Gor- und Urban-RP im Konzeptvergleich

Momentan macht sich im deutschsprachigen Second Life ja zunehmend deutsches Urban-RP breit, und das erfolgreich. Im Vergleich dazu hat es das Gor-RP nicht so einfach, noch überhaupt zu begeistern.

Woher aber mag das kommen?

Schauen wir uns dazu doch einmal die Unterschiede zwischen beiden RP-Arten an:

  Gor Urban-RP
Zeitalter Fantasy (Gegenwart auf einem fiktiven Planeten) meist Gegenwart oder nahe Zukunft
Definition des Settings schwammig und widersprüchlich klar definiert
Kleidungsstil eingeschränkt und restriktive im Prinzip (fast) alles möglich, ohne das Setting zu verbiegen
Combat-Meter-Kampf fast überall möglich möglich (beispielsweise DCS2), aber auf deutschen Sims kaum verbreitet
externes Rollenspiel kommt oft vor, da sehr viele Sims selten, da die Grundgeschichte der externen Sim zur eigenen passen muss (beispielsweise in Orillia Beach nicht möglich)
Lernkurve für den Einstieg recht steil und holprig einfach bis moderat
„Furry-Diskussion“ nicht möglich kommt mitunter vor
Globale Rahmenhandlung meist nicht vorhanden meistens vorhanden
Erzählweise meist in sich abgeschlossene Episoden meistens durchgängiger Erzählbogen

 

Also alles in allem kein Wunder, das bessere Konzept setzt sich eben letztendlich durch. Gor hätte da nur eine wirkliche Chance, wenn man es quasi von Grund auf neu gestaltet.

17 Gedanken zu „Gor- und Urban-RP im Konzeptvergleich“

  1. Und was ist das bessere Konzept, Barth? Wenn man sich anschaut, wie lange die Sims existieren und wieviele Leute auf den Sims RP machen, dann würden wohl die Gor Sims gewinnen, wenn man den gesamten Traffic der letzten 5 Jahre vergleichen würde. Also wäre Gor das bessere Konzept, nicht?

    1. Die Urban-Sims jetziger Prägung sind eine recht neue Erscheinung, finde ich, daher kann man das in der Rückschau nur schwer vergleichen.

      1. Genau das meine ich. Gor gibt es schon lange, die meisten anderen RP Sims oder RP Themen sind kurze Modeerscheinungen, die oft schon bald wieder verschwinden.

  2. Als ich vor ca. drei Jahren für ein SL Magazin schrieb, gab es bereits deutschsprachiges Urban-RP. Allerdings war das ein komplett anderer Spielerkreis als Gor, während mittlerweile ziemlich viele aus Gor ab – und rüberwandern. Das Phänomen der Abwanderung ist unter Umständen neu, das Urban RP ist es nicht.

  3. Ich sehe in der Aufzählung der Merkmale ebenfalls keinen qualitativen Vergleich. Zu viele Punkte sind vom persönlichen Wunsch und Geschmack abhängig. Generell ist die Qualität des Rahmens für den Erfolg von RP wenig entscheidend – DSA geht nun in das 30. Jahr. Eine Spielwelt begünstigt oder behindert das Spielerlebnis bestenfalls ein wenig und selbst in diesen Fällen wird dies nicht von allen gleich empfunden. Maßgeblich ist vielmehr der Umgang der Spieler mit und innerhalb der Spielwelt. Und Gor ist schon im Denken darüber, nach welchen grundsätzlichen Regeln RP abzulaufen hat, völlig verfahren.

  4. Es fehlt noch ein wichtiger Punkt in Deiner Auflisting

    Abgrenzung zwischen IC und OOC:
    Gor: schwammig bis unerwünscht
    Urban: Klar definiert

  5. Bart, wie kommst du denn auf das schmale Brett mit der „meist in sich abgeschlossene Episoden“-Erzählweise beim Gor-RP?
    Es gibt doch unter den Gor-Spielern, die schon lange dabei sind, auch viele viele, die seit ewigen Zeiten eine kontinuierliche Charaktergeschichte haben. Teilweise etliche Jahre (reale Jahre meine ich hier), wenn diese Charaktere natürlich auch sehr viel mehr „rumgekommen“ sind als die meisten Goreaner es würden, wenn es Gor gäbe…

    Nur weil im letzten Jahr „Plot-RP“ so sehr in Mode war, heißt das ja noch lange nicht, dass es die Fraktion der „Alltags-RP-Liebhaber“ nicht mehr gäbe.

