an Umgang mit Oulaws folgende Strafen vor, nämlich das Erhängen oder aber das Durchschneiden der Kniesehnen. Das Erhängen ist dabei noch die gnädigere Strafe, weil man da nicht lange leiden muss, während man aber nach dem Durchschneiden der Kniesehnen oft versklavt wird und in irgendwelchen heruntergekommenen Kaschemmen als Bettelsklave gehalten wird, um für den Besitzer so Geld zu machen.

Nachlesen kann man das beispielsweise sehr schön in der englischen Originalausgabe von „Hunters of Gor“ auf den Seiten 160-163, wie da Marlenus mit Verna verfährt. Einzig und alleine ihre Unterwerfung hat sie vor dem Durchschneiden der Kniesehnen gerettet.

Um der Gorgrundschule Marke „aber Goreaner achten doch das Leben“ gleich auch hier den Wind aus den Segeln zu nehmen: sollte da jemand dem Outlaw direkt ein Schwert in die Brust rammen, dann wird das keinen aufregen, sondern man nimmt es bestenfalls gelassen zur Kenntnis oder applaudiert sogar, denn es war ja nur ein außerhalb der Gesellschaft stehendes, rechtsloses Subjekt, das da starb und das so verdient hat.

Und hier ist noch die betreffende Stelle im englischen Original:

“Who are you?” asked Marlenus.

“I am Verna,” she said, “the outlaw.”

Then, to her astonishment, and that of all those watching, saving the Ubar himself, Marlenus took the key to her collar from his pouch. He opened the collar and replaced the key in his pouch. He then removed the collar from her throat and cast it to one side, in the dirt.

She looked up at him, puzzled.

“Hamstring the outlaw,” he said.

“No!” she cried. She leaped to her feet but two huntsmen, cowled in the heads of forest panthers, seized her by the arms. “No! No!” she screamed.

“May we go, Ubar?” pleaded Hura. Mira, too, wanted to rush to the gate.

“Remain where you are,” said Marlenus.

The two women, frightened, did not move.

“Ubar!” screamed Verna. “Ubar!”

At a gesture from Marlenus the shreds of pleasure silk which still clung to her were torn from her by two huntsmen, they, too, like the others, cowled in the heads of forest panthers.

She stood before him, free of his collar, stripped, held by huntsmen.

Hanging is a not uncommon penalty in the northern forests for outlawry. Another such penalty, not infrequently inflicted, is hamstringing.

“No, Ubar!” she said. “Please, Ubar!”

In hamstringing the two large tendons behind each knee are cut. The legs my then no longer be contracted. They are then useless. No longer can the subject walk or run, or ever stand erect.

The subject is, however, not without resource. He can, though it requires strength, and it is awkward and painful, drag himself about by the hands.

When an individual is hamstrung he is often taken to a city where he is left, that he may, if he can, earn his living by begging. Sometimes tavern keepers gather several such unfortunates together, enslave them, and keep their beggings for themselves. A slave with a tharlarion wagon puts them about the city in the morning and picks them up at night. Sometimes the tavern keepers blind or mutilate them as well, that they be more piteous, and their earnings accordingly increased.

Verna was looking at Marlenus with horror.

“Let the outlaw be hamstrung,” said Marlenus.

Two huntsmen threw Verna forward, holding her head toward the ground. Two others held her legs, somewhat higher, stretching them out.

I saw the tendons, beautiful, taut, behind her knees.

A fifth huntsman, at a sign from Marlenus, stepped behind the girl. He removed the sleen knife from its sheath. I saw the edge of the blade touch the right tendon.

“I am a woman!” screamed Verna. “I am a woman!”

“No,” said Marlenus. “You are an outlaw.”

“I am a woman!” screamed Verna. “I am a woman! I am a woman!”

“No,” said Marlenus. “You have only a body of a woman. inside your body you are a man.”

“No!” she wept. “No! Inside I am a woman! I am woman!”

“Is it true?” asked Marlenus.

