Der alles beeinflussende Faktor, der über den wirtschaftlichen Erfolg von Second Life und damit bisher Linden Lab entscheidet, ist der Landpreis. Die Klagen der Bewohner, dass dieser im Vergleich zur vermeintlichen Konkurrenz Opensimulator inzwischen viel zu hoch sei, ist altbekannt, weit verbreitet und greift dennoch zu kurz.
Am Anfang war das Prim…
…und alle Prims sind gleich geschaffen worden. Zumindest kommt man auf diese Idee, wenn man sich die Landpreise ansieht: man bezahlt schließlich für jeden Prim, wenn man es umrechnet, für jeden Monat eine gewisse Miete und fertig.
Ein Simulator auf dem von Linden Lab betriebenen Mainland kostet monatlich 195 US$, es stehen dabei 15.000 Prims zur Verfügung. Ein Simulator, der abseits des Mainlands als private Region betrieben wird mit derselben Anzahl an Prims kostet im Monat 295 US$ (Einrichtungsgebühr nicht mit eingerechnet).
Mindestens 90% der monatlichen Einnahmen bekommt Linden Lab aus dem Geschäft mit der Vermietung von Simulatoren, es ist also der Fuß, auf dem das Unternehmen bisher ruht.
Nun ist es aber so, dass alle Prims eben nicht gleichwertig sind, sondern den Simulator unterschiedlich belasten können. Ein Prim, dessen sechs Seiten unterschiedlich texturiert sind, dazu noch physisch ist und 20 aktive Skripte hat, benötigt nun einmal mehr Serverleistung als ein Standardprim mit der Plywood-Textur.
Aber diese Unterschiede spiegeln sich bisher nicht in der Mietsgebühr nieder, das bisherige Versprechen ist immer „Du zahlst für alle Prims dasselbe und was du dann damit machst ist dein Bier“ gewesen. Das hat auch lange Zeit recht gut funktioniert, ist aber inzwischen überholt und auch Linden Lab selber kommt davon so langsam ab, wenn man sich die Berechnungsgrundlagen der Primäquivalenz für Meshbauten anschaut.
So oder so bedeutet die Abhängigkeit dieser Mieteinnahmen, dass unser aller Vergnügen direkt erst einmal von den Simbesitzern finanziert wird und indirekt durch all diejenigen, von denen sie Geld einnehmen. Gäbe es diese Mieteinnahmen – die geschätzt etwa 5 Millionen US$ im Monat betragen – nicht, dann gäbe es auch kein Second Life. Diese Einnahmen also halten Second Life am Leben und am Laufen, zu unserer aller Zufriedenheit.
Software as a Service oder: von den Mieten hängt viel mehr ab, als man meint
Wenn man die Mietgebühr einer Sim in Second Life mit der eines Simulators eines beliebigen Opensimgrids vergleicht, dann wird Second Life immer verlieren, da es diese Preise nicht bieten kann noch können wird.
Diese Vergleiche sind einfach, erscheinen logisch und sind schlichtweg falsch. Es ist das Vergleichen von Äpfeln mit Birnen.
Was viele bei diesen einfachen Vergleichen nicht berücksichtigen ist, dass an der Mietgebühr in Second Life mehr als nur der Betrieb des Simulators hängt. Von diesen Einnahmen wird der Mitarbeiterstab finanziert, darunter alle Programmierer, und schon alleine diese kosten einiges. Linden Lab leistet nach wie vor Pionierarbeit, muss alles selber programmieren und das schlägt sich darin nieder. Dazu kommt, dass auch die Infrastruktur, die zum stabilen Betrieb von Second Life notwendig ist, nicht gerade billig zu bekommen ist. Alleine die Kosten für den Assetserver dürften sehr hoch sein, dazu kommen die massiven Leitungen ans Internet verbunden mit dem Support und vielen, anderem mehr. Das sind alles Punkte, die in die Mietgebühr mit einfließen und aus dieser finanziert werden.
Eine einfache Opensim ist natürlich billiger zu haben, ganz einfach weil die Software – die erst durch Linden Lab so schnell so weit kommen konnte – billig zu haben ist, und die Programmierer in vielerlei Hinsicht keine Pionierarbeit leisten mussten, sondern auf den Schultern Linden Labs standend bereits von deren Erfahrungen und Leistungen profitierten. Man stelle sich mal nur alleine vor, Linden Lab hätte niemals seinen Viewer als Opensource freigegeben, die Community von Opensim alleine hätte die Programmierung eines solchen sicherlich niemals selbst geleistet.
