Ich habe heute ein wenig mit dem Release Candidate von Windows 8 herumgespielt. Dieser Status der Entwicklung bedeutet schlicht und einfach, dass man mit allen möglichen Arbeiten am System durch ist und hofft, diesen Stand als Gold Release ins Presswerk geben zu können, also es ändert sich bis aufs Beseitigen einiger Fehler nicht mehr viel daran.

Die Installation in der VirtualBox lief flott und unkompliziert von der Hand, da kann man nicht meckern. Ansonsten aber ist es so, dass Microsoft offenkundig Desktop-PC-Benutzer mit Tablet-Benutzern verwechselt und hat Windows auf eine komplett neue Oberfläche namens Metro umgestellt. Metro wurde mit Windows Phone 7 eingeführt, dort und auf Tablets mag es auch Sinn machen, aber so sieht es dann auf dem Desktop aus:

Ich bin dein neuer Desktop, Luke!

Schick, nicht wahr? Herausragendstes Merkmal von Metro sind dabei die Kacheln, die mitunter auch noch animiert wenn das Programm läuft ständig neue Informationen anzeigen und dabei eine Unruhe erzeugen können, dass es einem graust. Man sieht der Oberfläche an, dass sie für Touchscreen gedacht ist, dort funktioniert sie auch, aber mit der Maus? Weia. Keine Ahnung, was Microsoft sich dabei wieder gedacht hat, mal einen auf Apple machen zu wollen, der Unterschied dabei ist nur: Apple hat Kreative und Gläubige als Kunden, die sich wirklich einreden lassen, dass diese Oberfläche, die jeder besseren Registrierkasse munter Konkurrenz macht, die Zukunft sei, Microsoft aber hauptsächlich Geschäftskunden und die verstehen bei solch radikalen Abkehren bisher gewohnter Arbeitsweisen keinen wirklichen Spass.

Man hat es Microsoft während der offenen Tests wirklich lange und breit genug gesagt, sie mögen das bitte ändern – nö, tut Microsoft nicht wirklich. Aber Hauptsache, man hat nun noch einen eingebauten Store im Betriebssystem, so etwas braucht ja heutzutage jeder, da ist die Welt doch in Ordnung!

Metro also kann man nicht abschalten, Metro ist der Desktop – man kann nicht zwischen dem alten Desktop und Metro wählen. Was es allerdings gibt ist eine Desktop-App, für alte Programme, die das Verhalten des alten Desktops abbildet und das sieht dann so aus:

Ich bin fast ein Desktop!

Na, da fühlt man sich doch fast schon heimisch, aber auch nur fast, denn leider leider leider kann dieser eben nicht alle Aufgaben des gewohnten Windows-7-Desktops übernehmen. Das beginnt schon damit, dass es kein Startmenü mehr gibt, weil: das übernimmt nun die freundliche Metrooberfläche, die ja liebend gerne für uns so viel Platz verschwendet. Wer Windows 8 nutzt, der darf sich schon mal an den Gedanken gewöhnen, dass er sehr viel horizontal Scrollen wird. Na, wem’s gefällt… und überhaupt hat Microsoft angedroht, den Desktop noch mehr an Metro anzugleichen. Es gibt zwar Apps und Hacks, die das Startmenü nachbilden aber da ist nicht sicher, ob bis zum Erscheinen Microsoft diese Möglichkeit noch gar explizit ausbauen wird.

Naja, das Geschrei höre ich jetzt schon – es ist ein mutiger Schritt, den Microsoft da wagt, aber auch ein verdammt dummer. Das, was Microsoft da gerade produziert, wirft mal eben radial die gewohnten Windowseigenheiten seit 1995 komplett und schonungslos über den Haufen. Ich bin mir sicher, viele Benutzer werden diesen Schritt nicht gehen wollen, solange es möglich ist, und sich lieber Windows 8 verweigern.