“Yes, yes!” wept Verna.

“You acknowledge yourself a female then,” asked Marlenus, “within as well as without.”

“Yes,” cried Verna. “I am a female!”

“Completely?” asked Marlenus.

“Yes,” cried Verna, “I am completely a female.”

“And not a man as well?” pressed Marlenus.

“I am completely and only a female,” wept Verna.

“Then,” said Marlenus, “it seems we should not hamstring you as an outlaw.”

Verna’s body shuddered with relief. She shook in the arms of her captors.

But they did not release her.

“Then,” said Marlenus, “you may be hamstrung for being an escaped slave girl.”

Terror sprang anew into Verna’s eyes.

It was true. The second penalty for an escaping girl, one who has fled before, is not uncommonly hamstringing. I had seem hamstrung girls, begging, piteous in the streets of Ar. It was not a pleasant sight.

“Hamstring the slave,” said Marlenus.

“Master!” screamed Verna. “Master!”

Marlenus hand indicated that the knife, poised, hesitate. The words that she had spoken stunned us, all save Marlenus. She had called him Master.

The huntsmen held the slave.

“Please, Master!” wept Verna. “Do not hurt me! Do not hurt me!”

“The slave begs for mercy,” said one of the huntsmen.

“Is this true?” asked Marlenus.

“Yes, Master,” wept Verna. “I am yours. I am your girl. I am your slave. I beg for mercy. I beg for mercy, Master!”

“Release her,” said Marlenus. The huntsmen resheathed his sleen knife. The others released the girl. She knelt on the ground, her head down, her hair forward, her shoulders and body shaking, trembling with terror.

The other girls, too, were frightened. Verna’s girls, in their panther skins, chained by their right ankle. Hura, and Mira, too, were shaken.

Verna had been shattered. Her pride, her obstinacy were gone.

She looked up at Marlenus, as a slave girl looks to the eyes of a master.

She knew then she was his.

Without being told, she went to the collar, lying in the dirt, which Marlenus had cast aside. Trembling, she picked it up and knelt before Marlenus. She handed him the collar. There were tears in her eyes.

Marlenus wiped the collar on his sleeve. A length of binding cord was brought.

Verna knelt back on her heels. She lifted her arms to Marlenus, wrists crossed. She lowered her head between her arms.

“I submit myself,” she said.

The collar was locked on her throat. Her hands were tied.

She lowered her bound wrists and lifted her head to Marlenus. “I am your girl,” she said, “Master.”

Marlenus turned to a subordinate. “Have her cleaned and combed,” he said. “And perfume her.”

She put down her head.

“Then put her in yellow pleasure silk,” he said, “fresh silk, and place bells on her left ankle.”

“Yes, Ubar,” said the man.

Marlenus was regarding the slave who knelt before him, her head down.

“And have her ears pierced,” said Marlenus, “and fix in them earrings of gold, large ones.”

“Yes, Ubar,” said the man.

The slave, conquered, did not so much as lift her head. It would be done to her, what her master wished.

“And tonight,” said Marlenus, “when she is sent to my tent, see that she wears lipstick.”

“It will be done as you say, Ubar,” said the man. He looked down at Verna. “Come with me, Girl,” he said.

“Yes, Master,” she said, and was led away.

I recalled the Flaminium, in the grip of Marlenus.

“These other slaves,” said Marlenus, indicating Verna´s former girls, “take them away.”

Fun fact: ich bin schlimmer als die Asgard-Piraten

Ich war gestern mal wieder auf Laurius Forest unterwegs und Cry war gerade da, da lud er mich spontan auf seine Bauplattform zu einem interessanten Gespräch ein. Danke dafür.

Dabei kam ein Fun Fact zutage, der mir so bisher nicht bewusst war. Es handelt sich dabei um folgendes: selbst die berühmt-berüchtigten Asgard-Piraten, als es sie noch gab und man sie vor allem in eine Ecke einer gewissen Sinnung verortete, hatten nach Cry keinen Verbundsbann im gesamten Südland gehabt. Ich aber schon.

