Dezember 9, 2010

Der kleine Thorvaldsland-Führer

Aus aktuellem Anlaß einer kleinen Diskussion im Kanal „Gor auf Deutsch“ über diverse Onlineismen einige Anmerkungen:

  • Bondmaids (Bond sagt keiner) sind nicht besser oder schlechter als Kajirae. Es ist keine Auszeichnung, eine Bondmaid zu sein noch etwas besonderes. Eine Bondmaid ist wie die Kajira eine Sklavin, allerdings in kulturell anderer Ausprägung und sie wird mitunter härter bei der täglichen Arbeit rangenommen. Das Einzige, wo sie vielleicht noch anders tickt, ist dass sie sexuell freizügiger agiert als eine Kajira (sofern das möglich ist). Viele verwechseln anhand der Stelle allerdings, dass eine Bondmaid ungestraft frecher sein darf als eine Kajira, das ist nicht so. Ansonsten gilt der Grundsatz, sie wird sich je nach geographischer Lage der Herrschaft anpassen müssen oder untergehen.
    Es mag natürlich sein, dass Bondmaids die Kajirae als verweichlicht betrachten, aber was online gespielt wird ist häufig jenseits von gut und böse.
  • Es gibt kein spezielles Ritual, nachdem man erst zu einer Bondmaid wird. Es geht vielmehr ganz einfach: reingehen oder reingeworfen in den Bondkreis und schon ist es geschehen, das ist wirklich alles und geht in Sekundenbruchteilen, die Welt kann so erschreckend simpel sein.
    Es gab früher in manchen Gruppen Notecards (Inhalt einer solchen am Schluß des Postings), in denen von einem speziellen Ritual gesprochen wurde. Das ist Quatsch. Wer so etwas in der epischen Breite durchzog, der hatte einfach Lust an genau diesem Spiel, notwendig ist es absolut nicht und steht schon gar nicht in der Art und Weise in den Büchern drin.
  • Es gibt Jarls, aber keine Jarla. Frauen werden in den Büchern von Bondmaids nur mit „Herrin“ angesprochen. Der Jarl ist so etwas wie das Dorfoberhaupt in der Hackordnung der Thorvaldsländer, und die Dorfbewohner können ihn auch mit „mein Jarl“ ansprechen, die Bondmaids benutzen „Jarl“ gegenüber jedem Manne sowieso. Es ist eine typische Sache, die Lange nicht genug durchdacht hat oder es war ihm wurscht, denn im skandinavischen Sprachgebrauch, aus dem er das Jarl her hat, gibt es natürlich auch als passendes Gegenstück Jarla.
  • „Es kann nur einen geben!“ war das Motto vom Film Highlander, und beim High Jarl in Thorvaldsland ist es nicht anders. Es gibt genau einen, und dieser wird auf einer Versammlung, dem sog. Thing, gewählt.
  • Es gibt auch kein spezielles Gefährtenschaftsritual im Norden, also macht man entweder goreanisches 08/15 oder denkt sich etwas eigenes vor dem Hintergrund der dortigen Hauptreligion (Odin/Thor) aus.
  • Es ist Unsinn, dass Kajirae in den Bondkreis geworfen werden, um sie vom Kajiratum zu befreien. Sklavin sind sie sowieso schon, sie werden sich einfach anpassen ooder untergehen, fertig.

Und hier noch das, was viele fälschlicherweise als Bondmaidritual betrachten:

Das Mädchen wird vorher entkleidet.  Im Kreis nimmt sie die Stellung „karta“ ein, dabei kniet sie und bückt sich nach vorn, ihre Hände ausstreckend, den Kopf gesenkt. Das Haar wird ihr hochgebunden. Das Mädchen wird im Kreis gepeitscht in dieser Position, deshalb ist ratsam, Kleider und Haare aus dem Rücken zu beseitigen, da diese sich schlecht aus den Wunden ziehen lassen, wir wollen ja realistisches RP.

Der erste Schlag ist für Gehorsamkeit
Der zweite Schlag für Demut
Der dritte für die Treue
Der vierte für die Liebe
Der fünfte für Respekt
Der sechste für Vertrauen
Der siebte für die Eifersucht
Der achte soll erinnern jedem freien zu dienen ausser in den fellen
Der neunte soll daran erinnern immer bereit sein zu lernen um eine vollkommene Bond anzustreben
Der zehnte soll daran erinnern kein Schande zu bereiten.
Der elfte um alles zu verinnerlichen, dass das Mädchn es nicht vergisst

Es gibt ebenfalls 11 Sätze die dazu gehören
1. die Frage was das Mädchen war….
2. Antwort sollte heissen… Kajira…alle Mädche,n die keine Bonds sind sind Kajirae, deswegen gibt es den Kreis..befreit vom Kajirasein
3. Die Frage was das Mädchen nun ist…
4. sie sollte antworten sie ist nun eine Bond
5. Die Frage wer sie ist…
6. das Mädchen sagt zum letzten Mal ihren Kajira oder Freie Name
7. Die Frage wer sie nun ist
8. Antwort sollte heissen….das was der Jarl oder die Herrin, die das Ritual vollziehen…wollen
9. Der Besitzer oder Besitzerin gibt ihr ihren neuen Namen
10. Fragt nach ihren Namen
11. Mädchen wiederholt den ihr neugegebenen Namen und sagt sie ist die Bond von ihrem Jarl bzw. ihrer Herrin

Bitte kein Met!

Da liest man so friedlich auf Spiegel Online, dem ehemaligen Nachrichtenmagazin, umher und findet Werbung für ein überaus interessantes Themenheft des Verlags zur Geschichte der Wikinger. Die Wikinger sind ja eines der legendärsten Völker der europäischen Geschichte überhaupt, um kaum ein anderes Volk ranken sich so viele Mythen und Legenden, die dabei teilweise vollkommen an der historischen Wirklichkeit vorbeigehen. Dazu kommt, dass es kaum gesicherte Quellen von den Wikingern selber gibt, was der Mythenbildung weitere Nahrung verschafft.

Also eine pralle, populärwissenschaftlich aufgearbeitete Fundgrube des Wissens, die für jeden von Interesse ist, der einen Thorvaldsländer möglichst akkurat spielen will. Und so kommt es, wie es eben so oft kommen muss, es gibt auf Seite 53 einen Artikel über die legendären Trinkgelage der Wikinger. Dabei ist der Schlüsselsatz im Inhaltsverzeichnis dieser:

Trinkgelage waren der rituelle Höhepunkt festlicher Mahlzeiten. Meistens gab es selbstgebrautes Bier, denn Wein oder Met waren seltene Luxusgüter.

Was lernen wir daraus? Die nahezu inflationäre Verbreitung von Met in SL-Gor über die ganze Breite des Kontinents hinweg ist hanebüchener Schwachsinn, ebenso wie es Schwachsinn ist, dass es an jeder Ecke Black Wine zu trinken gibt und sich jeder Dorfseppel den leisten kann. Das normale Mittel der Wahl zum Besäufnis ist eindeutig Bier gewesen.

Met wurde, wenn überhaupt, bei den Wikingern nur zu ganz besonderen Feierlichkeiten gereicht und war Luxus pur. Es konnte sich einfach die überwältigende Mehrheit der Wikinger ihn nicht wirklich oft leisten.

Also mal wieder so eine Sache, die sich einfach online eingebürgert hat, und an der Realität vollkommen vorbeifährt. Aber ich wette, das wird sich online kaum bis gar nicht ändern.