Zasta hat es heute mal wieder in seinem Blog mit den Leuten hat, die noch die 1er-Viewer wie Phoenix und dergleichen benutzen und nicht mehr versteht, wieso man diese Viewer noch freiwillig einsetzen kann, wo ihnen doch z.B. ganz einfach die multiplen Tattoolayer fehlen und der aktuelle Lindenviewer mit Abkömmlingen wie Firestorm inzwischen um einiges weiter ist. Dabei ist die Antwort darauf recht einfach, wenn auch vielschichtig.

Die wichtigste Erkenntnis dabei ist diese: der Viewer ist für die Bewohner von Second Life das Tor nach SL, damit ihr Werkzeug und wichtigstes Programm zur Nutzung von Second Life überhaupt.

Machen wir uns dabei ruhig nichts vor: der 1er-Viewer war und ist von der Usability her gesehen eine Katastrophe gewesen, ein historisch gewachsenes Chaos, das innerhalb von fast 9 Jahren entstand und immer mehr und mehr üppig wucherte. Er hatte dabei einige wirklich gute Ideen gehabt, wenn man sie entsprechend zu nutzen weiß, wie das Tortenmenü. Jaja, ich weiß manche können das nicht leiden, aber es ist auch nicht totzukriegen. Während sie im offiziellen Lindenviewer verschwanden gibt es Spekulationen darüber, ob in MS Office 15 nicht diese eingeführt werden, um die Nutzung auf Touchscreens zu erleichtern.

Aber wie auch immer: der 1er-Viewer war von der Usability her gesehen die reinste Katastrophe, der Punkt dabei ist allerdings der: wir kannten und hatten nichts besseres zur Hand gehabt. Jeder, der früh genug mit Second Life anfing, musste sich erst einmal mühsam durch diesen Viewer quälen und sich mit ihm anfreunden – oder er hörte irgendwann in dieser Arbeit einfach auf. Die Lernkurve zur Beherrschung dieses Viewers war extrem steil gewesen und für viele frustrierend hoch, zu hoch. Es gab zwar Projekte wie Imprudence, die sich auf die Fahnen schrieben, alles besser machen zu wollen und es in Details auch taten, aber niemals den Drive und die Masse entwickelten, in Second Life wirklich relevant zu werden.

Wer noch heute davon schwadroniert, wie leicht und einfach die 1er-Viewer zu bedienen seien, der lügt sich selbst in die Tasche. Es fällt einem nur deswegen leicht, weil man es eben so gewohnt ist und sich da inzwischen mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegen kann, aber bis man diese Sattelfestigkeit erreicht hatte, das dauerte mitunter Wochen! Ein wirklich einfach und intuitiv zu bedienendes Programm sieht anders aus, mir fallen da beispielsweise von früher Kais Power Tools unter Windows ein.

Das ist auch der Grund, weswegen Linden Lab irgendwann einmal damit anfing, seinen Viewerdschungel 1 genauer zu analysieren und – ich finde zu Recht – einen der Hauptgründe, warum viele Benutzer nur einmal einloggten und danach nie wiederkamen in der absolut unterirdischen Usability dieses Viewers ausmachte. Im Klartext: das Programm hat einfach die Mehrheit der potentiellen Benutzer so dermaßen überfordert gehabt, dass sie genau einmal einloggten und dann nie wiederkamen, weil sie sich einfach diesen Mist nicht geben wollten.

Die richtige Entscheidung von diesem Desaster ist gewesen, dass man den Viewer grundauf von der Benutzeroberfläche her renovieren wollte – und das auch tat. Damit wollte man die Zahl der Benutzeranmeldungen steigern und dafür sorgen, dass man sich sofort einfacher zurecht findet in Second Life. Das ist im Prinzip eine Entscheidung gewesen, die nach wie vor richtig ist, nur die Umsetzung an sich ist das absolute Debakel gewesen.

