Eine kleine Nachlese zu Turmus‘ Ableben

Weil mir gerade danach ist, will ich noch eine kleine Nachlese zum Abgang von Turmus vornehmen.

Zunächst einmal ist es natürlich so: wer zahlt, der schafft an. Und Simbesitzer zu sein ist mit der undankbarste Job in Second Life überhaupt, denn man ist im Grunde Kindermädchen und Kummerkasten für alles und jeden, das ist ein gewaltiger Akt neben dem Rollenspiel, den man zu stemmen hat. Schön, dass es dennoch nach wie vor so viele idealistische Menschen gibt, die einfach etwas wagen, etwas probieren und dabei testen, ob etwas eben klappt oder eben nicht.

Die Schließung von Turmus scheint, wenn ich mir einige der Reaktionen so anschaue, für Manche doch sehr abrupt und überraschend gekommen sein. Isabell und Gerd sind jedenfalls alles andere als begeistert davon, und ihre Meinung dazu kann man hier und hier nachlesen.

Nun ist eine Rollenspielsim sicherlich nichts, was normal demokratisch geführt wird und man kann es so entscheiden, wie es hier eben geschehen ist. Damit meine ich nun nicht so sehr das Ergebnis, sondern die Art und Weise, wie man zu dem Ergebnis eben kam. Hier sieht es für mich so aus, als habe die Führung entschieden und dann den Rest vor vollendete Tatsachen gestellt. Das ist ein möglicher Weg, und wenn auch sonst alles auf der Sim so entschieden sein mag, ein legitimer Weg – aber eben längst nicht der Beste.

Ich weiß nicht mehr, zu welchem Vorgang mal Cry genau dies hier sinngemäß sagte, aber er hat damit Recht und es passt:

Ihr mögt vielleicht zu etwas die Idee gehabt haben, aber spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem ihr zur Verwirklichung eurer Idee euch weitere Leute ins Boot geholt hattet, war sie nicht mehr länger nur eure Idee, sondern es wurde eine gemeinsame Idee und ein gemeinsames Projekt.

Und genau das ist es wohl, was hier so manchen verärgert. Man wurde nicht gefragt, was man nun wirklich will oder auch nicht, sondern erstmal abrupt vor vollendete Tatsachen gestellt, mit der Option dass man die Idee irgendwie irgendwo weiter am Laufen halten könnte. Aber zuerst einmal war und ist da nun das Loch. Das empfinden dann sicher Einige als dumpfen Schlag in die Magengrube. Und damit ist es klar, solch eine Aktion kommt niemals nur gut an.

Umgekehrt bedeutet dies aber auch, wenn der Rest zusammenhält und weiterhin diese Idee verwirklichen will, dann klappt das mitunter auch gut ohne seine Urheber. Ein Teil scheint es ja auf der Insel zu probieren, ob es klappt oder nicht wird die Zeit zeigen.

Das neue Projekt der Macher von Turmus übrigens nennt sich „Everest Hills – Roleplay for open minded people“ und ist, wie es aussieht, seit Anfang August aktiv. Mit Gor jedenfalls hat es überhaupt nichts zu tun, es ist vielmehr eine Art Fortsetzung von Forfax.

Gestatten: Bazillus, der Arzt dem die Goreaner vertrauen!

Bazillus, der Arzt.
Bazillus, praktischer Arzt.

Mit den Grünlingen auf Gor ist es ja so eine Sache: einerseits gibt es durchaus eine gewisse Ausbildung, die diese durchlaufen können und eine wie auch immer organisierte Kaste. Das ist gut, weil man so echte Neulinge an die Hand nehmen und ausbilden kann. Schlecht daran ist aber, dass die frühere Gründerin dieser Kaste im wirklichen Leben nunmal Humanmedizin studiert hat und so ihr immenses Fachwissen dieser grünen Kaste quasi übergestülpt hat.

Böse formuliert: wer in dieser Kaste wirklich was werden will und lernen will, der ist besser extrem leidensfähig und noch besser hat er/sie gleich gute Kenntnisse in der Medizin. In der In Character Ausbildung dieser grünen Kaste gabs damals ernsthaft solche Themen wie Spalthauttransplantationen, inklusive Bildern aus chirurgischen Lehrbüchern und realen Krankenhäusern! Solch einen Krampf bekam man seinerzeit ernsthaft in dieser Kaste gelehrt, was nun wirklich und eindeutig zu viel des Guten ist!

