Was schon einige Zeit lang in der Luft lag, wurde heute Wirklichkeit: Zasta Korobase hat sein IC-Amt als Administrator der Freien und Handelsstadt Lydius aufgegeben.

Über die Gründe liest man am Besten sein Blog durch, wer dies in letzter Zeit aufmerksam verfolgt hat weiß, dass er schon einige Zeit lang mit der Idee schwanger ging, heute nun hat er den Schritt vollzogen. Die Frage ist bei so etwas weniger alleine, warum ist das geschehen, sondern viel wichtiger: was und wer kommt nun nach? So oder so, egal wie man zu der Tatsache per se steht, es ist Zastas gutes Recht, seine Freizeit so zu verbringen, wie er es will und nicht anders, vielleicht war es auch letzten Endes so, dass er Monat für Monat einen ordentlichen Batzen Geld ausgab, um die Sim mit am Laufen zu halten, und er bekam letzten Endes nichts anderes als ständig nur Meckereien und Schimpftiraden ab. Klar, da wird selbst der stärkste Mensch irgendwann müde und gibt auf. Es ist eine Entscheidung, die zu respektieren ist, denn es ist nicht selbstverständlich, dass da täglich jemand stundenlang für eine Sim den Vorturner macht, sondern von ihm auch ein Geschenk an seine Rollenspielgemeinschaft. Leider wird dieses Geschenk viel zu oft nicht wirklich geschätzt.

Stiller Himmel jedenfalls hat bei sich wiederum dieses Ereignis bereits für sich selber in Form eines Rants aufgearbeitet, in dem ein bisschen so durch Stillers Sicht die lydianischen Probleme beleuchtet werden. Weitere werden möglicherweise noch folgen, und wer bei Stiller ein wenig zwischen den Zeilen liest, wird schnell fündig, wo nach Stillers Meinung die Knackpunkte liegen.

Stilller entwirft das Bild von einer scheinbar glücklich pazifizierten Sim, in der man neben Vorlesungen auch bald Flohmärkte und OOC Silkparties erwarten könne. Und, was ist schlecht daran? Das ist nur Meckern auf hohem Niveau, solange es der Sim, ihrem Erhalt und der Marke Lydius als solches dient, ist daran nichts falsch, wenn man mal ein wenig Spaß hat, im Gegenteil.

Diese Meinung, die vor allem sehr viele besonders strikten Rollenspieler haben, erinnert mich immer wieder fatal an den Puritanismus in den USA, den mal H.L. Mencken spöttisch als „die quälende Furcht, dass irgendjemand irgendwo glücklich sein könnte“ bezeichnete. Bloß keine OOC-Parties, Flohmärkte und sonst was, da könnten ja andere Spaß haben und ich müsste zugeben, dass ich unter all dem Grummlertum insgeheim auch daran Spaß habe, mein Ruf würde daran massiv leiden und daher kann ich das nicht für gut befinden! Furchtbar, furchtbar, sei’s drum.

Weiterhin sieht Stiller die Entscheidung als richtig, aber für die Sim viel zu spät an, daraus kann man folgerichtig schließen, dass nach Stillers Meinung Zasta schon früher den Sessel hätte räumen sollen. Warum? Weil es eine gewisse Anzahl an politikinteressierten RPlern gegeben habe, die damals von allen Seiten massiv etwas aufs Dach bekommen hätten und daher nun die Biedermeierfreuden der inneren Resignation durchleben würden – sie hätten sich entweder in ruhige Positionen zurückgezogen oder seien weiter gezogen.

