Gruppen, die die Welt nicht brauchte…

Mir war heute ein wenig kreatief zumute und so schuf ich eine neue Gruppe in Second Life. Und hier ist der Link: KLICK!

Meine kleine Sinnlosgruppe hört auf den schönen Namen „Ich bin zu alt fuer diesen Mist!“ und wer beitritt, der bekommt den formvollendet-wunderschönen Tag „Zu alt für den Mist“ kostenlos dazu. Überhaupt ist die Gruppe total kostenlos und dient sonst keinem weiteren Zweck. Yeah, die Welt ist bunt!

Ach ja, das ist dann noch die Charta:

Wir allen kennen das: die Welt um uns herum scheint manchmal nur noch aus lauter Deppen, Vollidioten und sonstigem Hirnschlamm zu bestehen, der sich gegen einen verschworen hat um einem endgültig den allerletzten Nerv zu rauben!

Am Liebsten würde man dann nur noch „Ich bin zu alt für diesen Mist!“ sagen und weggehen. Hier ist nun der Tag dazu!

High Noon in Talbot oder: der Memoiren 3. Teil

Die alles entscheidende OOC-Sitzung

Die OOC-Sitzung vom 15. Januar 2009.

Am Donnerstag, den 15. Januar 2009 war zur alles entscheidenden OOC-Sitzung eingeladen worden (wer es ganz genau mag, kann sich die längliche Einladung, die zugleich als virtuelle Tischvorlage diente, hier in Ruhe bei Google Docs nachlesen). Die wichtigsten Ideen waren bereits bekannt, teilweise wurde schon eifrig vorgebaut und auch zur Finanzierung gab es vor allem die Idee des Solidaritätsprinzips, was blieb uns auch anderes übrig? Es hatte im Dezember schon mal mehr als gut geklappt, wieso sollte es nicht auch für den Februar 2009 und darüber hinaus klappen?

Es ist und blieb eben das Prinzip Hoffnung, auf das man setzte. Wäre das Geld nicht zusammengekommen, dann hätte die Besitzerin spätestens nach dem kommenden Sonntag die Sim zum Verkauf ausgeschrieben gehabt.

Die Sitzung startete mit 21:30 Uhr unter der Woche recht spät, aber das war Absicht, da ja auch genügend Spieler Familie/Arbeit und somit besseres zu tun hatte, als schon direkt um 19 Uhr sich vor den Kasten zu hocken. Aber für die Dauer sollte die Sitzung dann doch recht lange dauern, und es wurde auch richtig zäh, da es ums Ganze ging. Damit man auch wirklich unter sich ist und nicht gestört wird, fand die ganze Sitzung in einer dafür eigens errichteten per Teleporter erreichbaren Skybox statt. Keiner ahnte wohl zu Beginn, dass diese Sitzung gute vier Stunden dauern wird.

Und sie kamen wirklich alle: die Simbesitzerin Saba Collas, der Schatzmeister Diabolus, die Heilerinnen Vicky und Opalja, Admiral Gerd, Commander Mart samt seiner Gefährtin Fröschchen, Skip der Schmied, der schon damals ein starkes Faible für Sculpties hatte (und heute seinen eigenen, sehenswerten Sculptieladen hat), Lucivar der Krieger, Gino der Stadtschreiber, der Baumeister samt Kajira, die Event-Planerin und und und… an alle kann ich mich unmöglich noch erinnern.

Als ich die Sitzung eröffnete, führten wir zuerst als Procedere und um es in der kurzen Dauer durchzukriegen, eine Meldeliste ein. Jeder, der etwas sagen wollte, sollte zuerst nur „@“ sagen und kam dann (meistens) nach der Reihe nach dran.

Nach kurzem Vorgeplänkel landeten wir direkt auch schon bei der Finanzierung und diskutierten diese. Es machte ja schließlich keinen Sinn, groß über Rollenspiel und sonstige Dinge zu diskutieren, wenn dafür kein tragfähiges Fundament dafür da ist.