Denn das „Wissen“ um die goreanische Medizin ist, wie so vieles, rudimentär. Im Grunde ist sie vor allem Plotdevice, nicht mehr und nicht weniger und muss daher auch nicht besonders gut beschrieben sein. Wichtig ist doch einzig und alleine nur, dass man irgendwie für ein Fantasysetting logisch erklären kann, warum a) Goreaner wie die Karnickel durch die Gegend vögeln können, ohne dass die Frauen ungewollt schwanger werden und b) warum sie so lange leben. Für beides hat es eine Erklärung in Form von Sklavenwein und den Seren. Der Rest ist nicht wirklich weiter interessant und entsprechend unbekanntes Land.

Wenn man dann aber anfängt, die Schulmedizin nach Gor zu transportieren, dann verschenkt man sich damit einfach sehr viel an Spielmöglichkeiten, es tötet nur jede Kreativität ab und sorgt dafür, dass die Rolle ziemlich langweilig und uninteressant wird. Und genau so ist es doch auch, es gibt kaum eine Rolle mit der man weniger gerne spielt als mit den Heilern (die eigentlich Ärzte heißen müssten, nur hält sich daran kein Schwein), bis ja vielleicht noch auf die Mambas. Aber das ist eine andere Geschichte.

Man vergibt sich durch dieses wissenschaftlich durchdeklinierte Rollenmodell einfach sehr viele Spielmöglichkeiten und Spaß. Was viele überhaupt nicht beachten ist, dass bevor die Medizin auf Erden eine exakte Wissenschaft wurde, es sehr viele Quacksalber und Scharlatane gab, die manchmal dennoch die Medizin voran brachten. Und genau das ist es, war mir bei fast allen im Gor-RP fehlt: die Quacksalber, Scharlatane und Tunichtgute der grünen Kaste. Diese Erdenhumanmedizin-Wir-machen-alle-Kreativität-darnieder-Kaste hat sie ziemlich erfolgreich ausgemerzt. Viele halten diesen Schwachsinn, um es mal deutlich zu sagen, den diese Kaste predigt, für das Maß aller Dinge. Nur ist das eben nicht so, und es ist da noch Platz für viel mehr.

Es gab beispielsweise früher in Kasra den Prototyp eines praktischen Arztes, Eranius Silberstein. Der Charakter wird schon lange nicht mehr gespielt. Eranius selber war ein Wirrkopf, der zu wenig Sonne gesehen hatte und seine Kuren schadeten meistens den Patienten mehr, als dass sie ihnen nutzten. Hübsch anzusehen war er auch nicht, er machte gerne Versuche an minderwertigen Sklavinnen, hatte fettige Haare und man ging ihm lieber aus dem Weg, bevor er einen interessant fand.

Der Spieler dahinter war, wie ich auch, der Ansicht, dass das Rollenspiel der grünen Kaste viel zu steif, langweilig und uninteressant ist, und dass es in Wirklichkeit ausreiche, sich mal die zwanzig Seiten der Bücher reinzuziehen, wo die grüne Kaste beschrieben wurde, dazu benötige man noch ein paar anatomische Grundkenntnisse und fertig sei der Arzt. Wozu kompliziert, wenn es mit diesem einfachen Gerippe eben auch geht.

Und der Ansicht bin ich eben auch: die grüne Kaste braucht weniger Humanmediziner mit Zulassung aller Krankenkassen, die einen ständig impfen wollen, sondern Kurpfuscher, Hallodris und was weiß ich. Das würde sicherlich das Spiel beleben, aber diese Gattung stirbt eben aus. Ein anderer, ähnlicher Fall für so eine Heilerin war ja Kusa.

Wie auch immer, ich habe mir neulich mal aus Jux und Dollerei eine Art Eranius V2 gebaut. Also so einen richtig hässlich anzusehenden Eierkopf von Arzt mit Halbglatze, grüner Tunika, pickeliger Haut im Teint eines Liter Vollmilchs, die schon darauf hin deuten lässt, dass da irgendso ein komisches Kellerkind kommt, das eindeutig zu wenig Sonne in seinem Leben gesehen hat und auch ansonsten etwas leicht gaga zu sein scheint.