Also bin ich offenkundig schlimmer als die, denn ich habe etwas geschafft, was selbst die Asgard-Piraten niemals im Laufe ihrer Existenz erreicht hatten. Ja, die Welt ist eben bunt! ^__^

Dichterische Freiheit

Was, so glaube ich, vielen Lesern von allen möglichen Rollenspielblogs nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass die meistens ganz banale Tätigkeiten mit einem Glorienschein erzählerisch ausschmücken, der so im Spiel niemals statt fand. Einige Schreiber solcher Blogs haben darin eine gerade zu unerreichte Meisterschaft erlangt. Wenn man deren Rollenspielblogs liest und das mit dem Spiel vergleicht, wie man es erlebt hat, dann ist das oft ein dermaßen krasser Unterschied wie zwischen einem Drei-Sterne-Restaurant mit Menü und McFress.

Aus einem einfachen Satz wie: „Otto ging den gewohnten Weg von zuhause runter in die Stadt zum Markt“ wird dann auf einmal gleich ein halber Roman, so wie:

Otto ging mal wieder den mehrfach gewundenen, schlecht gepflasterten Weg von seinem halb verfallenem Haus in Richtung des städtischen Marktplatzes hinunter. Müde schlurfend setzten sich seine Füße in Bewegung, und das leise Geräusch beim Gehen war kaum wahrnehmbar, noch riß es ihn aus seinen Gedanken an seine verstorbene Frau Irmgard. Seine alten, abgelaufenen Lederschuhe hatten noch genug Sohle und keine Löcher, so dass ihm das Fühlen des kalten Steins an diesem Herbstmorgen erspart blieb. Einer trüben Suppe gleich versperrte ihm aber der Nebel die weitere Sicht auf seine Heimat, die zu ihm fast immer nur hart und ungerecht in seinem langem Leben war, was seine ohnehin schon schlechte Stimmung auch nicht weiter erhellte. Das typische Schreien der Marktweiber riß ihn abrupt aus seinen Gedanken, er war angekommen und machte sich behände auf die Suche nach neuem, irdenen Geschirr für seine bescheidene, kleine Küche.

Irgendwie so eben. Natürlich liest sich so etwas besser und erzeugt mehr Immersion, aber es birgt auch eine Gefahr, nämlich wenn man bereits so im Spiel in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen ist, dass man gewisse plotwichtige Sachen im Spiel nicht formuliert, aber in seinem Blog und nur da. Das kommt sicher vor und ist nicht der Sinn der Sache.

Man sollte also beim Lesen von Rollenspielblogs immer daran denken, dass da sehr viel dichterische Freiheit mit schwingt und die meisten Sachen so, wie im Blog geschrieben, im Spiel niemals stattfanden. Sonst geht man möglicherweise auf eine Sim und erwartet ein Mörderspiel, wenn man dann aber sieht, die kochen ja auch nur mit Wasser, ist man möglicherweise zu recht enttäucht.

 

Gor Extended oder: Port Victoria

Nea und Beric haben heute ihr neuestes Kind, Port Victoria, vorgestellt. Dies tritt spielerisch die Nachfolge von Neuville-sur-Mer an und ist ein kleiner Verbund aus einer Fullprimsim im Süden (Time to play, auf der früher Neuville stand) und einer Homesteadsim im Norden (Everest Hills), die die Hafenanlagen enthält.

Nachdem Neuville ein neuzeitliches Erd-RP war, kehrt man mit Port Victoria zurück nach Gor, aber nicht ganz, sondern ein wenig weiter gedacht oder anders realisiert, je nachdem, wie man es sehen will.

Offiziell nennen sie es Gor EXtended für „Gor erweitert“, was dafür steht, dass die meisten Grundzüge von Gor beibehalten werden, manches aber abgewandelt gespielt wird.