Die geplante Lösung dazu sah folgendermaßen aus: die Sim sollte an Diabolus kostenfrei überschrieben werden, Saba wollte sie schnellstmöglich loswerden und wirklich verschenken. Diabolus wollte dafür einen neuen Avatar samt Paypal-Konto einrichten einrichten, und jeder Spieler hätte seine monatliche Spielgebühr über einen Button auf einer Webseite einzahlen können. Soweit sah die Idee aus.

Es geht ans Eingemachte…

Die alten Kriegerwohnungen in Talbot.

Bei Geld hört die Freundschaft auf, so sagt man ja. Immer, wenn es daran geht, wirklich Zahlemann und Söhne machen zu müssen, werden die Diskussionen lang und länger, so war es auch hier gewesen. Saba erzählte zuerst, wie sie sich die Simübergabe vorstellte und Diabolus sein Paypal-Zahlungsmodell. Ebenso wurde berichtet, wann die Lindens genau das Geld im Voraus abbuchen und was passieren würde, wenn mal nicht genügend Geld eingegangen wäre. Zudem wollte Saba alle Prims, die noch ihr gehörte, soweit möglich an Diabolus verkaufen, so dass er die völlige Gewalt über die Sim hätte.

Eine kurze Idee war es, jemanden zu finden, der als Unternehmer die Umsatzsteuer ausweisen kann, aber das wurde schnell wieder verworfen.

Dann ging es endgültig ans Eingemachte, nämlich darum, wer eigentlich wirklich bereit wäre, zu zahlen und in welchem Masse er das leisten könne. Bei damals noch etwa 15 Spielern hätte man grob 14,5 Personen gebraucht, die jeden Monat 20 Euro bezahlen. Und ab da wurde es dann richtig interessant.

Einige wollten, dass es eine öffentliche Liste gibt, wer wieviel bezahlt – andere wollten eben genau das nicht. Das ganze Modell kam uns sehr wackelig vor, man hätte sich so von Monat zu Monat gehangelt, was auch der Realität entsprochen hätte. Glücklich waren wir alle nicht damit gewesen, aber es zeichnete sich zu dem Zeitpunkt eben auch keine bessere Lösungsmöglichkeit ab. Zu dem Zeitpunkt lagen die monatlichen Mieteinnahmen der Sim bei ca. 57.000 L$, also lag die noch aufzubringende Summe bei ca. 45.000 L$ plus evtl. ein kleines Finanzpolster für schlechtere Tage.

Hochgerechnet kamen wir als Mindestmietpreis auf 7,33 L$ pro Prim im Monat. Darunter Land anzubieten wäre glatter finanzieller Selbstmord gewesen.

Parallel zu der Diskussion meldeten sich die Spieler bei Dia in IMs mit den Beträgen, die sie monatlich zu zahlen in der Lage bereit wären. Von Anfang an signalisierte Dia mir dabei in regelmäßigen Wasserstandsmeldungen, dass die sich abzeichnende Tendenz düster aussieht, und der nötige Mietbetrag bei diesen Beträgen (die ich nie zu Gesicht bekam, wieso auch?) niemals zusammen kommen würde, also die Sim im Februar 2009 spätestens aus Gor weg gewesen wäre.

Knapp zwei Stunden nach Beginn der Sitzung ließ dann Dia auch die Bombe platzen und sagte, er lehne es ab, das Risiko einzugehen, da die ihm bisher genannten Beträge niemals auch nur annäherungsweise dafür ausreichen würden, die Miete zu bestreiten. Natürlich kam diese Botschaft nicht gut an, und es wurde munter weiter diskutiert, schließlich ging er einen Kompromiss in der Form ein, dass sich noch bis zum kommenden Sonntag die Leute weiter bei ihm mit neuen Geldzusagen melden könnten und dann würde er entscheiden. Damit konnte dann die Mehrheit zumindest beruhigter schlafen.

Einige waren auf einmal bereit, um den Februar zu retten, auch größere Einmalzahlungen zu leisten. So oder so, es reichte aber nicht und wurde ein wenig hektisch, und dünnte sich auch langsam aus.

