Die alles entscheidende OOC-Sitzung

Die OOC-Sitzung vom 15. Januar 2009.

Am Donnerstag, den 15. Januar 2009 war zur alles entscheidenden OOC-Sitzung eingeladen worden (wer es ganz genau mag, kann sich die längliche Einladung, die zugleich als virtuelle Tischvorlage diente, hier in Ruhe bei Google Docs nachlesen). Die wichtigsten Ideen waren bereits bekannt, teilweise wurde schon eifrig vorgebaut und auch zur Finanzierung gab es vor allem die Idee des Solidaritätsprinzips, was blieb uns auch anderes übrig? Es hatte im Dezember schon mal mehr als gut geklappt, wieso sollte es nicht auch für den Februar 2009 und darüber hinaus klappen?

Es ist und blieb eben das Prinzip Hoffnung, auf das man setzte. Wäre das Geld nicht zusammengekommen, dann hätte die Besitzerin spätestens nach dem kommenden Sonntag die Sim zum Verkauf ausgeschrieben gehabt.

Die Sitzung startete mit 21:30 Uhr unter der Woche recht spät, aber das war Absicht, da ja auch genügend Spieler Familie/Arbeit und somit besseres zu tun hatte, als schon direkt um 19 Uhr sich vor den Kasten zu hocken. Aber für die Dauer sollte die Sitzung dann doch recht lange dauern, und es wurde auch richtig zäh, da es ums Ganze ging. Damit man auch wirklich unter sich ist und nicht gestört wird, fand die ganze Sitzung in einer dafür eigens errichteten per Teleporter erreichbaren Skybox statt. Keiner ahnte wohl zu Beginn, dass diese Sitzung gute vier Stunden dauern wird.

Und sie kamen wirklich alle: die Simbesitzerin Saba Collas, der Schatzmeister Diabolus, die Heilerinnen Vicky und Opalja, Admiral Gerd, Commander Mart samt seiner Gefährtin Fröschchen, Skip der Schmied, der schon damals ein starkes Faible für Sculpties hatte (und heute seinen eigenen, sehenswerten Sculptieladen hat), Lucivar der Krieger, Gino der Stadtschreiber, der Baumeister samt Kajira, die Event-Planerin und und und… an alle kann ich mich unmöglich noch erinnern.

Als ich die Sitzung eröffnete, führten wir zuerst als Procedere und um es in der kurzen Dauer durchzukriegen, eine Meldeliste ein. Jeder, der etwas sagen wollte, sollte zuerst nur „@“ sagen und kam dann (meistens) nach der Reihe nach dran.

Nach kurzem Vorgeplänkel landeten wir direkt auch schon bei der Finanzierung und diskutierten diese. Es machte ja schließlich keinen Sinn, groß über Rollenspiel und sonstige Dinge zu diskutieren, wenn dafür kein tragfähiges Fundament dafür da ist.

Die geplante Lösung dazu sah folgendermaßen aus: die Sim sollte an Diabolus kostenfrei überschrieben werden, Saba wollte sie schnellstmöglich loswerden und wirklich verschenken. Diabolus wollte dafür einen neuen Avatar samt Paypal-Konto einrichten einrichten, und jeder Spieler hätte seine monatliche Spielgebühr über einen Button auf einer Webseite einzahlen können. Soweit sah die Idee aus.

Es geht ans Eingemachte…

Die alten Kriegerwohnungen in Talbot.

Bei Geld hört die Freundschaft auf, so sagt man ja. Immer, wenn es daran geht, wirklich Zahlemann und Söhne machen zu müssen, werden die Diskussionen lang und länger, so war es auch hier gewesen. Saba erzählte zuerst, wie sie sich die Simübergabe vorstellte und Diabolus sein Paypal-Zahlungsmodell. Ebenso wurde berichtet, wann die Lindens genau das Geld im Voraus abbuchen und was passieren würde, wenn mal nicht genügend Geld eingegangen wäre. Zudem wollte Saba alle Prims, die noch ihr gehörte, soweit möglich an Diabolus verkaufen, so dass er die völlige Gewalt über die Sim hätte.

Eine kurze Idee war es, jemanden zu finden, der als Unternehmer die Umsatzsteuer ausweisen kann, aber das wurde schnell wieder verworfen.

Dann ging es endgültig ans Eingemachte, nämlich darum, wer eigentlich wirklich bereit wäre, zu zahlen und in welchem Masse er das leisten könne. Bei damals noch etwa 15 Spielern hätte man grob 14,5 Personen gebraucht, die jeden Monat 20 Euro bezahlen. Und ab da wurde es dann richtig interessant.