Es ist nunmal so, und da kann man sich auf den Kopf stellen und mit den Beinen wackeln wie man will, das ändert nichts daran: der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Hat er sich erst einmal an eine Plattform gewöhnt, dann will er diese auch in der Art und Weise damit arbeiten können, wie er es gelernt hat und sich nicht auf einmal durch eine neue Version der Software wieder vorkommen wie ein kleiner Pennäler in der Schule. Er erwartet einfach, dass die Menüs genauso weiterhin aufgebaut sind, wie er es gewohnt ist, die Buttons da sind, wie er es gewohnt ist und genauso aussehen, und und und…

Einen radikalen Schnitt macht die Mehrheit der Benutzer schon alleine deswegen nicht wirklich gerne mit, aber genau so einen radikalen Schnitt hatte Linden Lab damals mit dem Viewer 2.0 vollzogen gehabt. Von der Radikalität her war dieser Schnitt ähnlich wie der Versionssprung von Microsoft Office 2003 auf Office 2007, als Microsoft die komplette althergebrachte Menüstruktur über den Haufen warf und durch etwas komplett andersartiges, neuartiges ersetzte – die Ribbons. Diesen Schritt haben auch im Unternehmensumfeld bisher viele Mitarbeiter nicht nachvollzogen, sondern wünschten sich nach wie vor, Office 2007 und alle danach erschienenen Versionen hätten einen Umschalter für die alte Menüstrukturen. Haben sie aber nicht, ganz einfach weil Microsoft nicht zwei parallele Versionen vom Handling im Support unterstützen will, sondern es offiziell nur noch das Ribbon gibt und fertig (und so entstand die Erweiterung UbitMenu, die das alte Menü wieder ins neue Office bringt).

Wichtig ist also bei einem solchen Schritt, wenn man die Masse der Benutzer von Anfang an mitnehmen will, dass man sich gute Argumente für diesen Schnitt zulegt, vor allem aber dann die neue Programmversion auch gut genug ist, dass die Benutzer aus eigenem Antrieb heraus dazu bereit sind, sich diese zu installieren und umzulernen.

Microsoft selber hatte da, allen Unkenrufen damals zum Trotz, sich bei den Ribbons etwas gedacht und das neue Konzept auch gut umgesetzt gehabt. Der Grundgedanke für die Ribbons war gewesen, dass man bei Microsoft mal die Supportanfragen über einen gewissen Zeitraum statistisch auswertete. Dabei kam heraus, dass grob gesagt etwa 80% der als „bitte baut das bald mal ein“ angefragten Features schon irgendwo im Programm vorhanden waren, aber nur 20% der Benutzer dazu in der Lage waren, sie auch zu finden. Also baute man die Oberfläche aufgabenzentriert um und plazierte die Icons in einer Reihenfolge, die ihrer Wahrscheinlichkeit in der Nutzung entsprechen, um so das Programm einfacher bedienbar zu machen. Das stieß nicht überall auf Gegenliebe, aber ist durchdacht und man kann damit nach kurzer Umlernung sehr gut und flott von der Hand arbeiten.

Nun hat Microsoft als Weltkonzern aber auch eine riesige Usability-Abteilung, die Linden Lab nicht hat. Was machte also Linden Lab, um die Oberfläche neu zu gestalten? Man vergab diese Aufgabe an eine externe Agentur namens 80/20. Einerseits ist es eine gute Idee, bei so einer radikalen Umgestaltung mit Experten zusammen zu arbeiten, andererseits aber können die auch nur so gut agieren, wie die Kommunikation seitens des Auftraggebers ist, denn die externen Experten haben ja normal kaum eine Ahnung, wie die Zielgruppe des Programms so tickt und wie auch nicht. Kurz gesagt: hier hatte man so ziemlich alles, was man nur verbocken kann, auch verbockt.

Der 2er-Viewer selber war ja von der Community lang ersehnt und man hatte große Erwartungen in ihn gesetzt gehabt, er sollte schneller sein, einfacher bedienbar, „sleek and sexy“ sogar wenn möglich und nebenbei das Problem mit den schlechten Returnzahlen bei den Erstlogins beheben. Entsprechend lange dauerten auch damals die Arbeiten an ihm, nur war das, was man dann als „Jesus Viewer 2.0“ dem Volk anpries, alles andere als sexy und auch sonst fehlten die schlagkräftigen Verkaufsargumente, im Gegenteil, es gab viele Aufreger. Ja, eine Sidebar? Nett, aber wieso kann ich nicht die dorthin klatschen, wo es mir gefällt oder gar Fenster aus der Sidebar ziehen? Wo bitte sind denn die Tortenmenüs hin? Der Viewer wirkte einfach zu fremdartig, unreif und vor allem als halbe Baustelle. Dazu kam, dass er für die Builder in Second Life absolut ungeeignet gewesen ist, da er einfach deren gewohnten Workflow nicht mehr unterstützte, und und und…