Unter der Haube selber gibts an Windows 8 nichts zu mäkeln, das ist eine Weiterentwicklung des stabilen Windows 7, aber dieses Bedienkonzept, welches so tut, als sei eine Maus auf einmal ein Touschscreen ist einfach nur komplett daneben. Sollte Microsoft wirklich diesen Mist in die Produktion geben, dann wird das deren nächstes Vista, glaubt mir: bis auf die PC-Verkäufe und den gebündelten Lizenzen will nämlich so einen Mist bei sich auf dem Desktop keiner haben.

Aber irgendwie ist Microsoft da nicht alleine, auch Apple verwechselt mit Mountain Lion zunehmend den Desktop mit dem Tablet und über GNOME 3 muss ich hier nun wirklich nicht weiter reden… es scheint gerade eine fatale Modeerscheinung in der Softwarebranche zu sein, sich gegenseitig darin übertrumpfen zu wollen, wer sein bisher funktionierendes und über Jahre gewachsenes Desktop-Paradigma am Radikalsten über den Haufen wirft und so für den Endverbraucher am Unbrauchbarsten machen kann.

Ob sich die Geschichte wohl wiederholt…?
5 Gedanke zu “Windows 8 Release Candidate oder: geht es dem Esel zu gut, dann geht er auf’s Glatteis!”
  1. Tztz…manchmal machst Du Dir aber auch wirklich völlig unnötige Arbeit Bart. Das Windows 8 ein Flop sein würde war doch schon 3 Monate nach Erscheinen von W7 klar.

    Seit es Windows gibt, gehts immer schön abwechselnd: Verbsserung – Verschlimmbesserung – Besserung – Verschlimmbesserung. Und da W7 zu den wirklich guten Würfen von Microsoft gehörte MUSSTE W8 beschissen werden. 🙂

    1. Mh is das wirklich so?

      Erinnert mich dann ein wenig an die Star Trek Kinofilme. Da war das doch auch so. Ein Film war gut und der andere wieder…. wir reden mal nicht drüber.

  2. *grinst*
    jo, ich glaub das war in beiden Fällen so!

    Hm, na ich habe bisher auch auf sieben verzichten können, dann bleibt ja zu hoffen das neun rauskommt bevor man mit XP nicht mehr arbeiten kann weil die Hälfte der modernen Anwendungen sich verweigert und es keine updates mehr geben wird.

    Ansonsten, also sollte kein Weg an 8 vorbeiführen dann werd ich wohl mein Grafiktablett rauskramen. Dessen Oberfläche kann man nämlich auch als übergroßes Touchpad benutzen, wobei sie exakt den Maßen des Monitors entspricht 🙂
    Das wäre dann sozusagen ein Touchscreen Surrogat

  3. Ich frage mich wirklich ob sie morgen ein Tablet vorstellen werden. Ein eigenes aus dem eigenen Haus könnte die allumfassenden Pläne des Konzerns nur weiter stützen. Sie wollen ja, wie die Konkurrenz aus alles aus einer Hand anbieten können.

    1. Wir werden es ja sehen, also die logische Wahl für ein ARM-basiertes Windows 8 Tablett wäre Nokia. Allerdings wäre solch ein Tablet, wenn es direkt unter der Marke Microsoft verkauft werden würde, das Eingeständnis dafür, dass die Hersteller einfach keinen Markt für so etwas sehen, denn sonst müsste Microsoft nicht selber ran.

      Die Tablets teilen sich ja bisher zwei Betriebssysteme hauptsächlich auf: iOS und Android, wobei iOS sicherlich ca. 80% des Marktanteils hält und Android den Rest. Android auf dem Tablet ist bisher längst nicht so erfolgreich wie auf dem Mobiltelefonsektor, es wird ja auch gemunkelt, dass Google an einem eigenen Tablet bastelt. So oder so aber hat Android eben einen Vorteil gegenüber Windows: es kostet keine Lizenzgebühr für den Hardwarehersteller, also er kann solche Tablets günstiger anbieten.

      Naja, wir werden sehen.

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