Einige wollten, dass es eine öffentliche Liste gibt, wer wieviel bezahlt – andere wollten eben genau das nicht. Das ganze Modell kam uns sehr wackelig vor, man hätte sich so von Monat zu Monat gehangelt, was auch der Realität entsprochen hätte. Glücklich waren wir alle nicht damit gewesen, aber es zeichnete sich zu dem Zeitpunkt eben auch keine bessere Lösungsmöglichkeit ab. Zu dem Zeitpunkt lagen die monatlichen Mieteinnahmen der Sim bei ca. 57.000 L$, also lag die noch aufzubringende Summe bei ca. 45.000 L$ plus evtl. ein kleines Finanzpolster für schlechtere Tage.

Hochgerechnet kamen wir als Mindestmietpreis auf 7,33 L$ pro Prim im Monat. Darunter Land anzubieten wäre glatter finanzieller Selbstmord gewesen.

Parallel zu der Diskussion meldeten sich die Spieler bei Dia in IMs mit den Beträgen, die sie monatlich zu zahlen in der Lage bereit wären. Von Anfang an signalisierte Dia mir dabei in regelmäßigen Wasserstandsmeldungen, dass die sich abzeichnende Tendenz düster aussieht, und der nötige Mietbetrag bei diesen Beträgen (die ich nie zu Gesicht bekam, wieso auch?) niemals zusammen kommen würde, also die Sim im Februar 2009 spätestens aus Gor weg gewesen wäre.

Knapp zwei Stunden nach Beginn der Sitzung ließ dann Dia auch die Bombe platzen und sagte, er lehne es ab, das Risiko einzugehen, da die ihm bisher genannten Beträge niemals auch nur annäherungsweise dafür ausreichen würden, die Miete zu bestreiten. Natürlich kam diese Botschaft nicht gut an, und es wurde munter weiter diskutiert, schließlich ging er einen Kompromiss in der Form ein, dass sich noch bis zum kommenden Sonntag die Leute weiter bei ihm mit neuen Geldzusagen melden könnten und dann würde er entscheiden. Damit konnte dann die Mehrheit zumindest beruhigter schlafen.

Einige waren auf einmal bereit, um den Februar zu retten, auch größere Einmalzahlungen zu leisten. So oder so, es reichte aber nicht und wurde ein wenig hektisch, und dünnte sich auch langsam aus.

Es kam auch die Idee, Saba doch noch zu überreden, weiterhin die Besitzerin zu spielen und dass die Spielerschaft doch kräftigst Geld zuschiessen würde, um die Sim zu erhalten. Das aber hatte sie im Vorfeld schon abgelehnt gehabt.

Es zeigte sich schlicht und einfach, dass eine solche Simfinanzierung viel zu wackelig gewesen und schlichtweg nicht machbar gewesen wäre. Es kam die Idee auf, es wie in Carima zu machen, aber mit 15 Leuten wäre auch das absolut illusorisch gewesen.

Als alternative Idee kam auf, wenn man schon die Sim nicht halten kann, zumindest sich als Gruppe irgendwo eine Parzelle zu mieten und dort weiterzumachen – oder eine Homesteadsim zu nehmen. Aber so richtig wollte das dann zu der späten Stunde keiner mehr wirklich in Angriff nehmen.

Als ich dann nach drei Stunden Sitzung diese schloss, passierte das vollkommen Unerwartete: unter uns weilte schon die ganze Zeit in Kajiraform unser Nichtretter, und dieser offenbarte sich in einem Dramenauftritt, der sich gewaschen hatte!

Die überraschende Offenbarung, oder: unser Nichtretter watscht uns alle ab…

Der Nichtretter war dabei eine Spielerin gewesen, die eine besonders nette, weich lächelnde Kajira gab. Sie sollte vor allem goreanische Events aus dem Hut zaubern und war seinerzeit dafür von Saba angeworben worden. In der kurzen Zeit nach meiner Wahl bis zur OOC-Sitzung zeichnete sie sich vor allem dadurch aus, dass sie mir gegenüber keine eigene Meinung formulieren wollte/konnte und mit ihrer Meinung ständig hinter dem Berg hielt.

Meine Fresse, das änderte jetzt aber nach Sitzungsende radikal, die Hälfte der Leute war schon gegangen, da lederte sie auf einmal so richtig derbe los.

Ihr Drama begann damit, dass sie ankündigte, Talbot zu verlassen. Gut, das alleine interessierte noch keinen noch wäre das was besonderes gewesen, sie war nicht lange dabei gewesen, es war ein sinkendes Schiff, die Äußerung war verständlich.