Wirklich, ich habe schon lange nicht mehr einen so egoistischen Part gelesen. Es heißt nämlich im Klartext nichts anderes als „RABÄÄÄÄH, ihr macht bei meiner Spielweise nicht mit, ihr seid schuld, IHR IHR IHR Dösbaddel – also züchte ich von nun an nur noch Rosen!“ Es spricht ja nichts dagegen, dass man intrigiert und so etwas ins RP mit einbringt, aber – und da beginnt schon der Denkfehler – der IC-Administrator wird auch häufig als OOC-Chef der Veranstaltung angesehen, teilweise in diese Rolle gedrängt und letztendlich bleibt ihm nicht viel mehr übrig, als in dieser Rolle dann auch zu agieren und sie auszufüllen. Dazu benötigt man eine starke Leidensfähigkeit und ein gewisses Persönlichkeitsprofil mit diversen Qualitäten, das nicht jeder hat. Nur weil jemand gerne wie Isnogud nun IC „Ich will Kalif anstelle des Kalifen werden!“ spielt, heißt das noch lange nicht, dass er auch schon alleine deshalb wirklich als Wannabe tatsächlich einen guten Administrator abgeben würde, hätte er mal sein Ziel erreicht!

Dazu kommt, wenn diese Klientel tatsächlich von allen Seiten massiv aufs Dach bekommen hat, mal die bescheidene Frage: warum ist das so gewesen? Könnte es vielleicht sein, dass diese Spieler – und im Zusammenhang von Lydius hörte man das ja oft genug – unbeirrt dominant versucht haben, der restlichen Spielerschaft ihr Spiel ohne Rücksicht auf Verluste aufs Auge drücken wollten und diese womöglich deshalb rebellierte? Denn von nichts kommt nichts, es wird schon einen massiven Grund gehabt haben, wieso die Spielerschaft da letzten Endes eben nicht mitzog!

Stiller meint also, einen Plan B neben „die politikinteressierten Spieler werdens schon richten“ scheint es nicht zu geben. Falsch! Plan B ist nämlich ganz einfach, dass sich mal die komplette Besitzerriege von Lydius OOC zusammensetzt, festlegt, wohin sie sich mit der Sim weiter entwickeln wollen und entsprechend OOC für einen neuen Scheffe sorgen. Das mag nicht goreanisch klingen, ist aber machbar und es gilt immer noch: wer zahlt, schafft an!

Gut, in einem Punkt mache ich mir auch nichts vor, wir sind alle Diven und wenn man uns in mancherlei Hinsicht nicht beachtet, werden Diven mitunter auch schon einmal eingeschnappt. Wenn man dann der Meinung ist, man kommt in seiner Heimatsim nicht mehr zu der gewünschten Spielweise, kann man entweder auf Sturkopf machen und geht, oder aber passt sich an und kommt vielleicht irgendwann mal wieder in der Zukunft zu seinem Spiel. Zeus nannte das erstere Verhalten einmal „In Schönheit sterben“, und nicht zu Unrecht.

Mache ich mir Sorgen um Lydius? Nein, gar nicht. Die Sim war schon öfters tot gesagt, und hat bisher immer allen Unkenrufen zum Trotz überlebt, wenn man es richtig anpackt und wieder ein paar Stränge anstößt, die die RP-Flaute vertreiben, wird es auch da wieder viel mehr Leben geben. Es muss nur eben irgendeiner damit anfangen… das ist alles.

6 Gedanke zu “Der König ist tot, lang lebe der König!”
  1. Barth, ich bin auch weiterhin Owner und bleibe das auch.
    Ich wollte nur meine Rolle wieder in eine Richtung entwickeln, in der sie mir persönlich (egoistisch, ich weiß) wieder richtig Spaß macht.
    Dafür kriege ich im Moment mächtig Feuer unterm Arsch – aber Du hast „Plan B“ durchaus schon ziemlich erkannt. Der tritt aber nur ein, wenn „Plan A“ tatsächlich scheitert. Und ich traue den Spielern in Lydius – optimistisch wie ich bin – zu, das zu lösen, ohne dass Papa Händchen hält.
    Ich habe definitiv nicht die Gelassenheit, mit dem ständigen Kreuzfeuer klarzukommen, das die Administratorrolle nunmal zwangsläufig mit sich zu bringen scheint. Insofern tue ich mir und vor allem der Spielergemeinschaft da durchaus einen Gefallen. Aber das muss eben erst realisiert werden. Zum Teil spielt da auch bestimmt das übliche Verhalten mit, Veränderung immer zuerst als Risiko zu begreifen, da reagiert man schnell etwas in die negative Richtung über.