Und damit hatte der Viewer 2.0 verkackt gehabt, er war und ist bei der Community nach wie vor unten durch, denn was Linden Lab da als 2.0 und Release bezeichnet ablieferte, war bestenfalls als Beta zu betrachten, und alle weiteren Releases machten es auch lange Zeit nicht besser. Das, was wirklich neu war, hörte auf so sperrige Begriffe wie Media on a prim (MOAP), das angeblich schon lange gewünscht gewesen ist, von dem geschätzt 95% der Avatare nach wie vor nicht wissen, was es ist noch geschweige denn jemals bewußt gebrauchen werden. Mit so etwas kann man natürlich keinen Coup landen, und so kam es denn auch.

Das, was Linden Lab da ablieferte, war nichts anderes als das Äquivalent zu Mozilla 1.0- ein lahmarschiger, nicht wettbewerbsfähiges Trumm an Programm ohnegleichen. (Wer die Geschichte nicht kennt: in den 90ern gab es die Browserkriege, Microsoft stritt sich damals mit der nicht mehr existierenden Firma Netscape um die Vorherrschaft auf dem Browsermarkt und machte deren Geschäftsmodell kaputt, indem sie den eigenen Browser Internet Explorer einfach dem eigenen Betriebssystem Windows kostenlos beilegten, während Netscape lange Zeit für seinen Navigator und später Communicator Geld verlangte. Netscape selber wurde dann irgendwann an AOL verkauft, aber bevor das geschah, veröffentlichten sie im Jahr 1998 noch den kompletten Sourcecode ihres Silbertabletts Communicator unter einer Opensourcelizenz. Damit war das Mozilla-Projekt geboren. Es dauerte danach noch über fünf Jahre, bis dann die erste neue und stabile Version eines Browsers erschien, die Mozilla Application Suite Mitte 2002. Diese sah dem Communicator zum Verwechseln ähnlich und war vor allem eines: fett, langsam und extrrem ressourcenfressend. Alles, nur nichts, was einem einen wirklichen Grund lieferte, von Internet Explorer umzusteigen. Erst mit der radikalen Komplettrenovierung unter dem Namen Firefox, dessen erste Version im Herbst 2004 erschien, nahm dann das Projekt so richtig Fahrt auf.)

Dazu kam, dass im Gegensatz zu Microsoft, sich Linden Lab mit dem 1er-Viewer selber Konkurrenz machte und auch macht, ganz einfach weil es eine kleine, aber sehr agile Community von Entwicklern gibt, die ihre eigenen Homebrew-Varianten des Lindenviewers pflegen, und das teilweise mit beachtlichem Einfluß, wie RLV, der Cool Viewer von Henri Beauchamp und vor allem natürlich zuerst Emerald, dann später Phoenix. Das ist der Unterschied zu Microsoft Office: bei Office 2007 baute Microsoft – geschickt, geschicht – als Standard ein neues Dateiformat ein, DOCX und wie sie alle heißen, das nur mit Office 2007 lesbar ist – wer bitte weiß denn schon heutzutage, dass man sich kostenlos bei Microsoft ein Paket herunter laden kann, welches das auch Office 2003 beibringt? Eben! Damit gab und gibt es in Office einen sanften, aber stetig wirksamen Migrationsdruck hin zu den neueren Versionen. Den gibt es bei Linden Lab längst nicht so stark in der Form, ganz einfach weil man sich selber Konkurrenz macht. Bei Office spielt dabei zusätzlich eine Rolle, dass es eben nicht nur eine Programmsuite ist, sondern auch eine Plattform. Es gibt Zillionen an Erweiterungen, die man für Office käuflich erwerben kann, um es nach Belieben aufzubohren, und irgendwann gibt es die Erweiterungen der Wahl eben nur noch für die aktuelle Officeversion, also gibt es auch da einen gewissen Migrationsdruck.