Es kam auch die Idee, Saba doch noch zu überreden, weiterhin die Besitzerin zu spielen und dass die Spielerschaft doch kräftigst Geld zuschiessen würde, um die Sim zu erhalten. Das aber hatte sie im Vorfeld schon abgelehnt gehabt.

Es zeigte sich schlicht und einfach, dass eine solche Simfinanzierung viel zu wackelig gewesen und schlichtweg nicht machbar gewesen wäre. Es kam die Idee auf, es wie in Carima zu machen, aber mit 15 Leuten wäre auch das absolut illusorisch gewesen.

Als alternative Idee kam auf, wenn man schon die Sim nicht halten kann, zumindest sich als Gruppe irgendwo eine Parzelle zu mieten und dort weiterzumachen – oder eine Homesteadsim zu nehmen. Aber so richtig wollte das dann zu der späten Stunde keiner mehr wirklich in Angriff nehmen.

Als ich dann nach drei Stunden Sitzung diese schloss, passierte das vollkommen Unerwartete: unter uns weilte schon die ganze Zeit in Kajiraform unser Nichtretter, und dieser offenbarte sich in einem Dramenauftritt, der sich gewaschen hatte!

Die überraschende Offenbarung, oder: unser Nichtretter watscht uns alle ab…

Der Nichtretter war dabei eine Spielerin gewesen, die eine besonders nette, weich lächelnde Kajira gab. Sie sollte vor allem goreanische Events aus dem Hut zaubern und war seinerzeit dafür von Saba angeworben worden. In der kurzen Zeit nach meiner Wahl bis zur OOC-Sitzung zeichnete sie sich vor allem dadurch aus, dass sie mir gegenüber keine eigene Meinung formulieren wollte/konnte und mit ihrer Meinung ständig hinter dem Berg hielt.

Meine Fresse, das änderte jetzt aber nach Sitzungsende radikal, die Hälfte der Leute war schon gegangen, da lederte sie auf einmal so richtig derbe los.

Ihr Drama begann damit, dass sie ankündigte, Talbot zu verlassen. Gut, das alleine interessierte noch keinen noch wäre das was besonderes gewesen, sie war nicht lange dabei gewesen, es war ein sinkendes Schiff, die Äußerung war verständlich.

Dann meinte sie, Talbot sei tot, es ginge schon seit Wochen den Berg ab. Dass es schon längere Zeit bergab ging, war wirklich keine bahnbrechende Erkenntnis noch neu, und dass es zu dem Zeitpunkt schon eine halbe Leiche gewesen ist, auch nicht Aber es kam noch besser, denn dann sagte sie, was ihr wirklich missfiel, und um es kurz zu machen: wir hatten eine äußerst gekränkte Künstlerseele vor uns!

Sie sei ja mit großen Plänen hergekommen gewesen, wollte ein besonderes Gor schaffen, aber inzwischen sei ihr alles viel zu kleinkariert wie in einem Kaninchenzüchterverein und dafür gäbe sie kein Geld aus. Mit kleinkariert war übrigens ich gemeint, das sagte sie auch unumwunden offen, damit jeder Bescheid weiß, was die Stunde geschlagen habe.

Dann kam als Höhepunkt des Dramas die Offenbarung: sie hätte locker das Geld, die Sim zu übernehmen und auch zu finanzieren, aber wofür bitte solle sie denn monatlich so viel Geld ausgeben, was es woanders in Gor besser gäbe? Vor ihrem Urlaub wäre noch Feuer da gewesen, aber dies sei nicht mehr da, Während sie so weiter ihre Reden schwang sagte ich ernst gemeint nur, dass ich nicht an dem Posten kleben würde und wenn jemand meint, es besser zu können, könne er es gerne probieren.