Dazu kommt, dass bisher kein OS-Grid auch nur annähernd die gleichzeitige Benutzerzahl und Größe des Assetsystems wie bei Second Life erreicht hat, also technisch gesehen ein viel geringerer Aufwand getrieben werden muss.
Damit ist es natürlich klar, dass Opensim preislich gesehen Second Life gnadenlos unterbieten kann, weil die Betreiber solcher Grids einfach sehr viele laufende Kosten in der Höhe, die Linden Lab hat, nicht haben.
Allerdings ist es nach wie vor so, wer nach Opensim geht, leistet Pionierarbeit und darf sich von seinem bisherigen Content verabschieden. Das, was man nach wie vor in SL hat, ist sehr viel guter Content in allen Formen und soziale Interaktion. Opensims sind vereinzelte Inselchen, Second Life dagegen eine Kleinstadt. Beides hat seine Berechtigung, aber hier Äpfel, da Birnen.
Der Rückgang der Mieteinnahmen
Viele sind der Meinung, das Second Life momentan vergleichbar mit AOL ist: es ist zwar nach wie vor irgendwie profitabel, aber hauptsächlich durch den vorhandenen Benutzerstamm, der kaum noch spürbar wächst – und es ist es damit nicht nachhaltig.
Dass die Mieteinnahmen bestenfalls stagnieren ist eine Tatsache. Dazu muss man sich nur einmal die Zahlenwerke von Gridsurvey ansehen, nach denen Second Life im Moment leicht schrumpft. Diese Schrumpfung war 2011 zwar nicht massiv, aber spürbar genug und damit verbunden natürlich auch geringere Miet- und damit wiederum Gesamteinnahmen für Linden Lab.
Die Folgen? Zweierlei!
Durch die sinkenden Mieteinnahmen gerät Linden Lab langsam, aber sicher in eine Bredouille: die Server dürften geleased sein. Das bedeutet, wenn Sims leer laufen oder nicht vermietet werden können, die Rechner gar abgeschaltet werden, müssen dennoch weiterhin die Raten für diese abbezahlt werden, sie verursachen also auch so als laufender Posten Kosten, wenn sie nicht genutzt werden, und das ist schlecht für das Unternehmen. Dazu kommt, dass die Rechenzentren natürlich auch weiterhin ihre Dienste als Colocation bezahlt werden wollen.
Oder einfacher gesagt: die Einnahmenseite sinkt, aber die Ausgabenseite bleibt ziemlich konstant. Das heißt nichts anderes, dass man hier Gefahr läuft, sollte man nicht entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen, als Unternehmen Verluste zu schreiben. Natürlich könnte man die Ausgabenseite kurzfristig senken, indem man Mitarbeiter entlässt, den Support auslagert und ähnliche Scherze betreibt, aber meistens schaden solche kurzfristigen Maßnahmen einem Unternehmen auf Dauer mehr als sie ihm nutzen.
Eine Möglichkeit, um dem entgegen zu wirken, ist einfach wieder das Produkt „Second Life“ an sich bekannter zu machen und dafür zu sorgen, dass mehr wirkliche Neulingen nach Second Life kommen und vor allem dann auch auf längere Zeit bleiben! Linden Lab hat in der Tat so einiges probiert, das zu erreichen wie z.B. den mißglückten Viewer 2, die Aufwertung der Premium-Accounts, und und und…
Die zweite Möglichkeit besteht in der Diversifizierung der Einnahmenseite; wenn man mehr als ein Produkt hat, das man verkauft/vertreibt, dann steht die Firma insgesamt auf mehreren Standbeinen und wird stabiler. Die Entwicklung neuer Produkte kostet dabei natürlich Geld, es ist aber an und für sich eine gute Idee, nur müssen diese Produkte dann auch nachgefragt werden. M Linden suchte sein Glück mit Firmenlösungen im Bereich 3D-Welten und scheiterte.
Rodvik Linden nun selber setzt auch auf neue Produkte, die für dieses Jahr angekündigt worden sind, was sie aber genau sein werden, darin hüllt er sich bisher in Schweigen.