Da der Second Life Viewer aber keinerlei Pluginschnittstelle hat, fehlt hier natürlich der Migrationsdruck vollkommen. Die Hauptargumente also, mit denen man den Viewer wirklich populär hätte machen können, wären wirklich radikal neue Features gewesen, die sofort ein mächtiges „HABEN WOLLEN“ bei den Residents ausgelöst hätten, eine wirklich flexible Bedienung sowie keine derart radikale Abkehr von den alten Bedienungskonzepten. Dann hätte es was werden können, aber so ist der Viewer 2.X für Linden Lab das geworden, was Windows Vista für Microsoft ist – ein an und für sich mit guten Ideen und Intentionen gestartetes Projekt, das die in ihn gesetzten, hohen Erwartungen nicht erfüllen könnte und damit hoffnungslos verbrannt. Kein Wunder, dass der offizielle Viewer inzwischen die Versionsnummer 3 trägt, und sich langsam auch in eine Richtung entwickelt, die wieder stärker auf die Wünsche und Bedürfnisse der Benutzer zugeschnitten ist.

Denn das Hauptproblem, das Linden Lab bei dem Viewerdebakel hat, ist dies: wenn sie es nicht schaffen sollten, die technologische Führung im Viewer zu halten, dann machen das möglicherweise andere Viewerentwickler. Nur muss dann das, was die so ausbrüten, längst nicht etwas sein, was Linden Lab gefällt (wie z.B. die damalige Avatarphysik im Emerald, die grottig schlecht programmiert gewesen ist nach Linden Lab, bevor ein Programmierer Linden Labs sie damals auf ein einigermaßen erträgliches Niveau brachte).

Nach wie vor ist es nun einmal so, dass viele Benutzer aus guten Gründen übrigens an ihrem geliebten 1er-Viewer festhalten, viele folgen dabei auch dem einfachen Grundsatz „Never change a running system“. Da ist die Lernkurve, die man haben wird, sollte man umsteigen, die heutzutage im Vergleich zum 1er-Viewer höheren Anforderungen an die Hardware, und überhaupt die Hoffnung, dass diese Viewer eben noch solange es geht nutzbar sein werden. Dumm an der Geschichte ist dabei nur, dass diese Anzahl an Benutzern nicht gerade klein ist, und damit ist Linden Lab in einem Dilemma.

Manche Sachen, wie zum Beispiel Mesh, hätten sich nämlich schon viel kräftiger und schneller verbreitet, hätten alle nur den offiziellen Lindenviewer in Betrieb, haben sie aber nicht. Damit hat sich die WIrtschaft in SL auch in dem Punkt nicht so schnell entwickelt, wie sie es hätte können. Offiziell unterstützt Linden Lab ja den Viewer 1.x nicht mehr, es ist aber so, dass serverseitig teilweise weiterhin auch Funktionalitäten vorgehalten und gepflegt werden müssen, damit diese Viewer noch funktionieren, obwohl die im 2er-Viewer schon lange durch neuartigere, bessere Konzepte die möglicherweise auch schöner skalieren ersetzt worden sind. Das bedeutet höhere Kosten in der Programmierung und Wartung.

Nur ist meiner Ansicht nach Linden Lab in einem Dilemma. Technisch gesehen ist es kein Problem, den Zugriff der 1er-Viewer ab einem gewissen Stichtag ein für allemal zu unterbinden. Nur kann sich Linden Lab diesen harten Schnitt eben nicht leisten, einfach weil noch zu viele Bewohner diese Viewer einsetzen und danach höchstwahrscheinlich ein nicht geringer Prozentsatz davon Second Life für immer den Rücken kehren wird. Wenn darunter Landbesitzer und dergleichen sind, bedeutet das geringere Einnahmen für Linden Lab.

Andererseits kann es sich Linden Lab auch nicht auf ewig leisten, den Zugriff der 1er-Viewer auf das Grid zuzulassen, denn es gibt bereits jetzt eine Schere an Features, die nur die Viewer Codebasis >= 2.X wirklich beherrschen und auch nutzen können, die 1er-Viewer aber nicht, eben wie die multiplen Tattoo-Layer. Für Content Designer bedeutet das eben auch Mehrarbeit, denn man kann nicht davon ausgehen, dass jeder Kunde auf dem aktuellen Stand der Technik ist, und so brauchen die alten Kunden auch Krücken, damit die Erzeugnisse gut aussehen, denn dass man die alleine für ein Kleidungsstück zum Umsteigen bewegen kann ist auch illusorisch. Dazu kommt, dass die 1er-Viewer eben zunehmend ein Hemmschuh für die technische Fortentwicklung von Second Life werden und Linden Lab unnötige Kosten verursachen.