Was also ist GorEx? Gor strikter an die römische Antike angelehnt, also die Grundlagen von Gor minus den Kleiderkodex für die Frauen, denn die laufen nun wie in der römischen Antike (hier als Beispiel Vega) herum und kein Beischlafgesetz für die freien Frauen, ebenso wird die Sklaverei stärker an die römische Antike angelehnt.

Ansonsten gibt man sich mit dem Siegel: „GorEx – jetzt auch mit Drehbuch!“ selbstironisch, ist ja gerade die Sache, Nea sei eine starke Drehbuchspielerin ein Vorwurf, den man häufiger zu hören bekommt. Das ist schon geschickt gemacht, wenn man das nun aufgreift und so gerade mal umdreht.

Victoria selber sieht natürlich auch stark römisch aus und es gibt eine Rahmenhandlung: ein Administrator steht zur Wiederwahl und mindestens drei Häuser in der Stadt buhlen um den Platz, also wollen ihn beerben. Es gibt in Victoria feste Spieltage und zwei Arten von Rollen, die normalen Rollen (Kategorie 1) und die plottragenden Rollen (Kategorie 2). Wohnraum wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Für freie Rollen wird eine Bewerbung verlangt und dann gibt es erst einmal zwei Wochen Probezeit, bevor man aufgenommen wird. Ebenso ist das Gründen weiterer Häuser möglich, wenn man darauf Lust hat, dazu gehören dann wenigstens zwei freie Personen. Kämpfe finden per Würfel oder Gorean Meter statt.

Wegen der Änderung am Setting gehen Nea und Cato davon aus, dass es nicht wirklich zu Interaktionen mit anderen Sims kommen wird. Dies sei zwar möglich, aber dann wohl doch recht unwahrscheinlich.

Die Sim steht ab sofort zur OOC und ist damit für jeden zur Besichtigung offen; der offizielle Spielbetrieb soll kommenden Sonntag abend aufgenommen werden.

Gut gebaut ist sie allemal, ob es allerdings ein dermaßen modifiziertes Gorsetting wirklich dauerhaft schafft, genug Spieler anzuziehen, wo Interaktionen mit externen Sims gerade deswegen als eher unwahrscheinlich betrachtet werden, bleibt abzuwarten. Ob das nun Fluch oder Segen ist, ich weiß es nicht.

Sims, die ich vermisse

Jeder hat im Laufe seines Daseins in Second Life etliche Sims kennengelernt, die irgendwann einfach den Weg alles Irdischen gingen und verschwanden. Sei es nun Rollenspielsims oder normale. Auch bei mir ist das natürlich nicht anders.

Hier als nun eine unvollständige und völlig subjektive Liste an Sims, die ich einfach vermisse. Man könnte manche sicher auch wieder aufbauen, aber ohne die damalige Community ist es dann auch meistens nicht dasselbe.