Jedenfalls der höchst dramatische, selbstgerechte und thetralische Dialog von ihr lief ununterbrochen weiter, und oh Wunder, das Orakel in Form unseres Nichtretters hatte auf einmal doch eine Meinung, die es nun auch äußerte. Diese war kurz gesagt diese: die Leute wären im Laufe der Zeit immer fader und fader geworden, bis letzten Endes als Höhepunkt dieser Entwicklung ich aufgetaucht gewesen wäre, und zu allem Überfluss wollte ich ja auch so etwas schreckliches wie OOC-Parties einrichten. Seitdem sei ich für unseren Nichtretter tot gewesen.

Ihre Gardinenpredigt ging in der Form dann munter weiter, und des gekränkten Künstlerseelchens Hauptproblem war, dass ich alles kaputt machen würde, unfähig zu strukturiertem Denken sei (den Vorwurf hatte ich davor und danach nie mehr in meinem Leben gehört), keine Visionen hätte, die die Leute mitreissen würden, sondern eben Vereinsmeierei betreiben, sie sei seit über einem Jahr bei Ubaren und Administratoren gewesen, und ich sei der schlechtest Admin ever, den sie jemals erlebt habe.

Kurz und gut, es war der selbstgefällige Auftritt einer Dramenqueen, wie er im Buche stand, und keiner der sonst noch anwesenden Personen war mit ihr einer Meinung. Ich meine, was für Visionen soll man auch schon groß entwickeln können, wenn es erst einmal darum geht, den Fortbestand der Sim an sich innerhalb von weniger als einer Woche zu retten. Da muss man eben Prioritäten setzen und eines nach dem Anderen abarbeiten. Wir hatten ja diverse Ideen bereits durchdacht und diese in der Einladung auch mitgeteilt gehabt, aber die Diskussion über die Simfinanzierung war einfach wichtiger.

Es war denn auch schon gegen 1 Uhr gewesen, also Zeit genug, schlafen zu gehen. Aber es sollte dann am nächsten Tag noch besser kommen.

Wie im antiken Theater: Deus ex machina!

Am Freitag morgen dann kam es zu einer faustdicken Überraschung: es gab von Saba in der Talbotgruppe eine Mitteilung, dass sie einen Käufer für die Sim gefunden hätte, der sie in der Form erhalten wolle. Es handelte sich dabei um einen alten Freund von ihr, der bisher auf einer Nachbarsim eine Burg bewohnte und es sich leisten konnte, die Sim zu übernehmen.

Bisher war er nicht wirklich stark im Spiel in Erscheinung getreten, und nun kaufte dieser uns allen doch recht unbekannte Graf die Sim Talbot. Alle waren zuerst einmal erleichtert, dass die Sim nun weiter Bestand hat – zumindest ließ die Gruppenmitteilung daran keinen Zweifel. Tatsächlich bestand sie unter der Eigentümerschaft des Grafen noch bis Mai 2010.

Andererseits aber war nun eine große Ungewißheit da: wer ist der Graf, was will er, was ändert sich? Also wurde schnellstens eine nächste OOC-Sitzung am Sonntag, den 18. Januar 2009, anberaumt, die nur ein Ziel hatte: sich gegenseitig kennenzulernen. Doch dazu dann später mehr.

Vier Jahre in SL

Inzwischen habe ich ja nun in Second Life vier Jahre auf dem Buckel und gehöre damit zu der kleineren Anzahl von Deutschen, die vor dem großen Hype bereits in Second Life anfingen. Die Mehrzahl fing in der ersten Jahreshälfte 2007 an. Oh Junge, und was habe ich da nicht alles erlebt… manches passiert stetig und immer wieder, andere Sachen blieben einzigartig.

Als ich im September 2006 anfing war gerade die Aufregung um den ersten bekannten Copybot riesig. Die Befürchtungen bezüglich des Schadens an der Wirtschaft waren riesig, das was damals Linden Lab unternahm war vielen wie so oft zu wenig und die ersten „Copy Bot Protectors“ schossen wie Pilze aus dem Boden. Diese Dinger funktionieren schon längst nicht mehr, inzwischen ist der Bot mit dem Viewer verschmolzen, wer sie noch einsetzen sollte, der nervt damit nur unnötig seine Kundschaft. Flexi Prims gab es übrigens damals schon.