Der gute Mann horcht auf den schönen Namen Bazillus, wenn schon denn schon. Nur bei meinen paar Versuchen, mit dem mal ein wenig Rollenspiel zu betreiben, habe ich auch gemerkt, dass für diesen Ansatz im verknöcherten, deutschsprachigen Gor nicht wirklich mehr Platz zu sein scheint.

Auch das ist das Ergebnis der grünen Kaste. Wie schön für euch. Geht doch einfach alle mal gepflegt mit eurem scheiß-pedantischem Kleingeistgetue und eurer Korinthenkackerei  sterben und macht wieder Platz für mehr Kreativität und Spielfreude in der Rolle, denn die habt ihr gründlich aus dem Spiel heraus geschult!

Ja, wo bleibt der Nachwuchs denn?

Cori stellt bei sich drüben eine sehr interessante und berechtigte Frage: wo, ja wo bitte bleibt denn nur der Nachwuchs fürs Rollenspiel? 

Ich finde, das lässt sich nicht einfach so pauschal beantworten. Die Gründe dafür, warum der Nachwuchs zu mangeln scheint, sind vielfältig. Momentan spielt dabei, so finde ich, folgendes eine maßgebliche Rolle:

  1. Wir sind mitten im schönsten Hochsommer. Da haben einfach viele deutlich besseres zu tun als abends vor der Kiste zu hocken und irgendein komisches, leicht müffelig riechendes Rollenspiel betreiben zu wollen, die heben sich das lieber für die kühleren Monate im Jahr auf.
  2. Allgemein ging in den letzten Jahren die Anzahl an aktiven Bewohnern in Second Life spürbar zurück. Davon betroffen ist natürlich auch der deutschsprachige Teil der Benutzer und damit wiederum der Anteil der deutschsprachigen Rollenspieler.
  3. Nur wenige Spieler sind wirklich über Jahre hinweg aktiv, für viele stellt das Rollenspiel im Dasein von Second Life nur eine Phase dar, die man irgendwann nach seiner aktiven Zeit (typischerweise 1 bis 1 1/2 Jahre) einfach hinter sich lässt.
  4. Der Einstieg ins Rollenspiel war früher deutlich einfacher als heute, weil es früher noch weniger hohe Ansprüche an die Mitspieler gab. Man zog einfach irgendeine schwarze Bikerjacke an, Schwert und Bogen und fertig war die Laube. Heute fällt man damit nur noch gnadenlos auf die Schnauze. Das ist also eine Art Filter, und nicht jeder hat Zeit und Lust, sich auf ein Rollenspiel erst groß vorbereiten zu müssen, die wollen einfach reingehen und loslegen, und das geht heutzutage nunmal nicht mehr wirklich.
  5. Welcome to the establishment! Gor war früher ein Aufreger, und woran man sich reibt und stößt, das zieht an. Heute ist es nur noch irgendein komisches RP unter ferner liefen und damit einen ganzen Zacken deutlich uninteressanter geworden als früher. Man kann also auch sagen, es ist ein Opfer seines früheren Hypes und eigenen Erfolgs geworden.
  6. Es könnte mehr Werbung mit Außenwirkung statt finden. Nun ja, auch das mag ein Faktor sein, wobei das Werbenetzwerk von Chri Emor beispielsweise für Rollenspielwelten nun wirklich in world sehr aktiv ist und es auch genügend Blogs mit Außenwirkung gibt.
  7. Die gefühlte Altschwemme. Wenn sich heutzutage wirklich ein SL-Neuling, der ein paar Tage alt ist, auf eine Gorsim begibt, dann sieht in dem doch keiner mehr einen echten Neuling. Nein, fast alle werden ihn ihm erst einmal den Alt irgendeines alten Hasens vermuten und den entsprechend behandeln. Auch so verliert man Leute.
  8. Die Uneinigkeit darüber, wie das Setting nun genau gestaltet ist. Auch das mag den einen oder anderen abschrecken, diese Diskussionen werden niemals verschwinden noch aufhören und sie sind aber auch gerade nicht besonders nützlich.
  9. Die Community. Nun, kommt darauf an, faule Äpfel gibt’s am gesündesten Baum, aber wenn man anfangs an den falschen gerät, ja dann… wobei es auch nun wirklich genügend Informationsmöglichkeiten gibt und Stellen, wo man sich erst einmal ausrüsten kann.
  10. Der Anspruch an die Spieler heutzutage höher. Man ist vielerorts weg gekommen von starken, episodischem Rollenspiel hin zu langen, über Tage und Wochen gemeinsam erzählten und erlebten Geschichten. Dazu kommt ebenfalls der Stil des Rollenspiels selber, früher waren es meistens einfache, kurze Sätze während heute sich übertrieben gesagt viele erstmal in orgasmische Rage schreiben und möglichst zehn Zeilen in fünf Minuten und länger fabrizieren, wie sie dem Gras beim Wachsen zuschauen. Also Rollenspiel in ganzen Absätzen eben, wenn einen die Satzungetüme mitsamt Schachtelsätzen und Schwurbeldeutsch förmlich erschlagen, ist auch oft mehr abschreckend als anziehend.