Dass übrigens Linden Lab auch nicht genutzte Simulatoren ziemlich sicher Kosten verursachen kann man daran erkennen, dass es vor einiger Zeit ein Sonderprogramm gab, in dem die Einrichtungsgebühren für Sims radikal gesenkt waren.
Das Fazit
Ich gehe davon aus, dass Linden Lab momentan noch profitabel arbeitet, also einen Gewinn in welcher Höhe auch immer erwirtschaftet. Die Frage ist wie lange noch und was wird mit diesem Gewinn gemacht.
Der finanzielle Spielraum und damit Gewinn von Linden Lab ist sehr stark an die monatlichen Mieteinnahmen gekoppelt, und hier dürfte es langsam eng werden. Momentan ist die Firmenpolitik von Linden Lab, das verfügbare Geld hauptsächlich in die Entwicklung neuer Produkte zu stecken. Das macht Sinn, um das unternehmerische Risiko breiter zu streuen und die Firma insgesamt auf gesündere Beine zu stellen.
Nur: wer wie Linden Lab in neue Produkte investiert, der wird dies – solange er es denn kann – lieber aus eigener Kraft tun als dafür kostspielige Kredite aufnehmen zu müssen. Linden Lab ist nicht an der Börse notiert und kann daher auf solchem Wege kein Geld bekommen.
Das alles führt dazu, dass Linden Lab es sich momentan nicht wirklich leisten kann, die monatlichen Mietgebühren zu senken.
Auch hier gilt natürlich nach wie vor, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, aber einen wirklichen Konkurrenten zu Second Life gibt es nicht und damit ist Linden Lab in dem Bereich Quasimonopolist. Opensimulator ist noch lange nicht soweit, als dass es Second Life direkte und schwere Konkurrenz bereiten könnte, vielmehr besetzt es bisher nur Nischen, in die Second Life nicht vorgedrungen ist oder diese nicht mehr bedienen mag.
Daher bleibt uns das Preisniveau auf längere Sicht erhalten, Spielräume nach unten gibt es kaum und wirklich ändern wird sich daran erst dann etwas, wenn Linden Lab massiv mit anderen Produkten Geld einnehmen wird und/oder ein ernsthafter Konkurrent für Second Life auftaucht. Vorher aber nicht.
Das alles stimmt schon. Hinter dem Namen SL oder LL steht eine etwas andere Größe als hinter irgendeinem anderen Grid, trotzdem könnte man die Welt durch etwas niedrigere Landpreise atraktiver machen, was allen zugute kommen würde, vom einfachen Bewohner bis hin zum Händler (die ja aus Kostengründen vermehrt nur noch auf dem Marketplace ihre Waren anbieten). Die Preise der offenen Grids, die kann man nicht erreichen, im Gegenteil,
bei steigender Belastung müssen die ggf. die Preise sogar anziehen aber eben nicht auf SL Niveau.
In den letzten fünf Jahren hat sich im Bereich der Computer Elektronik viel getan, technisch sowie auch preislich und dabei rede ich jetzt nicht von der Hardware für Zuhause, auch die Industrie Hardware ist viel Günstiger geworden.
Gehen wir mal davon aus, das eine Region, einen Prozessorkern bekommt, so war 2007 – 2008 so war in diesem Zeitraum viel Elektronik für wenig Region nötig. Im Grid Survey habe ich letztens gesehen, das mittlerweile 12 full Regionen auf einem Server kleben und auch mehr als 26 Homestead auf einem Server hab ich schon gesehen, was darauf schließen läßt, das LL längst mit Servern Arbeitet die Intels Westmere EX (10 Kerne) oder AMDs Dodeca Core Prozessoren (12 fach) beinhalten.
Man bekommt also mehr Regionen auf viel weniger Hardware unter, die Kosten dürften für LL als auch gesunken sein, egal ob eigene oder angemietete Server. Warum dann nichtmal die Einrichtungsgebühren fallen wundert einen dann schon.
Klar , LL entwickelt weiter, macht und tut, aber dennoch kann weniger manchmal mehr sein.
Man braucht doch nur die Homsteads zu sehen, mit 75 US$ wars ein echter Renner, mit 95US$ wars ein Desaster und zwar so ein Desaster, das LL die zweite Erhöhung um nochmals ein Jahr verschoben hat und am Ende auf eine Erhöhung bei den bestehenden Homesteads komplett verzichtet hat.