Dies ist also eine denkbar ungünstige Situation für ein Unternehmen, man hat hier nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Das, was Linden Lab im Moment zu gehen versucht, um die Leute auf die neue Viewerarchitektur zu bringen, scheint folgender Weg zu sein: man will neue Features anbieten, die einfach so ein starkes „HABEN WOLLEN“ beim Benutzer erzeugen, dass sie freiwillig und gerne auf V3, Firestorm und wie sie alle heißen umsteigen werden, um es erleben und genießen zu können. Inzwischeni, und das dauerte auch ja fast nur zwei Jahre, sind diese Viewer auch flexibel, stabil und alltagstauglich genug geworden, dass es keine Zumutung mehr ist, diese benutzen zu müssen. Dass Linden Lab das vorhat, kann man kryptischen Andeutungen von Rodvik Linden und anderen entnehmen.

Ob es klappt, das wird sich zeigen. Fest steht für mich aber so oder so, dass irgendwann in nicht allzuferner Zukunft doch Linden Lab sich dazu genötigt sieht, den harten Schnitt zu vollziehen und die 1er-Viewer einfach komplett auszusperren, ist doch die interne Architektur im 2er viel fortgeschrittener, besser und tragfähiger als im 1er, nur das Haus, welches man auf diesem Fundament baute, sah lange Zeit aus wie eine windschiefe Bruchbude. Da sich das aber inzwischen auch geändert hat, wird es da langsam mal Zeit, den Blick nach vorne zu richten und die Zukunft mit offnenen Armen zu empfangen.

14 Gedanke zu “Jaja, die Ewiggestrigen 1er-Viewer-Benutzer – mal historisch aufgedröselt”
  1. »Wer noch heute davon schwadroniert, wie leicht und einfach die 1er-Viewer zu bedienen seien, der lügt sich selbst in die Tasche. Es fällt einem nur deswegen leicht, weil man es eben so gewohnt ist und sich da inzwischen mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegen kann, aber bis man diese Sattelfestigkeit erreicht hatte, das dauerte mitunter Wochen!«

    Was heißt „lügt sich selbst in die Tasche“… Ich hab ja oft erzählt, wie ich nur 15min nach Accounterstellung in einem Freebieshop „aufgelesen“ worden bin, als ich gerade dabei war mein zweites Outfit auszupacken. Also 15 Minuten von Registrierung des Accounts über die Lern-Tour durch das Schloss auf Orientation Island (da gabs noch die Fackel, und das erste Bild auf dem Thron), über das Suchen und Finden eines Shops und dem Herausfinden wie man für 0L$ kauft, und wie man Sachen auspackt… Es war tatsächlich – trotz aller möglicherweise objektiv gesehen „chaotisch gewachsenen“ Funktionen – buchstäblich kinderleicht, „a piece of cake“, wie die Amis sagen würden. Das Schwierigste überhaupt, das ich damals gemacht hab, war die Erstellung meines Shapes. Und wenn man ehrlich ist, ist das immer noch komplizierter als alle Primbiegerei – wenn man einen realitätsnah proportionierten Avatar haben will.

    Aber erinnerst du dich noch an den Onrez-Viewer? Schon der hatte Dropdown- statt Tortenmenus, und – wenn ich mich nicht irre – sogar links eine Sidebar zum Aufklappen. Laut meiner Erinnerung war er recht gut, im Look&Feel sogar um Welten besser als später der V2. Aber auch in der Usability hätte der V2 dem Onrez nicht das Wasser reichen können, meiner Meinung nach.
    Ich hab diesen Viewer kennengelernt, als ich vielleicht grad mal 2 Monate in SL war (also Anfang 2008, noch zu Zeiten von V1.18/1.19) – und, solange es ihn gab, genauso oft genutzt wie die anderen TPV (RLV, Emerald, Cool, Rainbow). Für meinen ersten Alt-Account wurde der Onrez sogar der Hauptviewer.
    Trotzdem kam ich mit dem Onrez trotz aller Gemeinsamkeiten nicht so leicht klar wie mit dem V1-UI, und es war eine ständige Umstellung wenn ich den nutzte: Menüpunkte waren beim Onrez nicht am gewohnten Platz oder hießen anders als beim V1.x und den anderen TPV, es gab halt nicht dieses Torten-Menu, etc etc etc.
    Vielleicht hätte der Onrez was werden können – dennoch fand ich persönlich das Interface des V1 besser und nutzerfreundlicher.