    1. Dass du Owner bleibst, was mir klar. Aber du hast eben das gestalterische Heft aus der Hand gegeben, und nun balgen schlimmstenfalls ein Haufen Leute sich darum, wer nun in Zukunft in Lydius IC das Sagen haben wird. Du bist eben nicht mehr primus inter pares, sondern nur noch eine der vielen Stimmen im Chor, das ist ein großes Machtvakuum, das es zu füllen gilt. Und irgendwas wird nachkommen.

      Dass sich nun die Leute balgen – tut mir leid, aber das ist meine Meinung – ist die denkbar schlechteste Möglichkeit, eine neue Führung für die Sim zu finden und zu installieren, denn das Amt des Administrators ist eben mehr als nur IC, es ist auch massives OOC-Management und der Sim Papa sein. Damit kriegt man nämlich meistens nicht denjenigen ans Ruder, der wirklich am geeignetsten für die Leitung der Sim wäre, sondern denjenigen, der die dickste Freundesliste hat und am meisten seiner Kumpels überzeugen kann, wie toll und sonstwas er doch dafür ist. Es ist kein Wettbewerb der Befähigung, sondern der Beliebtheit bzw. Fertigkeit, ob er Armeen oder sonstwas rekrutieren kann, jemand der gut im rollenspielerischen Absägen bzw. Durchsetzen seiner Interessen ist, der ist noch lange nicht automatisch gleichzeitig eine gute Führungspersönlichkeit. Es spricht natürlich nichts dagegen, mal den Chef für kurze Zeit abzusetzen, aber danach muss er irgendwie eben wieder installiert sein.

      Zum Kreuzfeuer und dergleichen, ich kenne das aus eigener Erfahrung – been there, done that. Ansonsten mag ich da nicht werten, die Zeit wird es zeigen.

      1. Da ich immer noch „der Richter“ bin, bleibe ich Ansprechpartner. Du kennst das ja noch. Wer in Lydius was will, geht immer zu „dem Richter“. Ich bin die nette Variante des Saint of Killers.

        Es ist eine reine IC-Sache. OOC gibt niemand irgendein Heft aus irgendeiner Hand. Und was IC wird – da lass ich mich überraschen.
        Im Moment generiert das interessantes RP – und da kann viel passieren.

        1. Och, ich habe gestern mit dem neuen Administrator Gar nett getafelt, da möchte ich mich gar nicht mal beklagen. 🙂

          Was ich aber meine, ist nach wie vor eben das: das Oberhaupt bestimmt ja die Geschicke der Gruppe IC. Das hat aber auch OOC-Konsequenzen, denn seine Politik kann ja durchaus dafür sorgen, dass nun neue Spieler anrauschen – aber sind es auch die richtigen? Genauso gut kann es aber auch sein, dass er gewisse Klientels von Rollenspielern verscheucht. Nun kann der Administrator Owner sein, er muss es nicht, jedenfalls sollte aber das, was er da veranstaltet besser konform mit den Ownern liegen, denn sonst gibt es Knatsch. Wenn diese Verbindung nicht passt, dann geht es irgendwann meistens schief, Owner verlieren die Lust am da bleiben, hören damit auf, verlassen die Sim und es gibt ein Problem.

          Bei den meisten Sims ist es erst einmal so, dass der IC-Oberhaupt auch OOC als Oberhaupt angesehen wird. Er muss sich den Stiefel nicht unbedingt anziehen, kann aber sein er tut es. So oder so aber spielt bei dem, was der IC-Cheffe so veranstaltet auch immer eine große Portion OOC mit rein und derjenige, der IC es geschafft hat, auf das Amt sich zu hieven/putschen/was auch immer, muss noch lange nicht automatisch unter dem Aspekt IC mit OOC gemeinsam betrachtet die beste Wahl sein.

    1. Mindestens so wichtig wie Fußball. Anders gesagt: so wichtig, wie man es werden lässt. Der eine spielt WoW (HARR!) und verzockt da Stunden, der zweite SL, der dritte fiebert im Fußball höllisch mit – alles braucht die Welt sicherlich nicht und alles hat seine begeisterten Anhänger. Also…

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