Rollenspiel als Ware

Rollenspiel ist ein Second Life eine Ware, ein wenn auch gemeinsam erarbeitetes Produkt. Ein Großteil der Spielerschaft gehört der normalen, arbeitenden Bevölkerung an und hat dementsprechend wenig Zeit, um sich mit Rollenspiel in Second Life zu unterhalten.

Für Rollenspiel wird auch immer geworben. Es geht darum, eine gewisse Kernmannschaft anzulocken, Bewohner, die mitspielen und Miete zahlen, auch das entspricht dem Charakter einer Ware.

Diese Faktoren führen dazu, dass viele Spieler an Rollenspiel mit der Erwartung eines Fernsehzuschauers herangehen: ich will unterhalten werden, sobald ich die Kiste einschalte und da bin! Und wehe, wenn das nicht immer der Fall ist, dann werden sie frustriert bis wütend, weil sie keinen Anteil am Spiel haben.

Eine mögliche Folge dessen ist die Zuwendung hin zu Combat-Capture-Roleplayelementen. Das ist leicht durchführbar und geht immer. Wenn man kein Spiel findet, dann greift man einfach jemanden an und der Abend ist schon gerettet. Pech nur, wem das auf Dauer zu eintönig wird.

Eine weitere, mögliche Folge ist auch, dass man sich früher oder später anderen Betätigungsfeldern zuwendet. Warum auch nicht.

Nur selten aber führt es zu der Einsicht, dass man im RP beides ist, sowohl Sender als auch Empfänger und es ein gemeinsamer Prozess ist. Ebenso selten führt es zu der Einsicht, dass man nicht ständig auf Rundumsorglos-Unterhaltung hoffen darf, nur weil man gerade jetzt da ist und spielbereit ist. So funktioniert die Sache nun mal nicht.

Mitunter muss man längere Durststrecken durchstehen können und vor allem dazu bereit sein, doch diese Bereitschaft fehlt auch vielen eben total. Auch kann man nicht erwarten, sofort in eine bestehende Gruppe als Neuling integriert zu werden. Auch dies ist der begrenzten Zeit geschuldet, viele haben eben ihre diversen Plots am Laufen und jemand Neuen darin direkt zu integrieren oder auf ihn zuzugehen dauert dann mitunter etwas.

Natürlich kann man auch nur bis zu einem gewissen Grad auf gleichzeitig anwesende Personen reagieren. Mehr als zwei Konversationen gleichzeitig zu folgen wird für viele eben schon schwer und so kommt es dann auch oft ins Stocken.

Viele wollen ihr Spiel auch vollkommen selbst bestimmen, nach dem Motto „Wenn ich schon dafür zahle, dann möchte ich nur mir genehme Sachen erleben.“ So aber berauben sie sich auch vieler Möglichkeiten.

Kurz und gut, viele Probleme und Frustration ums Rollenspiel rührt einfach daher, weil es oft nur als Ware, aber nicht gemeinsam erarbeitetes Werk verstanden wird. Erst wenn sich diese Denke grundlegend ändern sollte wird es in mancherlei Hinsicht entspannter und allgemein besser.

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