Ich begreife es nicht, oder: die Invasion der Gruselpüppchen!

Bei den weiblichen Avataren haben sich auf breiter Front in Second Life inzwischen Meshkörper mit Meshköpfen durchgesetzt und das aus gutem Grund: sie sehen einfach deutlich besser aus als der Systemstandard und haben bessere Funktionen.

Besonders beliebt sind dabei die Körper von Maitreya. Dies hat zu einer paradoxen Situation geführt: einerseits lebt Second Lifes Kleidungsbranche sehr stark von der Individualisierung des Avatars, denn jeder will anders aussehen und gibt dafür eine Menge Geld aus, genau das Ziel zu erreichen.

Andererseits laufen aber inzwischen sehr viele mit dem Kopf von Maitreya herum. Gerade der Kopf und seine Gestaltung ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Gestaltung der eigenen Individualität in Second Life, was einfach psychologische Gründe beim Menschen und seiner Wahrnehmung hat. Und gerade jetzt laufen einmal sehr viele Leute, die Wert auf ihre Individualität legen, mit demselben Kopf von Maitreya herum.

Die Dinger sind einfach nur grässlich hässlich, püppchenhaft und sehen überall ziemlich gleich aus, was die eigene Individualität zerstört, denn man wird austauschbare Einheitsware, so wie eben auch jede Barbie von Mattel im Grunde gleich aussieht. Wobei das Problem nicht nur Maitreya betrifft, deren Kopf ist aber am verbreitetsten, viele andere Meshköpfe sehen auch nicht besser aus.

Aber mal ehrlich: muss das denn sein, dass man einen Haufen Geld ausgibt, nur um dann die eigene Individualität zu sabotieren und sich so einen Gruselkopf aufzusetzen, bei dem einen wirklich so ziemlich alles vergeht? Ich finde nicht.

Angespielt: Wildstar Reloaded

Einige von euch kennen vielleicht Wildstar, das MMORPG, das antrat, die Hardcorespieler von WoW glücklich zu machen, in dem es alles knüppelhart machte, was es nur zu machen gab – die Levelphase, 40-Mann-Raids und anderes mehr – und nach kurzer Zeit nach seiner Veröffentlichung in 2014 so tot war, dass es nun am 29. September 2015 unter dem Namen „Wildstar Reloaded“ als Free to play wiedereröffnet wurde.

Wildstar bedient sich dabei des typischen F2P-Modells: wer gewisse Annehmlichkeiten haben will, der muss dafür zahlen. Wer nicht, der lässt es eben bleiben. Die Frage dabei ist aber: was bekommt man eigentlich dafür und worum dreht es sich?

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Dieser freundliche Herr da oben ist Oddball Jenkins, seines Zeichens ein Angehöriger des Volks der Chua und Esper von Beruf. Esper können alleine mit Hilfe ihrer Gedanken töten und heilen, daher brauchen sie keine althergebrachten Waffen. Er sieht ziemlich durchgeknallt aus und das ist er auch, im Grunde ist das ganze Spiel in diesem comichaften, quietschbunten Stil gehalten, der nach einer Art Cowboyshowdown im Weltraum aussieht.

Und so sieht es dann im Spiel aus, ein typischer Ort im Anfangsgebiet:

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Das Spiel selber ist in diesem großen, einfachen, farbigen und plakativen Comicstil gehalten. Wer das nicht ab kann, der ist hier schon mal definitiv falsch. Die Figuren sind alle derartig überzeichnet und auch der Humor ist ziemlich überdreht.

Worum es geht? Nun, es gibt im Weltraum zwei Fraktionen, einmal das die Galaxie beherrschende Dominion, das aus vier Völkern besteht und die Verbannten, die ebenfalls aus vier Völkern bestehen. Das Dominion fand kürzlich die sagenumwobene Heimat ihrer Väter, den Planeten Nexus, und will diesen für sich in Anspruch nehmen, dumm nur, dass die Verbannten diesen Planeten auch fanden und diesen zu ihrer neuen Heimatwelt machen wollen. Es gibt also zwei Fraktionen, die sich gegeneinander spinnefeind sind und dazu sechs Klassen.

Das Ganze ist dann ziemlich old school implementiert, es gibt das bekannte Questsystem und ab und an Herausforderungen. Die Questtexte sind auf Briefmarkengröße dargestellt und naja, mal so und mal so. Das Kampfsystem bedient sich sog. Telegrafen, was toll klingt aber im Grunde nichts anderes als eine ständige Anzeige ist, in welchem Bereich der eigene Zauber und die der Monster Schaden machen und wo nicht. Man ist also ständig in Bewegung – das System hat auch TERA in seinen Anfangsgebieten implementiert, danach aber abgeschaltet, ist also absolut nichts neues.