Damals gab es auch noch öffentlich einsehbare Bewertungen über das Sozialverhalten eines Avatars im Profil, sowohl positive als auch negative. Eine Bewertung kostete dabei 10 L$. Zuerst wurden die negativen Bewertungen abgeschaltet, im April 2007 dann alle Bewertungen ersatzlos gelöscht.

Diese Aufregung bekam ich mehr nur am Rande mit, Second Life war damals noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Ideen gewesen, schon damals war es riesig, aber auch noch solidarischer, familiärer und nicht so ganz auf Konsum ausgerichtet wie es heute ist. Damals entstanden Freundschaften, die teilweise bis heute anhalten, Freunde sind dabei Wegbegleiter auf dem Weg, den man geht, manche kommen und gehen während andere an deiner Seite bleiben.

Die nächst größere Aufregung, die damals durch Second Life schwappte, ist dann die Erhöhung der Tier für private Sims von 195 US$ auf 295 US$ gewesen. Glücklich waren diejenigen, die eine Sim schon besassen oder eine grandfathered Sim mieten konnten, der Rest kam erst einmal gehörig ins Schwimmen, da viele Kostenkalkulationen einfach vorne und hinten nicht mehr stimmten. Begründet wurde dies damals mit der Einführung der nächstbesseren Generation an Serverhardware, der berühmten Class 5.

Dann kam im Januar 2007 mit einem Knall die Offenlegung des Sourcecodes für den Viewer unter der GPLv2. Lange Zeit trug diese Maßnahme keine Früchte, der erste Viewer, der wirklich einigemaßen Sinn machte waren neben der Nischenanwendung RLV von Marine Kelley die Nicholaz Beresford Edition, die viele offene Fehler des damaligen Standardviewers behob. Nicholaz entwickelt schon lange nicht mehr, zwischendurch gab es dann auch noch die Dale Glass Edition und vieles andere mehr, bis sich erst nach über zwei Jahren ab Mitte 2009 der Greenlife Emerald Viewer anschickte, erstmals wirklich als alternativer Viewer eine immer und immer wichtigere Rolle zu spielen. Dazu kam, dass Linden Lab es einfach mit dem Viewer 2.x in den Augen vieler alteingessener Benutzer eindeutig verkackt hat und die meisten Benutzer lieber die althergebrachte Benutzeroberfläche beibehalten wollen.

2006 und 2007 waren auch noch die Zeiten, als für ein Update des Grids dieses regelmäßig runtergefahren wurde. Der Rolling Restart wurde erst später erfunden, so blieb dann je nach Großwetterlage des Grid mindestens 4 Stunden oder sogar länger geschlossen, manchmal aber auch wurde das Update wegen eines Fehlers gleich ganz verschoben.

Schon als ich anfing gab es die ewigen Kassandrarufer, die behaupteten, Linden Lab würde die nächsten Monate nicht überstehen, der ganze Landmarkt sei eine riesengroße Blase und vor allem sei Linden Lab ein einziges Schneeballsystem. Für eine Firma, die so oft tot gesagt worden ist wie Linden Lab, hat diese jedenfalls eine beachtliche Zeit der Existenz bereits hinter sich.

Dem damaligen Run aufs Land tat das keinen Abbruch, im Gegenteil. 2006 und vor allem 2007 kam Linden Lab seinerzeit mit dem Liefern des Landes kaum nach, weil die Hardware nicht so flott kam, wie sie es sich wohl dachten. Das sorgte dafür, dass vor allem bei Mainlandregionen diese teilweise für 2-4000 US$ über den Ladentisch gingen, Preise, die heute undenkbar geworden sind, da Land inzwischen keinen hohen Wert mehr hat.