Sicher mag es noch deutlich mehr Gründe geben, aber das sind die, die mir so einfallen.

Ein Trauma für’s Leben (?)

Cori berichtet bei sich drüben ja gerade über eine besonders alte Kamelle aus der Mottenkiste, die mich betrifft. Kurz und gut es war damals in der Sim südlich von Aretai, ich traf auf sie und hatte keine große Lust nun mit ihr zu spielen, ging dann, sie schoss mich dann hinterrücks nieder. Eigentlich war das damals noch nicht Cori, sondern ihr Vorgängeravatar, dessen Ruf aber schon damals ähnlich bunt wie Coris heutiger ist. Da mir das eindeutig zu blöde war – hallo, Panther in der Wüste? – ging ich einfach. Diese Angelegenheit ist irgendwann im Frühjahr 2009 passiert, also sage und schreibe vier Jahre her. Und auf die Frage, warum sie mich damals einfach so abschoss bekam ich als Antwort irgendwas von „Ja also ich hätte ja gerne mit dir gespielt, aber da du so durch die Wüste gerannt bist hast du mir dazu keinerlei Möglichkeit gegeben, daher musste ich zum Bogen greifen“ oder so ähnlich. Ein wenig, naja, konfus eben.

Tja, und nun schreibt sie also bei sich darüber. Oh wie toll, das einzige Mal, dass sie mich abknallte. Da hätte mich wohl jemand noch gerne öfters umgelegt, ja so kommt’s raus. Das war der Beginn einer wunderbaren Haßliebe. Später dann traf ich sie dann mal auf der Sim mit einem meiner Alts, wo die Crimson Talons hausten und sie band gerade eine Sklavin der Gruppe zu einem handlichen Paket zusammen. Also fragte ich nicht lange, sondern schoss kurzerhand einfach sie über den Haufen, wie sie das mit mir auch zu tun pflegte.

Tja, danach war die Freude groß, denn das gefiel zur Abwechslung nun ihr mal eben so gar nicht, einfach so über den Haufen geschossen zu werden. Also gab’s riesengroßes und fettes Mecker von ihr, denn das wollte sie nun wiederum so nicht akzeptieren. Ich schrieb ihr dann damals nur „Jede Wette, ich hätte das so vor eurem Lager gemacht und du hättest mich dabei erwischt, du hättest es genau so gemacht!“ oder in der Art zurück, damit war ihr dann erstmal der Zahn gezogen und es gab von ihr nur ein kleinlaut-resigniertes „Fein, du hast mich nun, also hab deinen Spaß.“ Irgendwie sowas.

Nur war es so, dass sie den Talons damals schon wochenlang auf den Geist ging und sie als Gefangene, naja, wäre da ein wenig schlecht gekommen. Auch hatte ich keine weitere Lust darauf, nun irgendwelches Spiel nach dem Anfang mit ihr zu treiben und Talunas (ja, Panther ist sie ja nicht) haben mich nie besonders gereizt, also zerrte sie gefesselt auf’s Schiff und schickte sie heim.

Das war ihr dann auch wiederum nicht recht, denn „das ist aber nun ganz schlecht, was soll das?“ kam als Feedback zurück. Das gefiel ihr nicht, so direkt unverhofft nach Hause zu kommen. Ich schickte ihr dann nur noch irgendwelche Worte wie „ich will hier einfach nur in Ruhe spielen und auf dein Drama habe ich keinen Bock“ zurück und danach war Funkstille.

Yeah. Also wie du mir so ich dir. Hach, das war eine schöne Zeit. 😀