Ich hockte gerade eben im Black Heaven Dreams und wir hatten eine leidenschaftliche Diskussion darüber, dass die Frauenskins in Second Life immer jünger würden und das nicht jedem gefallen würde, es würde an Skins um die 40 Jahre herum fehlen. Nun war man dort der Meinung, dies sei eine rentable Marktlücke und wenn nur ein Hersteller es mal schaffen würde, solch einen Skin zu bauen, dann würde sich das sicherlich rentieren, denn es gäbe sicher sofort genug Nachfrage dafür und es sei schade, dass das bisher kein Hersteller gewagt habe.
Ich war da gänzlich anderer Meinung, nämlich dass wenn dafür genug Nachfrage da wäre, es zumindest einen Hersteller gäbe, der so etwas im Programm hätte. Also haben wir hier das typische Henne-Ei-Problem und was zuerst da war.
Nun bin ich der Ansicht, dass dies eine Nische ist, es gäbe sicher einige, die sich solch einen Skin kaufen würden. Die Frage ist aber, ob es genügend gäbe, die sich solch einen Skin kaufen würden, damit mal ein Skindesigner wirklich sich hinsetzt und das Arbeiten anfängt. Ich bin da der Meinung: nein, die gibt es nicht wirklich. Anders gesagt: das Angebot macht nicht die Nachfrage, sondern die Nachfrage das Angebot und solange die Nachfrage danach zu gering ist, gibt es eben kein Angebot. Second Life ist nunmal Turbokapitalismus pur und genau so funktioniert das im Bereich der Skindesigner inzwischen.
Ich gehe dabei von folgenden Dingen aus:
- wenn dies wirklich ein Markt wäre, dann hätte doch im Laufe von inzwischen elf Jahre Second Life Geschichte zumindest eine Hand voll an Designern sich mal daran probiert und noch heutzutage mindestens einen solchen Skin im Programm. Das muss ja kein bekannter Designer sein, aber es gäbe sie dennoch und wenn er so eine Nische besetzt, dann spricht sich das ja herum. Ich kenne da aber keinen einzigen Namen. Also fällt das schon einmal weg.
- wenn heutzutage ein Skindesigner solch einen Skin inkl. Makeups und auf der Höhe der Zeit mit Appliern und allem möglichen Schnickschnack erstellt, dann ist das eine reine Arbeitszeit von 40-60 Stunden. An diese Arbeit setzt sich nur jemand, der sich dann auch sicher ist, danach solch einen Skin ordentlich verkaufen zu können, denn für einen reinen Testballon alleine ist das schon ein ziemliches Wagnis.
- Die Skindesigner schreiben gerne gegenseitig voneinander ab und sind risikoscheu, eben weil die Erstellung eines neuen Skins so viel Arbeit bedeutet und so lange dauert. Da setzen die meisten lieber darauf, was sich erfahrungsgemäß gut verkauft und gut geht.
- Ein solcher Skin, wenn er den heutigen Qualitätsansprüchen nicht ganz entsprechen würde, würde nicht gekauft werden.
- Früher war es vom Aufwand her bedeutend einfacher einen guten Skin zu erstellen, als das heute der Fall ist.
- Und ja, die meisten Skindesigner denken und handeln unter betriebswirtschaftlichen Kriterien. Das ist nunmal so.
Und damit wird es eben schwer, dass so etwas eben mal entsteht. Entweder jemand wagt es wirklich einmal mit einem Testballon, aber da greifen wieder die 11 Jahre Geschichte, also ist es ziemlich wahrscheinlich, das gab es mindestens schon einige Male, und hat dann damit wirtschaftlichen Erfolg – oder eben nicht.
Jedenfalls mit Diskussionen darüber alleine, dass da ein Markt dafür sein könnte und sich das gut verkaufen würde bin ich mir sicher setzt sich kein Skinhersteller hin und macht nun genau so etwas.
Wenn, dann müsste man mal sammeln gehen und das Bündeln, um die Nachfrage zu verdeutlichen. Das heißt, beispielsweise eine Gruppe von 100-200 Avataren bilden und zu dem Designer hergehen und sagen „wir hätten gerne solch einen Skin und würden den sicher kaufen“, dann könnte das in der Tat mindestens mal einen dazu bewegen, da aktiv zu werden.
Diese Anzahl sollte es aber dann auch schon sein, denn ich gehe bei den Designern von folgender Rechnung aus:
40 Arbeitsstunden x 20 € = 800 €, die sie erst einmal an Arbeitszeit investieren. Für einen Grafiker ist das noch billig. Wenn der den Skin dann für 1500 L$ verkauft, was 4,57 € bedeutet, dann sind wir da bei 800 € / 4,57 € = 175 Skins in etwa, die weg gehen müssten, damit die reine Investition an Arbeitszeit wieder drin ist.
Diese Denkweise muss nicht jedem gefallen, aber so handeln nunmal inzwischen die meisten Designer. Der Markt ist hart umkämpft und in der Zeit, wo sie einen solchen Skin erstellen, könnten sie auch einen der typischen Brot-und-Butterskins erstellen, der sich dann auf jeden Fall sehr gut verkaufen könnte. Das ist dann eben unternehmerisches Risiko.
Als andere Möglichkeit stelle ich mir eine Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter vor, warum auch nicht. Man sucht sich den Designer seiner Wahl, und wenn ein gewisses Budget erreicht wird, dann setzt der sich eben hin und entwirft so einen Skin.
Angebot und Nachfrage, ein Markt eben, die meisten Skindesigner machen das inzwischen weniger als Hobby. Nur so kommt man eben wohl zu einem solchen Skin und nicht anders, man muss als Kunde seinen Wunsch äußern, bündeln und dann könnte das was werden. Aber nur darauf hoffen, dass irgendwann mal wer so etwas startet, das kann gut gehen, aber auch eben nicht.
Solche Skins gibt es bereits, allerdings nicht wie Sand am Meer. Man muss schon gezielt und mit etwas Ausdauer danach suchen. Viel wichtiger als die Skin ist jedoch auch die passende Gestaltung bezüglich Kleidung, Haare und sonstigem Zubehör. Auch eine „junge“ Skin kann dann mit dem entsprechenden Styling wie 40+ wirken.