    1. Nun Gem, dann hat eben der 1er für dich damals von Anhieb gut funktioniert, sicher es gibt immer eine gewisse statistische Bandbreite der Erfahrungen. Es ist aber so, dass die Mehrheit der Leute, die ich kenne, Wochen brauchte bis sie den 1er-Viewer wirklich sattelfest beherrschten seinerzeit. Hätte ich damals keinen Mentor gehabt, wer weiß, ich wäre auch nach ein bis zwei Tagen SL wohl wieder weg gewesen.

      „Piece of cake“, gut, für mich war das der 1er-Viewer auch nicht und für sehr viele Leute erst recht nicht, wenn man sich ja die Untersuchungen von Linden Lab anschaut, warum viele einfach nach dem Anmelden nicht wiederkamen. Das ist eben so gewesen, die haben den V2 nicht ohne Grund radikal anders gebaut.

      An den Onrez-Viewer erinnere ich mich noch gut, ja. Der hatte damals einige nette Ideen gehabt, Onrez war auch als Shop zum SL-Exchange ganz brauchbar, wie endete beides? Linden Lab kaufte sie auf und die Besitzer wollten von denen nichts mehr wissen.

      Naja, und als alles erst Lindenzeug war, war ja klar, dass es Onrez bald nicht mehr geben wird, und so kam es denn dann auch.

      Und intuitiv war am 1er auch nicht wirklich, jeder der nur einmal verzweifelt die Funktion suchte, wie man ein zweites Inventarfenster aufmacht weiß, was ich meine.

      So langsam ist Firestorm und V3 da für mich auf einem guten Weg, aber bis es soweit war – das dauerte verdammt lange, zu lange.

  2. Also, ich muss gestehen: Ich gehöre zu den ewig Gestrigen obwohl ich meinen möchte, dass ich nicht grad unintelligent, technische Dinge betreffend, bin und auch noch weit von den 60 entfernt (winkt mal zu Zasta).

    Ich hab die letzten Tage jetzt eisern durchgehalten mit dem Firestorm, und komme immer noch nicht klar. Natürlich mag es daran liegen, dass ich Phönix gewohnt bin, aber warum sollte ich denn einen neuen Viewer nutzen, wenn es mich nicht die Bohne interessiert, ob ich mehrere Layer übereinanderziehen kann oder nicht? Ein gänzlich neuer SL User wird es nicht einfacher haben, die jetzigen V2 oder 3 Viewer zu benutzen, wie wir damals noch den Emerald oder was es alles gab. Neu ist neu und daran ändern andere Anordnungen auch nichts.

    Ich würd ja so gern den neuen Phönix benutzen, nur hat der leider seitdem er mesh kann, das Problem, dass ich sobald ich nur versuche in den edit Modus eines prims zu gehen, crasht (zumindest bei mir). Der Firestorm kränkelt bei mir dafür, indem ich ständig und überall lag habe, es ewig braucht bis ich auf Sims etwas sehe, da einfach nichts rezzen will und ich T-shirts oder Unterhemden übereinanderziehen muss, immer brav mindestens zwei, damit ich meinen ava samt Kleidungsstück überhaupt mal nicht verwaschen zu sehen bekomme. Bisher konnte mir noch niemand sagen woran es liegt. Mein Fazit: Ich werde vermutlich wieder auf die *uralte, gestrige* Version vom Phönix vor Mesh wechseln, und verzichte dann eben auf den Anblick von mesh. Zur Zeit muss ich sagen, bringt es doch, ausser dass Prims gespart werden, noch nicht wirklich etwas oder? Meshhaare sehen sobald sie schulterlänge überschreiten aus wie auf den Rücken geklebt und für Meshkleidung werd ich nicht meinen Ava verändern. Solang also diese Dinge immer noch so sind, kann ich gut mit flexiblen Röcken und Haaren, die gelegentlich mal durch den Körper rutschen leben, habe dafür aber dann wieder einen Viewer, der bei mir reibungslos läuft und bei dem ich nicht erst hundert Dinge umstellen muss, damit ich mich stressfrei im SL bewegen kann.