Aber vielleicht halten die auch nur an Altbewährtem fest, damit sie keine hohen Gewinne einfahren, denn schaut man mal wer alles seine dicken Finger bei LL mit drinnen hat, brauchen einige Leute bestimmt etwas um ein wenig Geld abschreiben zu können.
Warum die Preise nicht fallen ist ganz einfach: weil es keinen nennenswerten Mitbewerber zu Second Life gibt und ein Unternehmen immer die Preise versucht zu nehmen, die der Markt – also die Landmieter in dem Fall – bereit sind zu zahlen! So funktioniert nun einmal der Kapitalismus, das ist ja dasselbe Spiel mit den Kernkraftwerken in Deutschland.
Eine Kilowattstunde kostet den Verbraucher inzwischen etwa 19 Cent oder ein wenig mehr, den Stromerzeuger im Kernkraftwerk in der Entstehung aber etwa nach eigener Aussage um die drei Cent. Ja, warum gibt es dann diesen Strom nicht billiger an den Verbraucher ab? Antwort: weil er als Konzern den Preis einzunehmen versucht, den der Markt bereit ist zu zahlen und es keinen funktionierenden Wettbewerb gibt.
Sicher, Linden Lab könnte die Einrichtungsgebühren senken, sie könnten auch die Mietgebühren senken. Was man dabei aber nicht vergessen darf, ist dass die Mietgebühren für Fullprim-Sims sich seit fünf Jahren nicht erhöht haben, nominell gesunken sind sie zwar auch nicht, wenn man dann aber die Inflation dazu nimmt, ist es sehr wohl heute billiger heute eine Sim zu mieten als damals. Im Umkehrschluss heißt das für Linden aber auch, sie nehmen zwar denselben Betrag ein, aber von der Kaufkraft her ist es natürlich inzwischen weniger wert.
Angenommen, sie würden die Einrichtungsgebühren dauerhaft senken: das gäbe mal wieder das übliche Gechrei. Die Leute, die sich Regionen neu zulegen, würde es freuen, die aber, die Land als Wertanlage (haha!) ansehen und die alten Einrichtungsgebühren bezahlen mussten, würde mit Schaum vor dem Mund nur tollwütig herumgeifern und Zeter, Kommunismus pur und Mordio schreien.
Dass Linden Lab das kann, sah man ja neulich in der Tat, als es dieses zeitlich befristete Sonderprogramm mit der stark reduzierten Einrichtungsgebühr gab, wo man vermutete, damit wollten sie stillgelegte Server wieder reaktivieren.
Aber letztendlich gilt auch hier wieder: wir kennen nicht wirklich die Kostenstruktur von Linden Lab noch deren Kalkulation, und solange der Markt bereit ist, diese Preise zu bezahlen, tja…
Und bei dem leichten Rückgang an Sims sehe ich es einfach nicht, dass Linden Lab es sich leisten kann, den Preis zu senken, egal wo. Die sind ziemlich sicher auf das Geld angewiesen.
Angenommen, sie würden die Preise sinken, dann hätten sie zunächst einmal einiges an monatlichen Mindereinnahmen zu verkraften und es ist dabei fraglich, ob nun genügend neue Sims geordert werden würden, um das wieder auszugleichen. Die Marge pro Server würde natürlich auch kleiner werden, und und und…
Es wird Zeit, dass sie mal langsam ihr neues Produkt vorstellen. Vielleicht haben sie es ja wirklich mal nun geschafft, etwas für den bisher nicht beackerten Bereich Tablets und Smartphones zu entwickeln, denn dort ist jede Menge potentielles Geld drin.
Richtig, die hatte ich ja ganz vergessen, die Landlords, die würden natürlich auch wie Welle machen und mit der Inflation hast du natürlich recht, an die hab ich nicht gedacht, die sieht man ja lediglich bei den Premium Gebühren, die in 5 Jahren um 4 US$ gestiegen sind aber nur ein kleiner Tropfen auf einem sehr heißen Stein sind.
Ob die Landlords so eine Welle machen würden – ich weiß es nicht.
Immerhin gibts ja dieses ominöse Rabattprogramm namens Atlas, in dessen Genuss die größten Landlords gekommen sein sollen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die großen Landlords wenn sie denn einkaufen nach wie vor andere Konditionen bekommen als der Rest von uns.