Dann meinte sie, Talbot sei tot, es ginge schon seit Wochen den Berg ab. Dass es schon längere Zeit bergab ging, war wirklich keine bahnbrechende Erkenntnis noch neu, und dass es zu dem Zeitpunkt schon eine halbe Leiche gewesen ist, auch nicht Aber es kam noch besser, denn dann sagte sie, was ihr wirklich missfiel, und um es kurz zu machen: wir hatten eine äußerst gekränkte Künstlerseele vor uns!

Sie sei ja mit großen Plänen hergekommen gewesen, wollte ein besonderes Gor schaffen, aber inzwischen sei ihr alles viel zu kleinkariert wie in einem Kaninchenzüchterverein und dafür gäbe sie kein Geld aus. Mit kleinkariert war übrigens ich gemeint, das sagte sie auch unumwunden offen, damit jeder Bescheid weiß, was die Stunde geschlagen habe.

Dann kam als Höhepunkt des Dramas die Offenbarung: sie hätte locker das Geld, die Sim zu übernehmen und auch zu finanzieren, aber wofür bitte solle sie denn monatlich so viel Geld ausgeben, was es woanders in Gor besser gäbe? Vor ihrem Urlaub wäre noch Feuer da gewesen, aber dies sei nicht mehr da, Während sie so weiter ihre Reden schwang sagte ich ernst gemeint nur, dass ich nicht an dem Posten kleben würde und wenn jemand meint, es besser zu können, könne er es gerne probieren.

Jedenfalls der höchst dramatische, selbstgerechte und thetralische Dialog von ihr lief ununterbrochen weiter, und oh Wunder, das Orakel in Form unseres Nichtretters hatte auf einmal doch eine Meinung, die es nun auch äußerte. Diese war kurz gesagt diese: die Leute wären im Laufe der Zeit immer fader und fader geworden, bis letzten Endes als Höhepunkt dieser Entwicklung ich aufgetaucht gewesen wäre, und zu allem Überfluss wollte ich ja auch so etwas schreckliches wie OOC-Parties einrichten. Seitdem sei ich für unseren Nichtretter tot gewesen.

Ihre Gardinenpredigt ging in der Form dann munter weiter, und des gekränkten Künstlerseelchens Hauptproblem war, dass ich alles kaputt machen würde, unfähig zu strukturiertem Denken sei (den Vorwurf hatte ich davor und danach nie mehr in meinem Leben gehört), keine Visionen hätte, die die Leute mitreissen würden, sondern eben Vereinsmeierei betreiben, sie sei seit über einem Jahr bei Ubaren und Administratoren gewesen, und ich sei der schlechtest Admin ever, den sie jemals erlebt habe.

Kurz und gut, es war der selbstgefällige Auftritt einer Dramenqueen, wie er im Buche stand, und keiner der sonst noch anwesenden Personen war mit ihr einer Meinung. Ich meine, was für Visionen soll man auch schon groß entwickeln können, wenn es erst einmal darum geht, den Fortbestand der Sim an sich innerhalb von weniger als einer Woche zu retten. Da muss man eben Prioritäten setzen und eines nach dem Anderen abarbeiten. Wir hatten ja diverse Ideen bereits durchdacht und diese in der Einladung auch mitgeteilt gehabt, aber die Diskussion über die Simfinanzierung war einfach wichtiger.

Es war denn auch schon gegen 1 Uhr gewesen, also Zeit genug, schlafen zu gehen. Aber es sollte dann am nächsten Tag noch besser kommen.

Wie im antiken Theater: Deus ex machina!

Am Freitag morgen dann kam es zu einer faustdicken Überraschung: es gab von Saba in der Talbotgruppe eine Mitteilung, dass sie einen Käufer für die Sim gefunden hätte, der sie in der Form erhalten wolle. Es handelte sich dabei um einen alten Freund von ihr, der bisher auf einer Nachbarsim eine Burg bewohnte und es sich leisten konnte, die Sim zu übernehmen.

Bisher war er nicht wirklich stark im Spiel in Erscheinung getreten, und nun kaufte dieser uns allen doch recht unbekannte Graf die Sim Talbot. Alle waren zuerst einmal erleichtert, dass die Sim nun weiter Bestand hat – zumindest ließ die Gruppenmitteilung daran keinen Zweifel. Tatsächlich bestand sie unter der Eigentümerschaft des Grafen noch bis Mai 2010.

Andererseits aber war nun eine große Ungewißheit da: wer ist der Graf, was will er, was ändert sich? Also wurde schnellstens eine nächste OOC-Sitzung am Sonntag, den 18. Januar 2009, anberaumt, die nur ein Ziel hatte: sich gegenseitig kennenzulernen. Doch dazu dann später mehr.

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