Das Leveln stellt keine große Anstrengung dar, es zeigt sich gewohnt weich und langweilig. Vermutlich war dies vor der Umstellung anders. Ansonsten ist auch alles drin, was man von einem MMORPG eben so erwarten kann, aber wirklich innovativ ist dieses Spiel dann eben auch nicht. Es folgt nur bekannten Pfaden und wagt keine Neuerungen.

Aktuell kommen durch die Umstellung massive technische Probleme dazu in Form von Warteschlangen, ständigen Verbindungsabbrüchen, unangekündigten Serverwartungen tagsüber und oftmals massivem Lag im Spiel. Wer es wirklich spielen will, der sollte besser ein bis zwei Wochen warten, bis diese Probleme wohl vom Hersteller beseitigt worden sind.

Ist es nun ein schlechtes Spiel? Sicher nicht, es ist gut und solide gemacht, aber auch nichts wirklich neues. Für viele wird es einfach nur ein Lückenfüller sein bis in World of Warcraft die neue Erweiterung „Legion“ auf den Markt kommt, und dann sind sie erst einmal wieder weg.

Festungen Gors, heute: die Marsh Wood Piraten

Ich habe heute beim Simhopping eine mir bis dato unbekannte Gruppe gefunden, die Rollenspiel sowohl auf Englisch als auch Deutsch nach Simbeschreibung macht, die Marsh Wood Piraten auf der Sim Marsh Wood.

Der Simanfang sieht hoffnungsvoll aus:

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Der Rest der Sim ist es nicht:

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Die Regeln besagen unter anderem das völlige Verbot von Enterhaken, und welchen Weg man als Angreifer nehmen muss, ist mal wieder durch die Simgestaltung vorgegeben. „Durch diese hohle Gasse muss er kommen“ war beim Bau da das Motto, und so ziemlich alle Vorteile auf der Sim liegen mal wieder in der Hand der Einwohner. Diese verfügen natürlich auch über die beliebten Rutschleinen so wie das Krebsgeschwür aktueller Gorsims, diese unsäglichen Roleplaydoors.

Kurz und gut: da will man nicht hin, solange man nicht kämpfen will. Besser ist da eindeutig links liegen lassen und sich einen gesetzteren Spielort suchen!

Bad Science

Vielleicht will ja der eine oder andere mal einen durchgeknallten Wissenschaftler spielen. Das Internet ist voll von angeblichen Erkenntnissen der Wissenschaft, die irgendjemand angeblich zu unterdrücken versucht, und die angeblich richtig angewandt den Weltfrieden, Wohlstand für alle, Ende des Hungers und ähnliches bedeuten könnten. Die Videos solcher Dinge auf Youtube sind Legion.

Fangen wir mal mit einem Klassiker an, dem Magnetmotor. Was das ist, sieht man hier im Video deutlich, eine Vorrichtung, die angeblich Raumenergie in Strom umwandelt. Wissenschaftlich gesehen ist das Ding Schrott, denn es gibt so etwas wie Raumenergie nicht und das Ding stellt ein Perpetuum Mobile dar, was gegen den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik verstößt. Also ein Ding der Unmöglichkeit!

Als nächstes widmen wir uns dann der Hohlerde. Die Theorie: wir leben in Wirklichkeit nicht auf der Erde, sondern die Erde sei hohl, in ihrer Mitte eine kleine Sonne und wir würden auf der Innenseite des Planeten leben. Stellen wir uns mal kurz vor, das sei so, dann ist eine banale Frage: wohin mit der Wärme der Sonne? Das Erdinnere als weitestgehend abgechlossenes System müsste sich extrem lebensfeindlich aufheizen. Dies tut aber der Theorie keinen Abbruch bis heute, und auch der Klassiker des Geradstreckenverlegers kommt vor. Wahnsinn!

Dazu dann was weiteres, esoterisches – nämlich die Smaragdtafeln von Thoth, dem Atlanter. Besonders heftiger Stoff!

https://www.youtube.com/watch?v=1PmBjEyztAQ

Darauf gönnen wir uns dann noch gleich einen homöopathischen Vollrausch – denn auch die Homöopathie ist nichts als ein Hirngespinst und jenseits des Placeboeffekts unwirksam!

Chemtrails – sie sind gekommen, uns zu vernichten!

Was anderes, aber auch nicht minder beliebt: die BRD GmbH! Fakt ist: das Völkerrechtssubjekt Deutschland existiert seit 1867 ununterbroche

Und hier noch etwas wissenschaftliches, nämlich Prof. Dr. Harald Lesch erklärt mal genau, was Pseudowissenschaften sind, wie sie funktionieren und wie man sie entlarven kann:

https://www.youtube.com/watch?v=EeSSY6Dxxv4

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes – Amen!