Und die Premiumeinnahmen sind ja nach wie vor nicht das, was Linden gerne hätte oder bräuchte. Hätten sie von Anfang an eine monatliche Gebühr genommen, wie bei WoW, wenn man Benutzer sein will, dann sähe Second Life ganz anders aus. Das haben sie aber nicht, und das nun noch einführen zu wollen als Pflicht ist illusorisch, wo ja gerade in der Gamingindustrie der Trend in Richtung „Free to play“ geht und selbst WoW nun Abonnenten ohne Ende verliert.
Der Preisverfall für Hardware, die zum Betrieb von Second Life notwendig ist, steht in keinem Vergleich zur Inflation, die seit 2007 stattgefunden hat. Ich behaupte mal, dass LL heute mit einem Fullprim Estate Sim doppelt so viel Gewinn macht, wie vor fünf Jahren. Während Internetprovider, Mobilfunkanbieter, Mietserver im Web, usw. in den letzten Jahren zunehmend günstiger wurden, scheint LL hier seine Kunden einfach zu verarschen.
Und dass LL die Preise so hoch hält, weil der „Markt“ bereit ist das zu bezahlen, sehe ich nicht so. Immer schneller verabschieden sich immer mehr langjährige SL-Nutzer und sie geben zu 90% an, dass sie nicht mehr bereit sind, für Land die aktuellen Preise zu bezahlen. Dazu kommen noch die vielen bekannten und populären Regionen, die ebenfalls wegen Schwierigkeiten, die nächste Tier aufzutreiben, SL verlassen haben oder ohne Hilfe von außen verlassen hätten (Shakespeare Company, Immersiva, Spaceport Alpha, Abbotts, Lost Gardens of Apollo, AM Radio, ElvenMyst, und…und…und…). Ich denke, dass auch bald bei den übriggebliebenen SL-Nutzern die Lust nachlässt, einige dieser Regionen mit Crowdfunding oder Sponsoring zu retten. Und so wird der stetige Schwund nicht aufzuhalten sein.
Für mich ist der Markt deshalb nicht mehr bereit, diese wahnwitzigen Preise für virtuelles Land zu bezahlen. Und die Frage, die sich hier stellt ist: Würde LL unterm Strich nicht mehr Geld erwirtschaften, wenn sie die Preise (zum Beispiel) um 50% senken würde und dafür die Anzahl der Regionen deutlich zunimmt? Günstigeres Land würde einige, die nach OpenSim abgewandert sind, wieder zurückbringen. Nutzer aus SL, die bisher kein Land hatten, würden zum Teil welches mieten. Land-Owner, die mit der heutigen Tier ganz gut leben konnten, würden ihren Landbesitz evtl. zu gleichen Kosten erweitern. Und für alle, die neu nach SL kommen, wäre die Hemmschwelle, sich Land zuzulegen, nicht mehr so groß.
Was mich angeht: Ich habe schon seit Jahren nur eine Parzelle bei einem Estate Anbieter. Kostet mich ca. 25 Euro im Monat und reicht mir für meine Bedürfnisse vollkommen. Gäbe es einen Fullprim Sim zum halben Preis, würde ich mir jedoch einen zulegen. Unterm Strich hätte LL damit mehr Einnahmen erzielt und hätte evtl. einen, ihrer eh nicht genutzten Leasing-Server wiedererweckt.
Ich bin ja durchaus ein Optimist, was SL angeht und ich sehe viele Dinge nicht so verbissen, wie die Dramakönige in Blogs und Foren. Aber bei den Landpreisen liegt meiner Meinung nach LL voll daneben. Blutet SL weiter so aus, wie in den letzten 12 Monaten, ist nach meiner Einschätzung in ca. zwei Jahren ein Punkt erreicht, bei dem sich der Betrieb dieser Plattform für LL nicht mehr lohnen wird.
Noch ein paar Anmerkungen zum o.a. Blogpost:
– LL nimmt nicht geschätzt etwa 5 Mio. US$ ein, sondern ca. 6 Mio. US$ (Estates plus Mainland)
– Die Anzahl der Premium-Mitglieder sollte nicht unterschätzt werden. Laut Grid Survey gibt es zur Zeit knapp 40.0000 Linden Homes. Jedes einzelne davon gehört einem anderen Premium. Ich gehe davon aus, dass ca. nur die Hälfte aller Premiums ein Linden Home nutzt. Da kommen dann nach meiner Rechnung fast 7 Mio. US$ Einnahmen im Jahr nochmal dazu.