  3. Ich habe von V1 auf V2 umgestellt sobald er rauskam. Ich hasse Tortenmenüs.

    Nach der Umstellung fluchte ich zwei Tage, jammerte und nörgelte … nach drei Tagen sagte ich „Och, ist ja ganz nett“ und nach vier Tagen liebte ich das Teil heiß und innig, besonders den Sidebar, den ich mir nun in F4 mühsam und halbgar nachgebaut habe.
    Ich hatte mit dem V2 nie Probleme und freute mich frühzeitig über Gadgets für Screensmacher wie Depth of Field.

    Als der Firestorm rauskam habe ich zum ersten Mal auf einen TPV gewechselt (wiederum wegen der besseren Screensmöglichkeiten). Und bin seitdem dabei, habe jeden Versionswechsel mitgemacht, manche lieber als andere.
    Gewohnheit ist eine Sache – aber die Möglichkeit, neue Dinge zu erleben, ist eine andere. Und wenn man, um diese neuen Dinge zu erleben, einen Tag jammern muss, dann ist das halt so.
    Ich habe zuerst noch Toleranz für Umsteigeverweigerer aufgebracht, als einige in meinem Bekanntenkreis schon längst eiskalt „dann seh´n se halt nur Kugeln, mir egal!“ gesagt haben. Aber mittlerweile ist das auch bei mir vorbei.
    In meinem Shop wirds erstmal weiterhin das Zeug in mehreren Layeroptionen geben, da ich das nicht nur als Service für die Kunden sondern auch für mich begreife: Ich hatte ein Produkt, das nur als Tattoolayer verfügbar war und durfte mich so oft mit Kunden-Anfrage-IMs nach einem Underwearlayer herumschlagen, dass ich irgendwann klein bei gab. Adran nennt mich deswegen eine inkonsequente Schande.

    Die Vorteile von Mesh oder mehreren Layern möchte ich jetzt nicht nochmal erklären. Klar, wer in seinem SL-Konsum weder Fahrzeuge (primsparende Schiffe, die sonst 300 und nun 30 Prim haben und besser aussehen!) noch Bodymodifications (Körperbehaarung, Narben, Branding, Tats, Dreck – alles gleichzeitig auf Layern!) oder Waffen/Schmuck/etc. (zwei Objekte und mehr am selben Attachmentpunkt) braucht, für den ist das „Add“-Feature uninteressant. Der Rest freut sich.

    Der V3 ist für Anfänger um Längen einfacher zu bedienen, da er in seinem Browserähnlichen Aufbau vertraut wirkt und man die „tieferen“ Funktionen nach und nach entdecken und verstehen kann.

    Im Endeffekt ist es aber so, dass jeder selbst entscheiden kann, wie er SL erlebt. Von mir aus kann mich jeder als Ganzkörperalpha mit Dreiecken sehen, egal. Ich sehe mich richtig. Und mir gefällts. Und wenn´s den Dreieck-Sehern nichts ausmacht, können sie ja auch bei Gewohnten bleiben. 🙂

    1. Ja, das stimmt alles, nur: Umlernen müssen sie so oder so, und solange es nicht genug Zwang dazu gibt – den gibt es nicht, sie sagen sich „Wozu brauche ich das, das habe ich jahrelang nicht gebraucht, also was solls… da warte ich noch lieber!“ oder aber „Mesh/Layer/… ja schön und gut, aber – das alleine ist nicht gut genug, dass ich Umsteige!“, wird das auch nichts werden.

      Denn Linden Lab macht sich selber Konkurrenz durch die Community, welche munter alles Zeug zurück portiert auf die 1er-Basis und die so länger als es Linden Lab lieb sein dürfte am Leben erhält.

      Wäre es tatsächlich so, dass der V3 irgendein neues, bahnbrechendes Feature hätte, und nur er, dass viele gerne hätten, würden viele umsteigen.