Second Life als virtuelle Sandboxplattform ist so gut und so schlecht wie die Menschen, die es bevölkern. Dementsprechend findet sich in Second Life so ziemlich das komplette Verhaltensspektrum der Menschen wieder: man pflegt Freundschaften, betreibt Spiele, macht Rollenspiele, geht tanzen, entspannt sich, vögelt so weit es geht, gründet Familien, heiratet und trennt sich, nur um sich danach zu versöhnen und erneut zu trennen, geht fremd, baut Sachen, kauft Sachen ein, errichtet Bibliotheken, singt oder besucht Livegesang, oder drückt seine eigene Spiritualität aus, in welcher Form auch immer.  Es gibt wirklich nichts, was es in Second Life nicht gibt.

Ein Forum, das nun den Anspruch hat, Second Life-Bewohnern eine Heimat zu bieten, wird früher oder später mit diesem kompletten Spektrum unterschiedlicher Inhalte konfrontiert. Die Gretchenfrage dabei ist aber: wo genau zieht man die Grenze zwischen erwünschten und unerwünschten Inhalten? Diese Frage ist nur schwer zu beantworten.

Nun ist es in Slinfo ja so, dass es dort seit Jahren eine ziemliche Bandbreite an Inhalten gab, sei es nun Gor als kontroverses Rollenspiel, frühere Diskussionen über die Beschneidung und ähnliches mehr. Offensichtlich müssen sich die Leute dort mindestens alle drei Monate einmal recht herzlich über ein Thema massiv zoffen und das Maul zerreißen, anders ist es ihnen dort wohl inzwischen zu langweilig.

Jetzt war es dabei wieder einmal soweit, der Stein des Anstoßes ist eine für sich alleine betrachtet völlig ungefährliche und harmlose Angelegenheit, nämlich eine christliche Laienpredigerin, die jeden Sonntag auf ihrer Parzelle in Second Life predigt und diese Predigten in Slinfo veröffentlichen wollte. Außerdem veranstaltet sie in Second Life auch noch eine Spendensammlung für diverse Hilfsorganisationen im wirklichen Leben. Das war dann des Guten zu viel und ein entsetztes Aufjaulen machte sich breit, ob so etwas nun in diesem Forum zu suchen hätte oder nicht.

Die sich daraus entwickelnde Diskussion war wieder wie gewohnt desaströs. Einige störten sich an der Spendensammlung: ja gut, das kann man. Wer in Second Life jemanden spendet, dem sollte man schon besser vertrauen können, denn es kann keiner garantieren, dass das Geld auch ankommt. Andererseits wird man damit wohl auch kaum wirklich reich, und so erwachsen sollten alle sein, selbst zu wissen, was sie tun oder eben lassen und wer spenden will, kann das ja auch direkt bei den jeweiligen Organisationen tun. Ich erinnere mich jedenfalls nicht daran, dass es damals als die Sache Hush Skins vs. Curio am Kochen war ein großes Problem darstellte, als zum Spenden aufgerufen worden ist. Die Grundproblematik dabei ist nämlich genau dieselbe. Hier aber, unter einem anderen Vorzeichen, wird auf einmal ein Riesenfass aufgemacht, nur wird die Predigerin hier wohl kaum die Summen einsammeln können, die seinerzeit im DMCA-Streit tatsächlich erzielt worden sind. So viel dazu.

Die zweite Baustelle an der Thematik ist, ob man Predigten in dem Forum haben will oder eben nicht. Die Mehrheit in Slinfo will es laut einer Umfrage offensichtlich nicht, aber für mich stellt sich da die einfache Frage: wieso denn nicht? Man hat in dem Forum doch ansonsten auch kaum Berührungsängste mit äußerst kontroversen Themen wie Gor oder Politik, was spricht denn dann dagegen, mal dazu einen anderen Themenbereich zuzulassen?

So aber entstand daraus noch eine Diskussion mit über 100 Beiträgen zu der Frage, ob man dort Predigten veröffentlicht sehen will oder nicht. Dies ist mal wieder das typische Zeichen eines Forums mit einer sich dort festgefressenen Elite, die nur noch das zulassen will, was ihr gefällt und anderes gnadenlos wegbeißt. Es ist ja schließlich nicht so, dass sich in den Foren noch wirklich viel neues Leben zeigt, die Zeiten sind ja lange vorbei und im Grunde muss man doch froh sein für jeden neuen Schreiberling, der mal ein wenig neue Akzente setzt und dort ein wenig frischen Wind rein bringt. Genau das wollte die Laienpredigerin tun und genau das will offensichtlich die Mehrheit der Leute, die abgestimmt hat, nicht haben.

Wobei damit nicht gesagt ist, dass diese Umfrage dann unbedingt deckungsgleich mit der Meinung der Forenleitung sein muss. Und letzten Endes entscheidet die. Die Artikel gegen mögliche Predigten schreibt aber nicht die Forenleitung, sondern die Leute, die abgestimmt haben. Und genau die sorgen dann im Zweifelsfall für die schlechte Laune.