    Da hast du meiner Meinung nach einen etwas sehr selektiven Blick… vielleicht liegt es ja daran, dass Plot-RP in Blogs mehr vertreten ist und vielleicht auch mehr „her macht“?

    1. Äh, Johanna, eine Episode im RP hat immer einen Plot, bzw. klaren Handlungsstrang. „Alltags-RP“ ist ein Begriff, den es im Rollenspiel außerhalb von SL und vielleicht ähnlichen Plattformen (Pen & Paper, LARP, Play-by-Emai, Foren-RP, Chat-RP usw., selbst vielen MMO-RPs) in dieser Form gar nicht gibt.
      Die Diskussion, ob man RP ohne fortlaufende, sich entwickelnde Handlung, die nicht über die einzelne Charaktergeschichte hinausgeht, überhaupt als RP bezeichnen kann, würde außerhalb von SL und Ähnlichem vermutlich sehr einseitig verlaufen.
      Wenn man schon vergleichen möchte, dann sollte man zwischen Episoden-RP und Kampagnen unterscheiden, wobei es letzere in SL schon aus organisatorischen Gründen praktisch kaum gibt und wenn, dann in Kleingruppen.
      Hinzu kommt, dass ich Bart in dem Punkt „externes Rollenspiel“ widersprechen muss. Die Anzahl der verfügbaren Sims mit gleichem Hintergrund ist irrelevant, wenn meine Handlungen/Vorgeschichte auf Sim A keinerlei Bedeutung auf Sim B haben, was oft genug der Fall ist und selbst die erwähnte eigene Charaktergeschichte aushebelt, von übergreifenden Handlungssträngen ganz zu schweigen.

  6. Darüber, dass die Fraktion „wir bestellen Tee oder Paga und reden übers Wetter auf Gor“ ausstirbt braucht man sich meiner Meinung nach keine Sorgen machen. Es entspricht dem kreativen und intellektuellen Leistungsvermögen von ca. 85% aller aktiven Spieler genauestens.
    Übrigens sieht es im Urban RP in weiten Teilen nicht anders aus. Nur bestellt man da Burger und Pommes und hockt nicht auf einem Kissen, sondern an der Bar.

    Fasst man den Begriff Rollenspiel weit, dann reicht „Vater, Mutter, Kind“ (übertragen: Frau, Mann, Kajira) zu spielen völlig aus. Insofern fällt das, was gemeinhin in SL betrieben wird, für mich schon noch unter Rollenspiel im weiteren Sinne. Ob man das als abendfüllende spannende Unterhaltung sieht, ist eine andere Frage.

    Ich glaube z.B. dass es den Teetrinkern ohne den Klatsch und Tratsch der Handlungs-Spieler auch ein bißchen fad werden würde. Ich meine, über irgendwas muss man ja reden. Sonst sind das mehr so semi-afk-Sitzkreise mit Anwesenheitsanschein und alle lauern an sich drauf, dass jetzt mal was passiert.

    1. Wunderbar Nea…ich liebe Arroganz. Schön, dass du zu den 15% gehörst, die nicht so ein eingeschränktes kreatives und intellektuelles Leistungsvermögen haben, dadurch reduziert sich die Gefahr, dich in dem Nicht-RP “wir bestellen Tee oder Paga und reden übers Wetter auf Gor” zu treffen.
      Ich habe ein mal den Fehler gemacht in Turmus mit einer eigenen Idee aufzutauchen und bin mit meinem intellektuellen Leistungsvermögen dort natürlich abgeblitzt. Daraus habe ich gelernt…nur mit den Minderbemittelten aus meinem Umfeld weiter zu spielen. Dort muss ich nicht immer nach oben schauen…das macht mir Nackenschmerzen.