Nach der Offenlegung des Sourcecodes war der nächstgrößere Aufreger eindeutig das Verbot der Banken in Second Life, Anlaß war dazu die Ginko-Bank. Dieses sorgte für mächtigen Ärger, war aber letzten Endes doch der richtige Schritt gewesen.

Kurz nach den Banken wurde dann in world bis auf komischerweise Zyngo und die Sploder jedwedes Glücksspiel verboten und alle Casinos mehr oder weniger dem Erdboden gleichgemacht. Das war ein schwerer Schlag für die Wirtschaft gewesen, der Hintergrund ist wohl die US-Gesetzgebung, und Zyngo lässt mal als kontrolliertes Outlet wohl weiter zu.

Ab Mitte 2007, als der wirkliche Boom einsetzte und auch Firmen en masse nach Second Life drängten, würde Linden Lab vom Erfolg überrannt und das Grid kam mit der Entwicklung nicht mehr nach. Die Folge waren massive Ausfälle, eine große Unzufriedenheit und sorgten letzten Endes dafür, dass Philip Rosedale durch den glücklosen Mark Kingdon ersetzt wurde. Kingdon richtete fortan Linden Lab als Firma neu aus und nahm verstärkt Firmenkunden ins Visier, wobei er aber auch die Infrastruktur ordentlich ausbauen ließ, damit diese besser skaliere und zuverlässiger arbeite.

2007 wurde als große Neuerung auch Windlight eingeführt, was nichts anders als eine realistischere Himmelsgestaltung ist. Linden Lab kaufte dafür eine kleine Firma auf. 2008 kam als wirklich große Neuerung bei der Gestaltung die Einführung der Sculpted Prims oder kurz liebevoll genannt Sculpties, die eine bis dato ungekannte Qualität des Bauens ermöglichten sowie die Einführung von Voice durch den externen Anbieter Vivox, für mich nach wie vor einer der größten Fehler überhaupt.

Der nächste große Klopser war dann Mitte 2008 die Openspaces Sims gewesen. Linden Lab schuf, ob gewollt oder nicht, einen Kassenschlager und wurde vom Erfolg überrannt. Angeblich erzeugten diese Sims mehr Kosten als sie Gewinn einbrachten, und deswegen zogen sie dann Mitte 2008 den Stecker. Die Leistungen einer solchen Sim wurden ordentlich runtergeschraubt, die Preise dafür erhöht und damals wurde viel Vertrauen zerstört, das bis heute nicht mehr wieder nachgewachsen ist. Linden Lab gilt seitdem bei vielen als extrem unzuverlässiger Geschäftspartner, der unberechenbar oft genau das tut, was ihm nutzt, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Geschichte von Second Life jedenfalls ist voll davon.

Im Frühjahr 2010 wagte dann mit der Veröffentlichung des Viewer 2.0 Linden Lab einen radikalen Schnitt – man verabschiedete sich von der alten Benutzerführung. Während die technischen Leistungen des Viewers grundsolide sind, können sich die meisten alten Benutzer damit nicht anfreunden und meiden ihn wie die Pest. Im September 2010 wurde beim externen Viewer Emerald der Stecker gezogen, eine Maßnahme, die Linden Lab in der Strenge bisher nur selten durchführte.

Kingdon selber bemühte sich zwar redlich, die Firma zu diversifizieren, scheiterte aber daran. Letztendlich wurde er durch seinen Vorgänger ersetzt. Was dieser bringen wird, muss sich noch zeigen, momentan ist Linden Lab mal wiedewindlightr im Wandel begriffen, das einzig gute ist, dass die Firma wieder verstärkt auf ihre Kunden hört.

Wohin Linden Lab segeln wird, das muss sich zeigen, momentan stehen die Zeichen auf Stagnation bis hin zur Rezession, aber wenn sich die Firma gescheit anstellt, ist noch alles möglich und machbar. Hoffen wir mal das Beste, das Klima ist rauer geworden und die Pionierzeiten sind schon lange, lange vorbei. Entweder wird sich Second Life behaupten können oder irgendwann den Gang vieler Dinge gehen und aufhören zu existieren.