  • Port Kar, damals 2008 im Besitz von Dark Starr. Das war mein Startpunkt in Gor, und schon damals eine absolute BTB-Sim, als BTB überhaupt noch kein Thema war. Es gab eine lebendige, sehr breit gefächerte und große Spielerschaft, die gerne dem Para-RP fröhnte oder sich auf dem Marktplatz von den Kajirae bedienen ließ, und dazu waren viele auch äußerst wissend, da sie meist schon vor Second Life jahrelang Rollenspiel entweder in Foren oder Chats hinter sich hatten. Damals spielten auf der Sim neben Dark Starr solch illustre Gestalten wie Melisande Moisant als Chief Scribe, unter der ich die Ehre hatte, ausgebildet zu werden, Sie Alcott, Eve Cartier, Pax Canning u.v.a. Sozusagen mein Ei, aus dem ich geschlüpft bin.
  • Talbot – natürlich prägt auch die erste, „eigene“ Sim, der man vorsteht, deutlich. Der Sim war wider anfänglichem Erwarten dann doch noch ein deutlich längeres Leben beschienen, als alle anfangs dachten, und sie schloß dann letztendlich im Mai 2010.
  • Imperial Ar – das Ar von der englischen Community, schöne, große Zylinder, total akkurat gebaut und zwei aneinanderliegende Fullprimsims, die vor lauter Leben nur so brummten. Am Ende mit Melisande Moisant als Ubara an der Spitze, die in etwa sechs Monate dort aktiv war, bevor sie dann starb. Seitdem gab es auch mehrere Wiederbelebungsversuche, die aber alle nicht an die alte Form anknüpfen konnten.
  • Cardonicus – auch das war eine der uralten, englischen Sims, als das deutsche Gor noch jung war, und einfach mit den damaligen Mitteln der Zeit sehr überzeugend gebaut, als Stadt mit einer kompletten Mauer rundherum. Ebenfalls eine der Sims, die verschwanden und eine deutliche Lücke hinterließen.
  • Lydius, sowohl das von Moorlanddesign als auch das antike Lydius von Grey Kurka. Beides gut zu seiner jeweiligen Zeit und seitdem so nicht mehr wieder gekommen.
  • The lost gardens of Apollo – dies war ein romantischer Garten, den ein Däne innerhalb von sechs Wochen von Grund auf in einem total eigenen Stil baute, und der dann lange Zeit nur durch Spenden finanziert am Leben gehalten werden konnte. Als die Spenden dann versiegten und er krank wurde, da war es auch um diese Sim dann geschehen.
  • Scagnar – genauer das zweite Scagnar nach dem Schisma, weil ich eben nur dies wirklich richtig kannte. Auch das kam so niemals wieder.
  • Ostia – ebenfalls eine sehr schön gebaute Stadt, der leider auch nur ein recht kurzes Leben beschienen war.

Zu neuern Sims wie den deutschen Port Kars, Ar, Turmus und wie sie alle heißen mögen, hatte ich nie einen wirklichen Bezug gehabt, falls die jemand vermissen möge, denn wie schon geschrieben: die Liste ist rein subjektiv.

BTB (TNG)

Im englischen Gor gibt es wohl gerade einen neuen Anlauf, ein für alle Gorsims mehr oder minder einheitliches und akzeptables Regelwerk festlegen sollen, damit man wieder mehr Rollenspiel zwischen verschiedenen Sims erreichen kann. Das Ding nennt sich BTB (TNG) oder By the books (The New Gor Initiative). Offensichtlich stand da Star Trek TNG (The next generation) Pate, also warum nicht gleich BTB The next generation? Wie auch immer.

Ich persönlich halte das Vorhaben für lobenswert, aber einfach Jahre zu spät kommend. Es gibt gute Gründe, warum sich die goreanische Rollenspiellandschaft dermaßen fragmentiert zeigt, wie sie nunmal sich heute darstellt.

Dazu kommt: die grundlegende Basis steht doch schon eigentlich immer offen, denn wer lesen kann, der lese eben. Und wer nicht, der schaute sich wenigstens mal „Luther’s Educational Scrolls“ an bzw. die deutsche Übersetzung auf Gegenerde.de. Auch wenn da manches nicht ganz passen mag, so ist das dennoch eine gute Einführung in die Thematik.

Der Punkt, warum das zum Scheitern verurteilt ist, ist doch ganz einfach dieser: wer wirklich tief ins Rollenspiel einsteigen will, der macht das ohnehin und erarbeitet sich die Grundlagen selbständig. Wer aber nur Raid, Capture, Fuck, Release, Repeat spielen will, den juckt das so oder so nicht großartig, und er wird es auch mit solchen Regelwerken einfach ignorieren.

Eine Aufhebung der Grenzen zwischen den verschiedenen Spielarten, wie aktuell existent und von dieser Initiative angestrebt, ist absolut illusorisch, denn den Leuten gefällt es doch so, das, was sie spielen und wie sie es spielen.

Und damit ist es ein netter Ansatz, aber genau so sinnlos wie ein Gesetz, dass Ehepaaren das Vögeln nur Samstag nacht erlaubt.