      Ehrfürchtige Grüße
      Val

  7. Deine Zusammenstellung ist ziemlich willkürlich und subjektiv, Barth. Die Qualitätsunterschiede zwischen Rollenspielsims ergeben sich nicht aus dem Thema der Sim, sondern aus den Spielern, die dort spielen. Qualität meine ich jetzt nicht im Sinn von besser oder schlechter, sondern in der Art des Rollenspiels. Manche Sims machen einfaches Alltags RP und dazu braucht es die passenden Spieler, die das gerne machen. Ich kenne Gor Sims, wo das gemacht wird, aber auch Urban Sims. Bei den einen besteht der Alltag aus der täglichen Servierrunde in der Taverne und bei den anderen in der täglichen Orgie im Hinterhof – beides wird Tag für Tag routinemässig abgehandelt und liest sich in den entsprechenden Blogs so spannend wie das Telefonbuch.
    Man mag über Gor denken was man will, aber eines fällt mir auf: Auf kein anderes Thema wird in den deutschen SL Blogs so stark reagiert wie auf Gor. Wenn ich mehr Klicks haben will in meinem Blog, dann muss ich nur im Titel das Wort Gor verwenden und dieser Post wird mindestens dreimal so oft angeklickt wie andere Posts. Gor weckt also offenbar mehr Emotionen bei den Menschen als andere Themen und das ist schon mal eine gute Grundlage für das Rollenspiel, finde ich.

    1. Sicher ist meine Zusammenstellung rein subjektiv. Es gibt nunmal keine allgemeinverbindlichen, rein objektiven Gütekriterien, nach denen man Rollenspiele wirklich neutral und sinnvoll bewerten könnte. Damit ist schon Cori ständig auf die Schnauze geflogen, als sie noch Sims nach ihrer Punkteskala bewertet hatte.

      Jeder definiert gutes Rollenspiel für sich anders und das wird sich auch niemals wirklich ändern.

      1. Stimmt – und das ist ja auch gut so. Wenn alle das Gleiche gut finden würden, dann wäre bald alles normiert und starr und furchtbar langweilig!

      2. Natürlich gibt es ein allgemeinverbindliches, rein objektiven Gütekriterium, nach denen man Rollenspiele wirklich neutral und sinnvoll bewerten kann, auch als Außenstehender: Solange es allen Beteiligten Spaß macht, machen sie es richtig.
        Rollenspiel kann nur mit Gruppenkonsens funktionieren. Der Fehler bei der Bewertung liegt meist darin anzunehmen, dieser müsste allumfassend sein (was utopisch ist) und vor allem dem eigenen entsprechen.
        Wie du schon sagtest, was das angeht kann man nur seine rein subjektiven Kriterien heranziehen. So eine persönliche Prioritätenliste ist trotzdem nicht schlecht, denn dann kann man von vorne herein bestimmte Sachen abklären und vergleichen und wird hinterher nicht enttäuscht.

  8. Ach ja… wie schön, dass ich mal wieder Gelegenheit zum Bashen von „Alltags-RP“ geboten hab.

    Alltags-RP ist in meinem Verständnis weit mehr als die Runde in der Taverne, im Teehaus oder im Langhaus… Alltags-RP ist einfach Zusammenleben, kleine und große Ereignisse, Zusammenspiel verschiedenster Charakter mit den dazugehörenden kleinen und großen Missverständnissen, Animositäten, charakterlichen oder temperamentlich/psychologischen Unverträglichkeiten und Nachbarschafts-/Gefährtenschafts-/Verwandtschafts- oder Clan“schafts“-Streitigkeiten/Verwirrungen/Seilschaften/Verbündungen/Hassbeziehungen. Und all dies wird natürlich durchzogen von Reisen(den), Überfällen, Handelsbeziehungen, eben Einflüssen von und nach außen, die dann auch wieder Wendungen und Umschwünge im Clan/Dorf und dem heimischen RP bringen.

    Vater/Mutter/Kind/Sklavin-RP, Tee/Paga/Metrunden etc. sind da die Möglichkeiten, bei dem die Charaktergeschichten weitergehen können, oder wo Dinge vor- oder nachbereitet werden.

    Aber dazu gehört, dass man auch mal ein bissel Langeweile aushält. Genau wie im richtigen Leben… Wer halt aus ist auf „Menschen, Tiere, Sensationen“ jeden Tag, der ist viel zu ADHS-mäßig dabei, um es bei uns auszuhalten, klar…

    Lasst uns doch unsere Art, für eure findet ihr ja auch immer wen, der euch eine Sim für ein Vierteljahr bereitstellt und mitspielt.

    1. Sagen wir es mal so – für Alltag braucht man kein Rollenspiel. Andererseits beinhaltet deine Aufzählung Dinge, die (hoffentlich) nicht und schon gar nicht in der Gor-üblichen Form zum Alltag eines Spielers gehören. Was du da beschreibst, ist mehr oder weniger die Rahmenhandlung. Das Problem ist, denke ich, dass im freien, öffentlichen Raum zu wenig Leute in der Lage sind dies in ihrem Spiel zu unterscheiden und abzugrenzen.

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