      Es gibt in den USA einen lesenswerten Blog namens „Joel on Software“, darin bloggt der Geschäftsführer einer amerikanischen Softwarefirma über sein Metier und alle möglichen Themen, darunter auch Usability. In dem Post „Not just usability“ schreibt Spolsky darin darüber, dass Usability längst nicht alles ist. Wenn ein Programm ein Feature hat, das die Leute unbedingt wollen, dann kann es von der Usability her noch so grottenschlecht sein, es wird ein Hit werden. Als Beispiel führt da dazu die Napster-Anwendung an, die grottig war, aber ein Hit. Umgekehrt kann ein Programm alles richtig machen vom Standpunkt der Usability her, wenn der Zweck des Programms dergestalt ist, dass es niemand will, wird es floppen.

      So oder so ist für Spolsky aber die Grundregel guten Designs diese: „A user interface is well-designed when the program behaves exactly how the user thought it would.“

      Also kurz und knapp: ein Benutzerinterface ist genau dann gut konstruiert, wenn das Programm sich exakt so verhält wie der Benutzer meint dass es das tun sollte. Beim V2 war das nicht gegeben, langsam aber sind wir an dem Punkt.

  4. Ich bin jetzt seit zwei Wochen auf mesh-tauglichen Firestorm umgestiegen und mordsunglücklich. Die Performance ist ein Alptraum. Ich brauche fünfmal so lange um eine Textur hochzuladen, sogar der Abspeichern einer besch…. Notecard ist ein Geduldsspiel. Ich bin genervt, bewege mich wie ein Betrunkener durchs RP, Navigation kann man das gar nicht mehr nennen.
    Und das Beste: Mesh Kleidung rezzt nur auf niedrigster Auflösung, sobald ich es mal wage den Regler auf Mittel zu schieben, seh ich komische Formen an halbvorhandenen Avataren wie zuvor.
    Ganz ehrlich? Wenn das nicht besser wird und mir eine geniale Lösung einfällt, dann lieber wieder ohne Mesh und mit Uralt-Viewer.

    1. Also dann solltest du mal in der deutschen Supportgruppe nachfragen, vielleicht ist das ja ein bekanntes Problem, wie z.B. Treiber.

      Könnte aber auch sein, dass der Rechner einfach für SL zu schwach ist, so oder so, die können helfen und tun es gerne.

        1. Dann hast du damit auch schon dein Problem: das Macbook hat ziemlich sicher zu wenig Leistung für die aktuellen Viewer, je nachdem wie alt das ist.

          Linden Lab hat nämlich irgendwann begonnen, die Internas des Viewers in der Grafikengine von OpenGL 2.x auf OpenGL 3.x umzustellen; es wurden dadurch einige Arbeiten von der CPU auf die Grafikkarte verlagert.

          Eine genauere Erläuterung ist z.B. hier: http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:L6rvyckfr-AJ:www.slinfo.de/vb_forum/1339331-post83.html+&cd=2&hl=de&ct=clnk&gl=de

          1. Hehe, keine Ahnung, besser vorher mal testen…

            Wenn ich mir so anschaue, was in den Macbooks verbaut ist, dann sollte es ein Macbook Pro sein, denn das Air hat Intel HD 3000 Chipsatz, das ist für vieles zwar nett, aber für SL brauchts doch ein wenig mehr Wumms.

            Wenn, dann würde ich mir als Minimum das Macbook Pro für 1749 Euronen holen, denn erst das hat eine Grafikkarte von ATI verbaut, sofern es denn unbedingt Apple sein muss.

            Windows-Notebooks sind auch in Ordnung und da gibts ähnliche Grafikkarten verbaut schon für etliches weniger…

  5. Ich liebe mein Leben abseits von Fehlermeldungen und den üblichen Microsoft-Schmerzen und Nervenzusammenbrüchen. Dahinter geht kein Weg mehr zurück, glaub ich.

  6. … und dann war da noch die Tatsache, dass es z.Z. ausser Imprudence keine wirklich lauffähigen Viewer für Linux 64 bit Systeme gibt.

    1. Ja, da sollte man meinen, Linden Lab sei mal langsam dazu fähig so etwas auch zu backen, wo immerhin 64bit mehr und mehr Standard wird. Aber wir werden sehen… die Wege der Lindens sind unergründlich.

      Exodus ist noch als 64bit-Download (Large Adress Aware) verfügbar.

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