– Insgesamt sehe ich den Anteil der Tier an den Gesamteinnahmen nicht bei 90%. Die erwähnten Premium Gebühren allein machen schon 10% aus. Laut dem letzten von LL veröffentlichten Wirtschaftsbericht, betrug der Umsatz des Marketplace ca. 4 Milliarden L$ in 2011. Macht ungefähr 15 Millionen US$ Umsatz. LL greift sich davon 5% Kommission ab, was dann etwa 750.000 US$ ausmacht. Weitere Einnahmequellen von LL sind Textur- und Mesh-Upload Gebühren. Gerade letzteres bringt auch einige US$ in die Kassen von LL. Und eine ebenfalls oft unterschätzte Einnahmequelle sind die Ads und Enhanced Listings für Anbieter auf dem Marketplace und in der SL Viewersuche. Da zahlen einige Große (z.B. Meeroos, Amaretto, etc.) schonmal 100.000 L$ für einen Eintrag unter den Top 10. Alles in allem sehe ich den Anteil der Tier an den Gesamteinahmen von LL eher so bei 60% bis 70%. Tendenz stark fallend!
Das sind einige interessante Punkte, die du ansprichst Maddy.
Zunächst einmal gibt es sicherlich den Preisverfall bei der Hardware, also vor allen den Servern für die Simulatoren. Dem gegenüber steht aber ein aktiver Posten, der ziemlich sicher nur eine Tendenz kennt, nämlich Wachstum: der Assetserverbereich. Irgendwelche Assets automatisiert sauber zu löschen, weil sie keiner mehr nutzt, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein, also wächst das Ding und wächst und wächst… ständig.
Früher betrieb Linden Lab dafür einen recht teuren IsilonFS-Storage-Cluster in Eigenregie, inzwischen scheinen sie aber dazu übergegangen zu sein, Teile davon nach Amazon S3 auszulagern, was auch nicht gerade billig sein dürfte.
Du schreibst das: „Und dass LL die Preise so hoch hält, weil der “Markt” bereit ist das zu bezahlen, sehe ich nicht so.“
Welchen Grund sollte denn Linden Lab haben, die Preise weiterhin so hoch zu halten, wenn der Markt nicht dazu bereit wäre, diese zu bezahlen? Irgendeinen Grund muss es ja dafür geben, meine These ist nach wie vor Linden Lab kann sich Preissenkungen nicht leisten und solange es nicht einen massiven Druck gibt, den Preis zu senken, wird da auch nichts geschehen.
Sicherlich werden weitere Regionen verschwinden, das geschieht fast täglich, nur nicht jede ist so prominent wie Spaceport Alpha, Abbots und was es noch so gibt…
Günstigeres Land wäre gut, ja, und das ganz einfach aus dem Grund, dass viele nicht mehr gewillt sind die bisherigen Preise zu bezahlen, das ist richtig. Was das für Folgen haben dürfte ist schwer abzusehen, aber so ist das eben mit dem unternehmerischen Risiko. Eine direkte Folge wären sicher wieder mehr soziale Treffpunkte, Clubs, Rollenspielsims und eigene Kunstinstallationen, etwas, an dessen Schwund Second Life ja gerade stark leidet.
Wenn ich nicht gerade total daneben liege, lag der Rückgang an Regionen in 2011 irgendwo um die 800, dazu kommt noch, dass ca. 4-5 % des Mainlands einfach nur aufgegeben worden sind, also keine Mieteinnahmen mehr erzielen.
Rodvik Linden hat einmal gesagt, dass Linden Lab auf der Einnahmenseite 75 Millionen zu verbuchen habe, und zwar für 2011. Das macht rechnerisch im Monat etwa 6,25 Millionen US$, kommt also gut mit den Zahlen von Grid Survey, die du genannt hast, hin.
Fraglich ist es eben, ob er den Landschwund stoppen kann. Noch ist er ja nicht dramatisch, aber man spürt ihn schon durchaus, und es könnte noch dicker kommen, aber das werden wir noch erleben.
[…] Dass auch das übliche Mantra “Senkt endlich die Preise!” nicht das Allheilmittel wäre, für das viele es halten, zerlegt Tateru Nino mit Freuden. Die Argumentation selber ist dabei auch nicht viel anders als die Meinige vom März diesen Jahres. […]